Bonn. Basketballer Dirk Mädrich bleibt in der Krise der Baskets Bonn kämpferisch. Sein Weg führt vom Nationalspieler in die dritte Liga – und zurück.
Es gibt Niederlagen. Und es gibt richtige Packungen. Also jene Sorte Niederlage, die besonders bitter ist, die extrem hoch ausfällt. So wie die der Telekom Baskets Bonn in der Basketball-Bundesliga. 59:82 hieß es jüngst am Sonntag gegen die Skyliners aus Frankfurt. Es war die erste Heimspiel-Pleite der Bonner gegen die Mainstädter seit über zehn Jahren. Schlimmer noch: Es war die sechste Niederlage der Bonner in Folge. Dreimal zogen sie nun in der Bundesliga, dreimal im Eurocup den Kürzeren. „Da gibt es nichts zu beschönigen, wir stecken in einer Krise“, hatte Bonns Trainer Mathias Fischer bereits vor der Pleite gegen Frankfurt kopfschüttelnd erklärt.
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Auch bei Dirk Mädrich lief es in dem Spiel gegen Frankfurt nicht rund. Der Centerspieler im Bonner Trikot fand einfach nicht zu seinem Spiel, ging ohne Korberfolg vom Feld. Auch drei Tage später nagt die Pleite noch an ihm. „Bei einer Niederlage geht die Welt nicht unter, das habe ich in meinem Alter inzwischen gelernt. Bei sechs Niederlagen in Folge sieht es aber schon anders aus“, sagt der 32-Jährige. Den frischgeduschten Kopf lässt er beim Gespräch in der Geschäftsstelle der Bonner allerdings nicht hängen. Mädrich bleibt kämpferisch. Er hat schon ganz andere Tiefpunkte in seiner Karriere erlebt. Vom Nationalspieler hinunter in die dritte Liga und zurück – die Geschichte von Dirk Mädrich ist die eines Stehaufmännchens. Oder in seinem Fall bei 2,11 Metern Größe und 112 Kilo Gewicht: die eines Stehauf-Hünen.
Dunking in der C-Jugend
Dirk Mädrich und der Basketball – das ist zunächst die Geschichte eines rasanten Aufsteigers. Mit 14 stand der Schlacks aus Moers erstmals auf dem Spielfeld mit den zwei Körben. „Ich hatte keine Ahnung vom Basketball, konnte ein bisschen geradeaus laufen, aber nicht dribbeln“, erinnert sich Mädrich schmunzelnd. Viel wichtiger aber: Er wuchtete den Ball dabei mühelos von oben durch den Korb. Ein Dunking. In der C-Jugend. Das hatte man beim Homberger TV im Duisburger Westen so noch nicht erlebt.
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Mädrich war groß, Mädrich hatte Talent. Das sahen auch andere. Er ging nach Dorsten, dann nach Braunschweig, er wurde Jugend-Nationalspieler. Er punktete schon damals gerne mit Körpertäuschungen unter dem Korb, streut aber auch heute noch Würfe jenseits der Drei-Punkte-Linie ein. Der Schritt zum Basketballprofi war beschlossen. 2004 wechselte er nach Bamberg in die Bundesliga, wurde mit den Bayern Deutscher Meister und stieg zum A-Nationalspieler auf. Er spielte im französischen Straßburg, wurde Pokalsieger mit den Artland Dragons aus Quakenbrück.
Mädrich schreibt seine eigene Story
Eine Erfolgsvita, die aber immer wieder von Verletzungen überschattet wurde. Richtig böse wurde es beim Wechsel nach Griechenland im Jahr 2009. Im Dress von Olympiada Patron wurde Mädrich von hinten gefoult, zog sich eine schwere Rückenverletzung zu. Er kehrte zurück nach Deutschland, spielte nach Monaten voller Rehamaßnahmen beim neuen Klub Gießen aber keine große Rolle. Was nun? Mädrich entschied sich zu einem radikalen Schritt. Er wechselte noch einmal – in die dritte Liga zum SC Rasta Vechta.
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Würde die Geschichte an dieser Stelle enden, wäre sie die eines großen Talents, das endgültig das Ende des Weges erreicht hatte. Nichts Besonderes, eine von vielen Geschichten. Doch Mädrich hatte seinen Schritt zurück mit Bedacht gewählt. Er schrieb seine eigene Story. Die einer famosen Rückkehr auf die große Bühne. „Ich vertraute Vechtas Trainer Pat Elzie, kannte meine Mitspieler. Es war eine schwere Entscheidung. Aber es war die beste meiner Karriere!“
Zwei Aufstiege in Folge
Wie wahr: Mädrich und die Niedersachsen marschierten erst durch die dritte und gleich darauf durch die zweite Liga. Mädrich: „Ich habe neues Selbstvertrauen geschöpft, bin zum Anführer gereift.“ Endstation Bundesliga, Endstation Sehnsucht.
Als direkt das Angebot der Bonner kam, zögerte Mädrich nicht lange. Er ist seiner alten Heimat nun so nah wie lange nicht mehr, im vergangenen Jahr wurde er mit den Baskets Vierter der Hauptrunde. 32 ist er nun. Ein Alter, in dem Basketballer nicht mehr all zu viele Comeback-Geschichten schreiben. Für ein paar sei allerdings noch Platz. „Ich fühle mich gut, ich bin fit“, sagt Mädrich zu seiner persönlichen Situation. Am heutigen Mittwoch treten die Bonner bei Bilbao Basket im Europapokal an. Mädrich blickt entschlossen: In Spanien soll der Abwärtstrend gestoppt werden. Auch hier gibt es noch Raum für Comeback-Geschichten.