Die Speerwerferinnen Christina Obergföll und Steffi Nerius sowie Nadine Kleinert und Ralf Bartels im Kugelstoßen sind die Medaillenhoffnungen zum Start der Leichtathletik-WM.

Deutschlands Leichtathleten wollen schon am WM-Auftaktwochenende in Berlin die gesamte Olympiaausbeute von Peking übertreffen. "Ein- oder zweimal Edelmetall zum Auftakt, das könnte die richtige Initialzündung sein. Unser WM-Ziel bleiben die sieben Medaillen von Osaka 2007", sagt Clemens Prokop, in Personalunion Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und des WM-Organisationskomitees BOC.

Drei Athleten träumen am Samstag und Sonntag von Bronze, das bei den Sommerspielen 2008 nur Speerwerferin Christina Obergföll für den DLV gewann. Der größte Trumpf von ihnen scheint Kugelstoßerin Nadine Kleinert zu sein, die sich im Training in der Form ihres Lebens präsentierte.

"Eine frühe Medaille kann ein ganzes Team pushen", sagt die 33 Jahre alte Magdeburgerin, die dabei nicht in erster Linie an ihre Chance im Sonntag-Finale glaubt, sondern bereits am Samstag auf den Neubrandenburger Kugelstoß-Kollegen Ralf Bartels baut. Dritte Hoffnung ist Jennifer Oeser (Leverkusen), derzeit Stärkste im deutschen Siebenkampf-Trio, das an beiden Tagen in Aktion ist.

"Nadine ist gut drauf, alles andere wäre gelogen. Sie kann zum zweiten Mal in ihrem Leben 20 Meter stoßen, Dritte oder Vierte werden. Neuseelands Olympiasiegerin Valerie Vili und die Weißrussin Natalja Michnewitsch sind wohl nicht zu schlagen", sagt Bundes- und Heimtrainer Klaus Schneider. Die 1,90 m große Sportsoldatin gewann schon Silber bei Olympia (2004) sowie den Weltmeisterschaften 1999 in Sevilla und 2001 in Edmonton. Zuletzt holte Nadine Kleinert, die ihre geplante Box-Karriere ad acta legte, 2007 WM-Bronze in Osaka.

Auch Bartels glaubt an seine Chance. "Ich hoffe, dass ich mit einer guten Leistung dem Team einen Schub geben kann. Wenn ich meine Saisonbestleistung von 21,11m wiederhole, könnte es reichen, weil immer einige schwach werden", sagt der 31 Jahre alte Europameister, der schon bei der WM 2005 in Helsinki (Bronze mit 20,99m) gezeigt hatte, wie man aufs Treppchen kommen kann.

Oeser träumt von Bronze

Jennifer Oeser will ihre 6442 Punkte von Ratingen bestätigen, mit denen sie auf Rang vier in der Welt gute Aussicht auf Edelmetall hat. "Bronze wäre ein Traum, ich möchte ihn wahr machen", sagt die 25 Jahre alte Bundespolizistin. Als EM-Vierte 2006 stand sie noch etwas im Schatten von Lilli Schwarzkopf (Bronze), doch die Paderbornerin scheint 2009 ein eher schwaches Jahr zu haben, ist mit 6355 Zählern Neunte in der Welt.

Ein Platz unter den Top 10 ist das Ziel der Geher Andre Höhne (Berlin) und Sabine Krantz (Wattenscheid) über 20 Kilometer. Den Weg ins Finale müssen sich am Wochenende einige andere Medaillenhoffnungen bahnen. Dies gilt am Samstag vor allem für Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (Leverkusen), Zweite der Hallen-EM und Sechste der Weltrangliste, und am Sonntag für ein medaillendekoriertes Speer-Duo.

"Ich hatte viele gute, scharfe Trainingswürfe, alles scheint wieder im Lot nach den schwachen Wettkämpfen der letzten Wochen", sagt die zweimalige WM-Zweite Christian Obergföll. Europameisterin Steffi Nerius hofft trotz Rückenbeschwerden zum Karriereende auf die siebte internationale Medaille seit 2007.