Essen. Erstmals seit 2005 verpasst LeBron James die Play-offs der NBA. Seine Mission, die Los Angeles Lakers zu alter Größe zu führen, ist gescheitert.
In diesem Spiel wirkte er, als wolle er Wiedergutmachung. Sein erster Korb zum 5:2 gegen die Sacramento Kings: ein krachender Dunking. Der Anschlusstreffer zum 9:10: ein athletisch-eleganter Spaziergang durch die gegnerische Zone. Im Anschluss folgten: Drei-Punkte-Würfe, Zauberpässe ohne Hinsehen, geblockte Schussversuche in der Defensive. Als wollte LeBron James beim 111:106-Sieg seiner Los Angeles Lakers noch einmal sein gesamtes basketballerisches Repertoire präsentieren. Doch die Galavorstellung in der Nacht zu Montag mit 29 Punkten, elf Rebounds und elf Vorlagen kam etwas zu spät. Da stand bereits fest: Die Play-offs der nordamerikanischen Profiliga NBA werden ohne den besten Basketballer der Gegenwart stattfinden. Erstmals seit 14 Jahren.
Kein Happy End in Hollywood
In der Traumfabrik können Träume auch schnell platzen. Bei LeBron James dauerte es 72 Spiele, bis feststand, dass die Lakers in der entscheidenden Phase des Kampfes um den Meistertitel nur zusehen werden. Die reguläre Saison endet am 10. April – dann hat James Urlaub.
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Dabei war er vergangenen Sommer Richtung Hollywood gezogen, um die Lakers zu alter Größe zurückzuführen. Das Drehbuch sah folgendes Szenario vor: Der beste Basketballer richtet jenes erfolglose Team der Gegenwart wieder auf, das in der Vergangenheit wie kein anderes für Spektakel und Glamour stand, mit dem Legenden wie Earvin „Magic“ Johnson, Kareem Abdul-Jabbar und Kobe Bryant Meistertitel sammelten. Im berühmten gelben Trikot sollte der 34-Jährige die Lakers in die Play-offs führen. Der Auserwählte, als der er sich selbst sieht, würde die Veränderung zum Guten bringen. Wie er es zuvor in Cleveland und Miami getan hatte. Doch dieses Drehbuch ließ sich nicht realisieren. Kein Happy End, zum sechsten Mal in Serie werden die Lakers nicht an der K.o-Runde teilnehmen – Negativrekord des Vereins. „Das haben wir uns anders vorgestellt“, bewertete James seine erste von geplanten vier und mit 154 Millionen Dollar entlohnten Spielzeiten in Kalifornien.
Zwei Siege aus zwölf Spielen
Dabei sah es kurz nach Weihnachten noch richtig gut aus: James hatte das Team gerade gegen den amtierenden Meister Golden State zum Sieg und in der Western Conference auf Rang vier geführt. „Niemand konnte sich vorstellen, dass wir es nicht schaffen“, gab Lakers-Spieler Kyle Kuzma zu. Doch es kam anders: Ein ums andere Mal waren die Lakers nahe dran, die nötigen Siege zu holen, doch viel häufiger standen sie mit leeren Händen da. Seit Ende Februar gab es nur noch zwei Siege aus zwölf Partien. „Wir waren nicht in der Lage, über 48 Minuten nachhaltig erfolgreichen Basketball zu spielen“, erklärte James, der selbst im Januar mehrere Partien verletzt ausfiel.
Und nun? Die Hoffnungen, dass James’ Anwesenheit weitere Ligastars nach L.A. locken wird, scheinen auch in der kommenden Saison nicht aufzugehen. Der König, wie er ehrfürchtig genannt wird, regiert ein Reich aus jungen Talenten (darunter die Deutschen Moritz Wagner und Isaac Bonga) und Altstars aus der zweiten Reihe. Seinen Ehrgeiz hat der 2,03-Meter-Mann trotzdem nicht verloren: „Das letzte Wort ist nicht gesprochen“, sagte James mit Blick auf die kommenden Jahre. „Ich schwöre, der Marathon geht weiter!“