Essen. Viele Brasilianer lässt die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land bisher kalt. Von WM-Fieber jedenfalls kann noch nicht die Rede sein. Eine Umfrage eines renommierten Instituts ergab: 39 Prozent der Brasilianer beschreiben ihr Verhältnis zur „Copa“ als „kalt“ oder sogar „eiskalt“. Ein Kommentar.
Eine Fußball-Weltmeisterschaft in Russland? Na ja. Eine WM in Katar? Geht gar nicht! Aber Brasilien?
Nach der Fifa-Entscheidung für diesen Ausrichter des Turniers 2014 schlugen die Herzen aller Fans im Sambatakt. Brasilien liebt Fußball, lebt Fußball, ist Fußball. Diesmal geht es nicht darum, neue Märkte zu erschließen wie in den USA 1994, in Japan und Südkorea 2002 oder in Südafrika 2010. Diesmal geht es um die Seele dieses Sports.
Doch ausgerechnet in dem Land von Pelé und Garrincha, von Rivelino und Jairzinho, von Romario und Ronaldo und all den anderen berauschenden Ballzauberern ist die Atmosphäre vor dem Welttreffen der Fußballgiganten unterkühlt. Man muss das verstehen, viele Menschen haben andere Sorgen. Beim Confed-Cup vor einem Jahr haben sie massiv gegen soziale Missstände und Korruption demonstriert, nun kommt hinzu, dass sich die Brasilianer für die Verzögerungen bei den Stadienbauten und den Infrastrukturprojekten schämen.
Bisher wagt noch keiner zu prognostizieren, ob es während der WM wieder große Aufmärsche und auch Krawalle geben wird. Eine wichtige Aufgabe wird der Seleção zukommen: Mit jedem Tor und jedem Sieg für Brasiliens Nationalelf steigt die Chance auf bessere Stimmung.