Dallas. In der nordamerikanischen Basketballliga NBA kämpft Dirk Nowitzki mit seinen Dallas Mavericks in den Playoffs gegen die San Antonio Spurs. Im Interview spricht der 36 Jahre alte Superstar über Frust, vermeintliche Experten und den in einen Rassismus-Skandal verwickelten Donald Sterling.

Dirk Nowitzki ist ein Superstar in der NBA, bekannt wie ein bunter Hund in seiner Stadt Dallas. Mit den Mavericks spielt der deutsche Basketball-Nationalspieler in den Playoffs gegen das Top-Team aus San Antonio. In der Nacht von Montag auf Dienstag musste Nowitzki mit seinen Mavs eine Heimniederlage einstecken; die Serie gegen die Spurs geht in die entscheidende Phase. Im Interview mit unserem Redakteur David Nienhaus spricht der Würzburger über Druck und Motivation im anspruchsvollen Wechsel zwischen Training, Reisen und stimmungsvollen Playoffabenden.

Nowitzki kommt aus dem Locker Room der Dallas Mavericks, lässt die wartenden Journalisten und Kamerateams links liegen und schlurft in schlappen durch die Katakomben des American Airline Centers. Der Star der Mavs ist ein gefragter Mann, deshalb spricht er nicht in seinem Ledersessel in der Kabine mit den Medienvertretern, sondern hält eine kurze Pressekonferenz ab. 150 Meter liegen zwischen Kabine und Interviewraum. Lang genug, um seine Frustration nach der 89:93-Niederlage halbwegs zu verdauen. Gewohnt souverän spult Nowitzki seine Analyse der Partie ab, spricht über die harte Defense der Spurs gegen ihn und nach zehn Minuten Frage-Antwort-Spiel nimmt sich der 36-Jährige noch die Zeit, um mit unserer Redaktion exklusiv zu sprechen.

DerWesten-Redakteur David Nienhaus im Gespräch mit Dirk Nowitzki.
DerWesten-Redakteur David Nienhaus im Gespräch mit Dirk Nowitzki.

Herr Nowitzki, betrachtet man die Niederlage gegen die Spurs, war es ein ständiges Auf und Ab, ähnlich wie die Saison der Mavs . Für Ihre Karriere gilt es - mit Abstrichen - genauso. Woher nehmen Sie die Energie?

Dirk Nowitzki: Sport ist emotional und ich versuche, in einem Spiel nicht zu hoch zu fliegen oder zu tief zu fallen. Es gibt immer mal wieder Momente in einer Partie, in denen es nich gut läuft. Dann muss ich versuchen, den Frust zu kontrollieren und weiter zu kämpfen. Wenn es super läuft muss man aber auch aufpassen, nicht zu emotional zu werden. Die richtige Balance ist wichtig und man muss das Spiel nehmen, wie es ist.

Am Montag haben Sie im heimischen American Airline Center Spiel vier knapp verloren. Was nehmen Sie mit aus der Partie? Oder bleibt nur Frust?

Nowitzki: Es war schön, wie wir gekämpft haben. Natürlich wird es etwas dauern, bis ich einschlafen kann nach so einem Spiel.

Weil es hin und her ging...

Nowitzki: In der ersten Halbzeit waren wir zu schlecht, vor allem im zweiten Viertel haben wir zu viele Punkte abgegeben. Manu Ginobili war gut und hat viele zu einfache Punkte erzielt. Es kostet dann eine Menge Energie, wenn man gegen so eine gute Mannschaft mit 18 Punkten hinterherrennen und sich wieder reinkämpfen muss. Vielleicht hat das am Schluss auch eine kleine Rolle gespielt. Aber wir hatten Chancen, das Spiel zu gewinnen.

Die Mavs haben ein Spiel in San Antonio gewonnen, die Spurs eins in Dallas.

