Essen. Im Finale der NBA stehen sich Golden State und Cleveland gegenüber. Mit ihnen zwei der besten Basketballer: Stephen Curry und LeBron James.
Es war der 23. März, als Stephen Curry ein Gebet in die unendlichen Weiten des Internets schickte. „Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn“, zitierte er in den sozialen Netzwerken aus der Bibel. Der 30-Jährige wollte sich selbst Mut machen vor den harten Wochen, die vor ihm lagen. Drei Tage zuvor hatte er sich am linken Knie verletzt und kämpfte nun dafür, wieder aufs Basketballfeld zurückzukehren.
Viertes Finalduell in Folge zwischen Golden State und den Cavaliers
Anscheinend wurde das Gebet erhört. Knapp sechs Wochen später trug Curry wieder das Trikot der Golden State Warriors aus Kalifornien, rechtzeitig zur heißen Phase in der nordamerikanischen Profiliga NBA, den Play-offs. Zum vierten Mal in Folge hat er sein Team nun ins Finale geführt. Und zum vierten Mal geht es in der Nacht zu Freitag gegen die Cleveland Cavaliers (3 Uhr/Sport1 US/DAZN). Die Frage lautet nun: Ist diese bis zu sieben Spiele dauernde Serie ein Traumfinale – oder Langeweile pur?
Zumindest der Weg dahin war spektakulär wie lange nicht mehr. 1979 wurden beide Endspielteilnehmer zuletzt erst im entscheidenden siebten Spiel der Halbfinals ermittelt. Diesmal auch, entschieden durch den jeweils besten Spieler. Auf der einen Seite Stephen Curry mit Golden State gegen die Houston Rockets. Er machte das, was Stephen Curry seit Jahren zu einem der spektakulärsten Spieler der Welt macht: Er dribbelte die Gegner schwindelig. Tänzelte mit der Anmut einer Ballerina zum Korb. Versenkte Distanzwürfe, die andere Spieler mangels koordinativer Fähigkeiten niemals Richtung Korb werfen könnten.
Auf der anderen Seite LeBron James mit den Cleveland Cavaliers gegen die Boston Celtics. Er machte das, was LeBron James seit Jahren zum derzeit besten Basketballer überhaupt macht: Er dominierte die Gegenspieler durch seine brachiale körperliche Präsenz. Stürmte unaufhaltsam wie ein Panzer zum Korb. Versenkte Distanzwürfe, die seine Mitspieler sich nicht zu nehmen trauen.
Und genau da liegt der Unterschied zwischen den beiden Finalisten. Die Golden State Warriors werden von Stephen Curry getragen, aber Curry kann sich auch auf starke Nebenmänner verlassen. Auf Kevin Durant, den zweiten Superstar im Team, ebenfalls ein Alleskönner mit dem Lederball. Auf den Distanzschützen Klay Thompson und den athletischen Draymond Green.
Cleveland ist anders. Alles dreht sich um die Nummer 23. Auf den Punkt gebracht: Cleveland ist LeBron James. Sicher, auch seine Mitspieler wie J.R. Smith haben starke Phasen, Jeff Green kann immer mal wieder neue Energie in ein Spiel bringen. Als Kollektiv aber zeigte sich das Team aus dem Bundesstaat Ohio zu selten. Zu viel Verantwortung lastet auf den breiten Schultern von James. Defensive Schwächen sind nicht zu übersehen, und überhaupt spielte Cleveland in den vergangenen Monaten einfach zu inkonstant in der als wesentlich schwächer geltenden Ost-Hälfte der Liga. Zudem droht Kevin Love als wichtiger Rebounder und zweitbester Punktesammler wegen einer Gehirnerschütterung auszufallen. Laut US-Buchmachern gab es seit 16 Jahren keinen klareren Favoriten in den Finals als die Warriors. James, der selbsternannte „Auserwählte“, ist nur Außenseiter.
James gegen den Rest der NBA
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Ist es ein Traumfinale? Nein, die Boston Celtics im Osten und die Houston Rockets im Westen brillierten in der Hauptrunde häufiger als die Finalisten, verloren aber wichtige Spieler durch Verletzungen. Ist die Finalpaarung also Langeweile pur? Auch nicht, denn das Duell LeBron James gegen den Rest der NBA ist doch immer wieder spannend. Entsprechend selbstbewusst geht der 33-Jährige ins Finale: „Wir wurden abgeschrieben. Nun sind wir im Finale. Das ist das Einzige, was zählt.“