Bochum. Verbannung in die „Trainingsgruppe II“, Training bei der U23, Ausleihe nach Frankfurt - bei 1899 Hoffenheim hatte Tobias Weis keine allzu glückliche Zeit. Nun ist er beim VfL Bochum in der 2. Fußball-Bundesliga angekommen.
„Ich freue mich schon auf die nächste Einheit“, sagt Tobias Weis nach seiner Trainings-Premiere beim VfL Bochum. Was soll er auch sonst sagen als Profi bei einem neuen Klub. Aber bei Weis wirkt es doch anders, nachhaltiger. Er sagt dies ungefragt - und nach Erfahrungen einer nicht immer glücklichen Vergangenheit. Im Mai 2013 wurde der einst hoffnungsvolle Nationalelf-Debütant (2009), der später durchaus auch mal aus der Rolle fiel bei Partys und anderen Veranstaltungen, verbannt in die berüchtigte „Trainingsgruppe II“ bei der TSG Hoffenheim. Anschließend durfte er monatelang „drei bis viermal pro Woche“ bei der U23 mittrainieren - mitspielen durfte er nicht. Ein erster Schritt aus der Krise war die Ausleihe zu Eintracht Frankfurt Anfang 2014 - und die Einsicht, dass „es in Hoffenheim sicher von beiden Seiten in die falsche Richtung gelaufen ist“, wie er meint. In Frankfurt traf Weis, der sich bisher im defensiven Mittelfeld aufhielt, sich aber auch eine Rolle „defensiv wie offensiv auf den Außenbahnen“ gut vorstellen kann, auf einen gefestigten Stamm im Abstiegskampf. Er schaffte es meist in den Kader, aber nur selten auf den Platz zurück.
Seit Mitte Mai nur individuell an der Fitness gearbeitet
Jetzt will er endlich wieder spielen. Erstmal auch: richtig trainieren. Mit einer „intakten Mannschaft“, wie Weis schnell festgestellt hat. Seit der neuen Saison war er von der TSG Hoffenheim, wo er noch bis 2016 unter Vertrag steht, freigestellt, sprich: Weis hat seit Mitte Mai nur individuell an seiner Fitness gearbeitet. Bei 60, maximal 70 Prozent sieht er sich deshalb - und zögerte nicht lange, beim VfL Ja zu sagen nach „sehr guten Gesprächen“ mit Peter Neururer und Vorstand Christian Hochstätter.
Das ist Tobias Weis
Tobias Weis (29) bestritt 98 Bundesliga- und 15 Zweitliga-Spiele (je zwei Tore). Stationen: VfB Stuttgart (1996-2007), TSG 1899 Hoffenheim (seit 2007, Vertrag bis 2016), Eintracht Frankfurt (Januar bis Juni 2014, Ausleihe).
Weis, von Hoffenheim für ein Jahr ausgeliehen, will „Extraschichten“ einlegen, benötigt „Spielpraxis“. Der laut Trainer Neururer sehr ballsichere, schnelle Spieler, der wie Mikael Forssell für „mehr Qualität“ sorge im Kader, wirkt jedenfalls nicht so, als komme er nur zum lustigen Hallo nach Bochum. „Für mich ist das hier schon wie ein Neuanfang“, sagt er. Einen, den er erfolgreich stemmen will. Auf dem Platz.