Essen. . Der Slowene Luka Doncic von den Dallas Mavericks gilt als Basketball-Jahrhunderttalent. Doch er muss noch an seinem Körper arbeiten.
Es gibt Momente, die selbst einen Luka Doncic noch zum Staunen bringen. Es ist erst ein paar Tage her, da spielte Doncic mit seinen Dallas Mavericks in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA bei den von LeBron James angeführten Los Angeles Lakers. James, derzeit bester Basketballer der Welt, wahlweise als „König“ oder „Auserwählter“ tituliert, warf seine Lakers zum Sieg. Doncic ist auch Tage später immer noch hin und weg. „Er ist mein Idol“, sagt er in einer internationalen Telefon-Pressekonferenz. „Diesen Tag werde ich nie vergessen.“
Wie Nowitzki – und doch anders
Es sind Worte des Respekts und der Ehrerbietung. Worte, wie man sie von einem Liganeuling erwartet, wenn der in seinem ersten Jahr plötzlich mit den großen Jungs auf dem Parkett steht. Doch Doncic ist kein typischer Liganeuling. Er ist zwar erst 19 Jahre alt, kommt aus Slowenien – gilt aber selbst als ein Auserwählter. Als Jahrhunderttalent, als bester Basketballer Europas. „Für ihn gibt es kein Limit“, sagt der beim Gespräch neben ihm sitzende deutsche Teamkollege Maximilian Kleber anerkennend.
Vor 20 Jahren stieß ein anderer Europäer zu den Dallas Mavericks. Es war Dirk Nowitzki, damals ein schlaksiger 20-Jähriger mit nur wenig Erfahrung in der international eher zweitklassigen Bundesliga. Der Deutsche ist nun ein Superstar, mit 31.187 Zählern siebtbester Punktesammler der NBA-Geschichte. Doncic ist vor wenigen Monaten als ein Jahr jüngerer Schlaks in die weltbeste Liga gekommen. Doch anders als Nowitzki war er bereits vor dem Wechsel in die USA ein Basketball-Star. Mit 13 wechselte er aus Sloweniens Hauptstadt Ljubljana nach Spanien zu Real Madrid, auf Anhieb spielte er dort immer eine Altersstufe höher, mit 16 debütierte er im Profiteam der Königlichen. Dreimal wurde er spanischer Meister, vergangenes Jahr gewann er mit Real die Euroleague, den wichtigsten Klubwettbewerb Europas.
Sein Potenzial war schon in dieser Zeit offensichtlich: Der 2,01-Meter-Mann dirigierte das Spiel schnell und mit Übersicht. Er verteidigte hart und entschlossen. Sein Zug zum Korb: so athletisch wie elegant. Er trug die Nummer sieben auf dem Trikot – wie Weltfußballer Cristiano Ronaldo im nur wenige Kilometer entfernten Stadion. 2017 wurde Doncic mit Slowenien Europameister. Auf dem prangte Trikot die Nummer 77 – die er jetzt auch in Dallas trägt.
Werte wie einst Michael Jordan
Trotz all des Vorschusslorbeers rätselten Experten, ob sich die Top-Leistungen des Aufbauspielers aus Europa auch auf die NBA übertragen lassen. „Es geht schneller und physischer zur Sache“, sagt Doncic. Mittlerweile hat er sich einen Bart wachsen lassen, um nicht ganz so bubihaft zwischen den NBA-Muskelmännern zu wirken. Doncic: „An meinem Körper muss ich arbeiten. Es sind so viele athletischere Spieler in dieser Liga.“
Die Qualitäts-Frage hat er trotzdem überzeugend beantwortet: In den ersten neun Spielen kam er im Durchschnitt auf 19,4 Punkte, 6,6 Rebounds, 4,6 Vorlagen und auf eine Wurfquote von 46,7 Prozent aus dem Feld. Der letzte Liga-Neuling, der vergleichbare Statistiken auflegte, war 1984 ein gewisser Michael Jordan – der wohl beste Spieler der Basketball-Geschichte. „Jordan ist der Beste“, stellt Doncic sofort klar und beweist trotz aller Sprunggewalt Bodenhaftung. „Ich finde nicht, dass ihr mich mit ihm vergleichen solltet.“