Hagen. . Phoenix Hagen kratzte an der Sensation: Bei der 82:97-Heimniederlage gegen Vizemeister FC Bayern München dominierten die Hausherren die erste Hälfte.

Am Ende war alles wie immer, das Ergebnis standesgemäß. 97:82 für den FC Bayern München, das klingt nach der üblichen Routine des hohen Favoriten. Doch so war es nicht, so war es eine Halbzeit lang am Ischeland überhaupt nicht. Denn mit 57:45 führte da Phoenix Hagen, die erste dicke Überraschung der Basketball-Bundesligasaison bahnte sich an.

Dass am Ende doch der Vizemeister siegte, lag am Nachlassen der vor der Pause so starken Gastgeber und am zunehmenden Druck der individuell so erlesen besetzten Münchner. Und ein wenig vielleicht auch daran, dass unglückliche Foulpfiffe den Hagenern zusetzten. „Wir haben den Rhythmus komplett verloren in Szenen, die wir nicht beeinflussen konnten“, kommentierte Coach Ingo Freyer.

Phoenix Hagen - Bayern München 82:97 (57:45)

Phoenix Hagen: Klassen (12), Bell (11, 3/5 Dreier, 5 Assists, 7 Ballverluste), Hess (24, 4/11 Dreier), Geske (8), Mann (5, 1 /4 Dreier), Elliott (4, 8 Rebounds, 6 Ballverluste), Keßen, Grof (2), Jefferson (14, 2 /6 Dreier, 5 Assists), Smith (2, 3 Blocks)

FC Bayern München: Renfroe (13, 6 Rebounds, 7 Assists), Djedovic (14), Savanovic (16), Rivers (11), Bryant (19, 6 Rebounds), Gavel (14, 2/3 Dreier), Zipser (5), Thompson (5), Mayr.

Spielviertel: 30:21, 27:24, 8:29, 17:23.

Teamstatistik: 47:54 % Wurfquote, 11/29:6/15 Dreier, 13/18:19/25 Freiwürfe, 32:35 Rebounds, 20:23 Assists, 5:12 Steals, 22:11 Ballverluste, 5:2 Blocks.

Zuschauer: 3145(ausverkauft).

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Mit Überraschungseffekt wollte Phoenix die hoch favorisierten Bayern aus dem Konzept bringen, die kurzfristige Verpflichtung von Tommy Lee Smith hielt man bis kurz vor dem Spiel unter der Decke. Das klappte nur mit Verzögerung, zumal der erst tags zuvor eingetroffene Sechswochen-Ersatz für den verletzten D.J. Covington natürlich beim Hochball auf der Bank blieb. So waren es zunächst die Gastgeber, die sich an eine beinharte Defensive der Münchner gewöhnen mussten.

Beim 2:8 (3. Minute) war so der Favorit vorn, ehe Adam Hess sein - in Hagen nur zu gut bekanntes, in Ulm aber offenbar verschüttetes - „heißes Händchen“ entdeckte. Der erste Dreier saß – und bis zur Viertelpause sollte der zurückgekehrte Deutsch-Amerikaner noch vier folgen lassen.

Phoenix traf nicht mehr aus der Distanz

Beim 15:8 (5.) bat FCB-Coach Svetislav Pesic zur Auszeit, doch Phoenix blieb dominant - und traf weiter aus der Distanz. Erhöhte so – mittlerweile mit Smith für Center Owen Klassen auf dem Parkett - dank Hess auf 23:13 (7.), durch Kapitän David Bell sogar auf 30:19 (9.). Denn aus dem Bayern-Starensemble bereitete zunächst nur Dusko Savanovic den Gastgebern Probleme. Dass dies nicht so bleiben würde, war absehbar. Nach dem ersten Seitenwechsel unterbanden die Gäste die Hagener Offensivversuche effektiver, gingen beim 36:37 durch Nihad Djedovic (15.) erstmals seit der Anfangsphase wieder in Führung.

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Auch weil die Unparteiischen ihre Gunst sehr einseitig verteilten, worüber sich Phoenix-Coach Ingo Freyer am Spielfeldrand erregte. Es wirkte eine Zeitlang, nun sahen die Referees auch die Vergehen der Münchner. Phoenix konterte, setzte sich nach dem Dreier von Brandon Jefferson wieder auf 51:39 ab (18.) Die Bayern zeigten Nerven, nach einem Verbalscharmützel mit Bell sahen wie dieser auch Paul Zipser und Djedovic technische Fouls. Zur Pause lag der Außenseiter mit satten zwölf Punkten vorn – und Phoenix-Geschäftsführer Christian Stockmann staunte: „Das ist doch der Hammer!“

Bis zum 61:50 durch Bells Distanztreffer (23.) blieb Phoenix klar vorn, dann sahen Klassen und Smith gegen Centerhüne John Bryant in schneller Folge ihr jeweils viertes Foul. Und da die Bayern mit Pressdeckung die Hagener Angriffe oft schon im Keim erstickten und selbst nun verlässig punkteten, war die Phoenix-Führung schnell Geschichte. Bei Djedovics 63:64 (26.) lagen die Münchner vorn, dies bauten sie nun zügig aus. Zumal die Gastgeber aus der Distanz gar nicht mehr trafen.

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Beim Stand von 73:93 (37.) war die Entscheidung längst gefallen, als J.J. Mann endlich mal wieder einen Dreier verwandelte. Die 3145 Besucher in der ausverkauften Arena am Ischeland nahmen es nicht übel, sie verabschiedeten das neue Team mit viel Applaus. „Nach den ersten 20 Minuten wissen wir, dass wir sehr guten Basketball spielen können“, befand Routinier Hess, „aus dem Rest müssen wir lernen, länger gut zu spielen.“ Und Freyer räumte ein: „Es muss schon viel stimmen, um gegen die Bayern zu gewinnen.“ Das war nur in einer Halbzeit so.