Dortmund. Marcel Sabitzer steckt in einem Tief. Die Nummer 20 steht vor richtungsweisenden Monaten beim BVB. Welche Rolle hat er künftig?
In den vergangenen Tagen hat Borussia Dortmund ein Video veröffentlicht, darin sitzen Marcel Sabitzer und Nico Schlotterbeck nebeneinander. Beide tragen einen gelben Trainingsanzug, Sabitzer hat sich die langen Haare nach hinten zu einem Zopf zusammengebunden, und wenn man ihm zuhört, wie er gemeinsam mit Schlotterbeck über den wilden Ritt ins Champions-League-Finale 2024 spricht, dann erkennt man in ihm einen potenziellen Fanliebling.
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Der 30-Jährige erzählt, wie er die Saison mit nur einem Paar Schuhe gespielt habe, doch vor dem Finale „waren sie so kaputt, ich musste sie wechseln“. Ohne seine Glücksbringer ging das Endspiel gegen Real Madrid 0:2 verloren. „Es ist schwierig, darüber zu reden. Das Negative kommt sofort hoch“, sagt Sabitzer. Nach dem Spiel hätte seine Tochter die Silbermedaille entdeckt und geglaubt, dass er das Finale gewonnen habe. „Doch ich musste sagen: Die anderen haben eine goldene. Ich kann nicht in Worte fassen, wie emotional zerstört man war.“
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Ein halbes Jahr ist seitdem vergangenen, aber es lohnt sich, sich noch einmal zu vergegenwärtigen, dass Sabitzer damals eine der schwarz-gelben Führungsfiguren zu werden schien. Nur durch ihn war der BVB ins Königsklassen-Endspiel gesprintet, weinend saß er nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen. Wer so leidet, den schließen die Fans in ihr Herz.
Nur, es sollte anders kommen.
Marcel Sabitzers BVB-Bilanz: Nicht ein Tor, nicht eine Vorlage
In dieser Saison gehört der Österreicher zu den Rätseln im schwarz-gelben Kader. Unter Trainer Nuri Sahin ist Sabitzer in ein Leistungsloch gefallen. Nicht ein Tor hat er bislang geschossen, nicht einen Treffer hat er vorbereitet. Eigentlich verfügt der Mittelfeldspieler über die Gabe, wenn ihm die nötige Freiheit eingeräumt wird, überall auf dem Platz aufzutauchen und durch seine plötzlichen Läufe in die Offensive, Gefahr heraufzubeschwören. Ein ständiger Unruheherd mit taktischen Schwächen, denn Sabitzer vergisst dabei manchmal, die notwendigen Räume zu schließen.
Aber schon in den ersten Wochen unter Sahin gab es ein Missverständnis. Der Nachfolger von Edin Terzic stellte den Zentrumsspieler Sabitzer auf die Außenbahn und gab diesem dadurch ein Anforderungsprofil, mit dem der Profi sichtlich fremdelte. Sabitzer beklagte sich öffentlich über diese Rolle, was wiederum zu einem Rüffel von Sport-Geschäftsführer Lars Ricken führte. „Wichtig ist, dass gerade in so einer Situation die Einzelinteressen nicht der Hauptfokus sein sollten, sondern sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt“, stellte Ricken klar.
BVB: Maximilian Beier macht Marcel Sabitzer Konkurrenz
Anstatt anzuführen, sorgte Sabitzer für öffentliche Unruhe. Sahin hat ihn seit Oktober nicht mehr als Außenspieler aufgestellt, meist positioniert er seinen Fußballer auf der Acht. Eine Rolle, die Sabitzer liegt. Aber an die Auftritte der vergangenen Spielzeit konnte die Nummer 20 nicht anknüpfen. Auch weil sie wie etwa beim 1:1 gegen den FC Bayern große Torgelegenheiten vergab.
Und es gibt Konkurrenz. Maximilian Beier hat sich nach seinem komplizierten Start gesteigert. Beim Jahresabschluss in Wolfsburg, als Dortmund 3:1 siegte, bewies Beier, dass er im Zentrum neben Julian Brandt eine Bereicherung sein kann. Vor allem, weil sich Beier durch seine Läufe hinter die Abwehrkette mit Stürmer Serhou Guirassy ergänzt. Ein ähnlicher Unruheherd wie Sabitzer, bloß dass Beier über mehr Dynamik verfügt und fleißig verteidigt.
Marcel Sabitzer - was wird seine Rolle beim BVB?
Marcel Sabitzer muss die kurze Vorbereitungszeit, bereits am 10. Januar geht es mit einem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen weiter, daher nutzen, um wieder auf sein früheres Level zu gelangen. Seit dem Sommer 2023 gehört er zum BVB, seitdem schwankt er zwischen miserablen Leistungen und mitreißenden Auftritten. Für den ehemaligen Bayern-Spieler dürften die kommenden Monate nun darüber entscheiden, welche Rolle er künftig im schwarz-gelben Trikot einnehmen wird. Kann er doch noch der uneingeschränkte Leistungsträger werden, der er zu werden schien? Oder fällt der Champions-League-Held des Jahres 2024 im Jahr 2025 zum Ergänzungsspieler ab?