Nowitzki: Es ist eine riesen Serie und wahrscheinlich nur gerecht, dass es jetzt 2:2 steht. Jedes Spiel war bislang sehr knapp. Jetzt geht es wieder von vorne los und Spiel fünf ist in so einer Serie ein unheimlich wichtiges. San Antonio hat zwar Heimvorteil, aber in den ersten beiden Partien gezeigt, dass wir mithalten können - und das, obwohl wir die letzten 20 Jahre gefühlt dort alles verloren haben. Wir gehen die Sache Selbstbewusst an.

Viele Experten haben keinen Pfifferling auf die Mavs gesetzt, haben vor allem die vermeintlich schwächere Bank als Schlüssel dafür ausgemacht.

Nowitzki: Auf die Experten kannst du überhaupt nichts geben. Die haben vor der Serie gesagt, dass wir 0:4 verlieren, dass wir gesweept werden. Das kannst du jetzt mal schön in der Pfeife rauchen.

Spurs kommen nach Deutschland

Die San Antonio Spurs, 4-maliger NBA-Champion, treten diesen Oktober im Rahmen der NBA Global Games 2014 gegen Berlin an. Dies kündigte die National Basketball Association (NBA) und Euroleague Basketball vergangene Woche an. Das Spiel gegen den 8-fachen deutschen Meister Alba Berlin soll am 8. Oktober in der im Besitz der AEG befindlichen O2 World Berlin stattfinden. Der öffentliche Kartenverkauf für die Spiele in Berlin beginnt am 2. Mai.

Der 7-malige NBA-Champion und legendäre Spieler der San Antonio Spurs, Robert Horry, war im Vorfeld der Global Games beim Spiel von ALBA Berlin gegen die Telekom Baskets zu Gast. Wegen seiner Fähigkeit, während seiner 16 Jahre weilenden Karriere Treffer in den entscheidenden Augenblicken zu erzielen, erhielt Horry den Spitznamen „Big Shot Rob”. Horry gewann zwei Meisterschaften mit den San Antonio Spurs.

Der öffentliche Kartenverkauf für die Spiele in Berlin beginnt am 2. Mai auf www.o2world.de/nba2014

In Spiel vier am Montag haben die Ersatzspieler der Mavs einen guten Job gemacht.

Nowitzki: Wir haben eine gute Bank. Der Vince (Cater, Anm. d. Red.) war in der Kategorie "Bester sechster Mann" ganz oben mit dabei und ist für uns eine super Offensivkraft. Devon Harris ist ein Aufbauspieler, der Tempowechsel in die Partie bringt. Während José Calderon ein gemütlicher, langsamer Aufbau ist, der gut schießt, läuft Harris mit hundert Sachen in die Zone. Die beiden komplimentieren sich super. Wir haben viele Optionen von der Bank.

Warum stand am Ende trotzdem die Niederlage auf dem Spielberichtsbogen?

Nowitzki: Wir müssen einfach ein bisschen besser treffen. Wenn man nur 38 Prozent aus dem Feld schießt, ist es schwer, so eine Mannschaft zu schlagen.

Ein anderes Theman beschäftigt die NBA und macht Schlagzeilen überall auf Welt: Donald Sterling und der Rassismus-Skandal. Der Sport rückt in den Hintergrund.

Nowitzki: Das ist enttäuschend, dass die NBA im Jahr 2014 noch einen Klubbesitzer hat, der so eine Weltanschauung hat. Es ist schade für die Clippers. Die haben eine riesen Mannschaft und eine tolle Saison gespielt und müssen sich jetzt mit so etwas abgeben, jeden Tag darüber reden.

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Medial ist es das bestimmende Thema...

Nowitzki: Ja, und es lenkt schon deutlich von den Playoffs ab. Ärgerlich, weil es bislang unglaublich, so knapp und spannend war, wie eigentlich noch nie zuvor - ich bin ja schon seit 16 Jahren dabei und so etwas habe ich bislang noch nicht gesehen.