Dortmund. BVB-Chef Lars Ricken setzt mit dem Rauswurf von Sven Mislintat ein klares Zeichen. Die Kritik an ihm dürfte leiser werden. Ein Kommentar.
Wofür steht eigentlich Lars Ricken? Diese Frage war oft zu hören, seit der 48-Jährige im vergangenen Mai recht überraschend zum Sport-Geschäftsführer von Borussia Dortmund ernannt worden war. Man wusste, dass er als Spieler den Ball mal ziemlich gut gelupft hatte, dass er mal in einem reichlich missglückten Werbespot mitgewirkt hatte, dass er ein sehr umgänglicher Typ ist und dass er sich als Nachwuchsdirektor des BVB einige Meriten erworben hatte.
Aber würde all das reichen, um die sportlichen Geschicke des BVB zu verantworten, um im Haifischbecken Profifußball an derart exponierter Stelle zu bestehen? Die Frage ist auch ein gutes halbes Jahr später noch nicht beantwortet. Dass der BVB sportlich in eine der größeren Krisen der jüngeren Vergangenheit geschlittert ist, kann man Ricken schlecht vorwerfen nach so kurzer Zeit im Amt – viele Entscheidungen, die dazu führten, hat er ja gar nicht verantwortet.

BVB: Mislintat und die vielen Nebenkriegsschauplätze
Sehr wohl aber darf man bewerten, wie der Neuling im Amt mit dieser Krise umgeht. Und nachdem er sich lange dezent im Hintergrund hielt, ist nun zu sehen, wie Ricken die Zügel an sich reißt. Er hat Matthias Sammer klargemacht, dass ein BVB-Berater nicht gleichzeitig im TV den Klub zerlegen kann. Er hat die Trennung von Trainer Nuri Sahin verantwortet und er hat nun auch Kaderplaner Sven Mislintat vor die Tür gesetzt, weil der Verantwortung für die vielen internen Nebenkriegsschauplätze trug.
Ricken ist vor klaren Entscheidungen nicht zurückgeschreckt, er hat sich profiliert und ein Stück weit auch emanzipiert vom Überboss Hans-Joachim Watzke, indem er Personalentscheidungen zurückgedreht hat, die der mitgetragen hatte. Ob das den Erfolg zurückbringt? Das wird die Zukunft zeigen.
Die Zweifel, ob Ricken der Wucht seines Amts gewachsen ist – die dürften erst einmal deutlich leiser werden.