Hagen. . Er war erst am Vortag angekommen - Tommy Lee Smith ist der neue Mann bei Basketball-Bundesligist Phoenix Hagen. Er soll den verletzten D.J. Covington ersetzen, bis dieser wieder fit ist. Im Spiel gegen Bayern München gab er sein Debüt - ein Einstand, der verloren ging. Mit 82:97 unterlagen die Hagener dem Favoriten aus München.

Pink sind die Schuhe, die er an den Füßen hat. Sie tragen Tommy Lee Smith über das Parkett, auf dem gerade das Spiel zwischen Phoenix Hagen und dem FC Bayern München zu Ende gegangen ist. Smith sieht ein wenig abgekämpft aus, der Schweiß steht ihm noch auf der Stirn. Lange sah es an diesem Abend so aus, als könnte der große Außenseiter aus Westfalen den roten Riesen die Überraschung abringen. Adam Hess (24 Punkte) war der Feuervogel, der am höchsten flog und am heißesten brannte. Seine Distanzwürfe hielten Phoenix bis zur Halbzeit im Spiel. 57:45 stand es da, doch am Ende setzte sich die Qualität der millionenschweren Münchner doch durch. Endstand: 82:97.

Smith hatte in der hitzigen Atmosphäre in der Halle am Ischeland beigetragen, was er konnte. Er holte Rebounds, er blockte Würfe, er machte zwei Punkte. Er war so sehr ins Spiel vertieft, dass er die Sirene zur Halbzeit glatt überhörte. Aber letztlich reichte es für ihn und seine Kameraden nicht. Die Punkte gegen den Abstieg muss der Klub in anderen Spielen holen. Dafür haben die Macher von Phoenix den 2,07-Mann ja verpflichtet. Sein Vertrag ist auf sechs Wochen beschränkt, der 34-Jährige soll den verletzen D.J. Covington ersetzen, bis dieser wieder fit ist. „Wir haben einen erfahrenen Mann gesucht, der Europa kennt und der uns sofort helfen kann“, erklärt Trainer Ingo Freyer. Zuletzt spielte Smith in der Mongolei und wurde dort Meister.

Mann aus Arizona hat in Kroatien gespielt

Es ist der Auftrag für einen, der schon viel gesehen hat in seinem Leben. Der Mann aus Arizona/USA hat in Kroatien bei KK Split gespielt, hat die Knochen in einer unterklassigen US-Profiliga für die Yakima Sunkings hingehalten, hat in der Dominikanischen Republik für CDP Domingo Paulino und Leones de Santo Somingo seine Punkte gemacht, in China bei den Liaoning Hunters, in Syrien bei Al-Jalaa SC, auf den Philippinen für San Miguel Beermen und Quakenbrück bei den Artland Dragons. Er ist ein Wandervogel, einer der nie länger irgendwo blieb. 2003 drafteten ihn die Chicago Bulls in der zweiten Runde. Der Traum von der NBA schlummerte in ihm.

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Doch sein Leben geriet irgendwann aus der Balance. 2008, als er in China spielte, brach er sich das Handgelenk. Er hatte zu viel Zeit und zu viele Sorgen um seine Karriere. Nach einer handfesten Auseinandersetzung mit seiner Freundin, die heute seine Frau ist, verhaftete ihn die Polizei. Er wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wegen schwerer Körperverletzung.

Offen geht er mit dieser Vergangenheit um. „Ich rede darüber. Ich habe in meiner Heimat (Phoenix, Arizona) eine Organisation, mit der ich Jugendlichen helfen möchte. Ich erzähle ihnen von mir, von meiner Geschichte, damit sie wissen, dass alles, was sie in ihrem Leben auf die Beine stellen, so schnell wieder kaputt sein kann. Ich habe Fehler gemacht, als ich jünger war, das hat mich zwei Jahre gekostet und mich Gott näher gebracht. Das ist der einzig Weg, den es geben kann.“

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In Hagen darf er nun wieder Basketball spielen. Endlich. Und demnächst vermutlich wieder erfolgreicher als an diesem Abend gegen die schier übermächtigen Bayern, die zumindest eine Halbzeit lang wankten. Das sah auch der neue Mann so, der erst am Vortag in Hagen angekommen war. „Wir haben nach der Halbzeit ein paar Dinge getan, die wir in der ersten Hälfte nicht getan haben. Das hat uns das Spiel gekostet.“ Seine neue Mannschaft gefällt ihm. „Ich mag das Team, jeder kann schießen. Und ich liebe die Fans, sie sind nah dran und sie sind die ganze Zeit im Spiel. Das ist ein tolles Gefühl.“

Ein Gefühl, das er noch öfter haben wird. Dann hoffentlich mit besserem Ausgang.