Berlin. Ralf Bartels hat bei der Leichtathletik-WM in Berlin die erste Medaille für das deutsche Team geholt. Er stieß die Kugel auf 21,37 Meter und gewann damit Bronze.

Der Ex-Europameister Ralf Bartels steigerte im vierten Versuch seine persönliche Bestleistung auf 21,37 Meter und gewann damit mit hauchdünnem Vorsprung Bronze im Kugelstoßen. Gold gewann der US-Amerikaner Christian Cantwell mit 22,03 m vor Olympiasieger Tomasz Majewski aus Polen, der auf 21,91 m kam. Titelverteidiger Reese Hoffa aus den USA musste sich mit 21,28 m und Platz vier zufrieden gaben.

Immer wieder reckte er die Hände in den Himmel, als die "Ralf Bartels"-Sprechchöre durchs Olympiastadion hallten: Mit voller Kraft voraus hat Deutschlands Kugel-Europameister den Gastgebern gleich zum Auftakt mit Bronze die erste Medaille der Heim-WM in Berlin geschenkt. Zum vierten Mal in seiner Karriere bot er ein preisgekröntes Drama in sechs Akten. Der Mann fürs Unmögliche schlug wieder zu und gewann mit der Bestleistung von 21,37 Meter wie 2005 WM-Bronze. Schon bei der Heim-EM 2002 in München hatte der 31-Jährige als Dritter die Gunst der Stunde genutzt. "Bronze ist Bronze, ich bin einfach nur überglücklich. Danke Berlin!", rief Bartels dem Publikum zu, nachdem er Siebenkämpferin Jennifer Oeser bei einer Umarmung beinahe erdrückt hatte. "Ich habe gezeigt, dass das Unmögliche möglich ist. Vielleicht schafft das jetzt der ein oder andere im Team auch noch."

Die Zähne ausgebissen

An Weltmeister Christian Cantwell und dessen Jahres-Weltbestleistung von 22,03 m biss sich der Hauptbootsmann der Marine zwar die Zähne aus und auch an Polens Olympiasieger Tomasz Majewski (21,91) war kein rankommen, doch Titelverteidiger Reese Hoffa gab Bartels das Nachsehen (21,28). Als seine Kugel im dritten Durchgang bei der Bronze-Weite einschlug, war Ex-Sprinterin Marlies Göhr erste Gratulantin bei dessen Trainer Gerald Bergmann. "Das ist eine Riesengeschichte für Ralf", sagte der Coach, der in der Runde zuvor noch genauso verzweifelt war wie sein Schützling. Nach 20,18 schüttelte Bartels beinahe desillusioniert den Kopf. Es schien nichts zusammen zu gehen, ehe er Minuten später explodierte. "Der Stoß war dann relativ gut getroffen", flaxte er am Stadion-Mikrophon. "Dann bin ich in den Wettkampf reingekommen. Mit dem Publikum und dem Adrenalin ist es dann soweit gegangen."

Beeindruckter Trainer

Trainer Bergmann war ebenfalls sichtlich mitgenommen. "Das ist nichts für schwache Nerven gewesen, das hätte ich nie erwartet." Beeindruckt war Ex-Vizeweltmeister Oliver-Sven Buder: "21,37 ist einsame Spitze." Für Bartels war es nach dem Seuchenjahr 2008 das Comeback in der Weltspitze. Wegen einer Wadenverletzung hatte er die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking verpasst. Doch die Probleme 2008 waren noch weit vielschichtiger. Sie reichten vom Fuß über die Wade bis hoch zur Hüfte. Alles war mal dran, doch 2009 machte Bartels dann kurz vor der WM mit 21,11 seine Ambitionen deutlich.

Der zweite deutsche Final-Starter, Peter Sack aus Leipzig, produzierte drei Fehlversuche und musste die Segel streichen. Er hatte kurz vor der WM noch mit einer Kapselverletzung an der Hand zu kämpfen. Deutschlands größtes Kugel-Talent David Storl (Chemnitz) war in der Qualifikation mit 19,19 m ausgeschieden.