Köln. Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt haben erstmals die Champions League gewonnen. Der Bundesliga-Dritte besiegte am Sonntag im Finale in Köln den deutschen Meister THW Kiel mit 30:28 (14:16). Für Flensburg ist es der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Um 19.40 Uhr war die Sensation perfekt: Die SG Flensburg-Handewitt ist erstmals Champions-League-Sieger. Im ersten deutschen Finale seit 2007 gewann der Außenseiter am Sonntag in Köln gegen den THW Kiel mit 30:28 (14:16). Knapp 20 000 Zuschauer verwandelten die Arena in ein Tollhaus, als die Spieler schon Sekunden vor der Schlusssirene ihren überragenden Torhüter Mattias Andersson unter sich begruben. Beste Torschützen beim Sieger waren Anders Eggert und Lasse Svan mit je sieben Toren. Für die traurigen Kieler traf Aron Palmarsson sechsmal. Flensburg ist Nachfolger des HSV Hamburg, der im Vorjahr ebenfalls überraschend gewonnen hatte.

Am Vortag hatte Flensburg ein denkwürdiges Halbfinale beim Endrundenturnier Final4 gespielt und sich als erste Mannschaft im Siebenmeterwerfen durchgesetzt. Mit 5:3 entzauberte der Außenseiter sensationell den FC Barcelona, nachdem es nach regulärer Spielzeit und Verlängerung 36:36 gestanden hatte. Dabei sah der Final4-Neuling beim 26:32 acht Minuten vor Spielende schon wie der sichere Verlierer aus. "Das Ende war der absolute Wahnsinn", sagte Trainer Ljubomir Vranjes. Die Kieler hatten sich zuvor mit 29:26 gegen MKB Veszprem durchgesetzt und waren zum siebten Mal ins Champions-League-Endspiel gestürmt.

Im Vorspiel des zweiten deutschen Finals nach 2007 sicherte ich der FC Barcelona den dritten Platz. Die Katalanen gewannen das kleine Finale gegen Ungarns Meister Veszprem mit 26:25 (9:10).

THW mit starkem Beginn

In der Neuauflage des Finals von 2007, das Kiel gewonnen hatte und das später Auslöser für die Schiedsrichter-Affäre war, demonstrierte der deutsche Meister von Beginn an seine Stärke. Mit seiner gewohnt athletischen und beweglichen 3:2:1-Abwehr ließ der THW Kiel den Nord-Rivalen zunächst nicht zur Entfaltung kommen. Und im Angriff war das wuchtige Rückraum-Trio Marko Vujin, Filip Jicha und Aron Palmarsson nicht zu stoppen. Dabei glänzte vor allem der isländische Spielmacher mit tollen Anspielen und Toren.

Nur 24 Stunden nach dem kräftezehrenden Halbfinal-Marathon fehlte den Flensburgern anfangs die Spritzigkeit, um dem Meister durchgängig ebenbürtig zu sein. Kiel enteilte rasch auf 11:5 (16.). Erst danach blitzte vorübergehend die Klasse der Flensburger auf, die sich nach Kräften wehrten, Tor um Tor aufholten und auf 12:14 (26.) verkürzten.

Kieler Substanzverlust

Zum Ende der ersten Halbzeit war dann auch den Kielern mit ihrem Minikader von nur 13 Spielern der Substanzverlust nach dem schweren Halbfinale anzumerken. Jicha und Palmarsson, die seit Wochen wegen Sprunggelenksverletzungen angeschlagen sind, brauchten immer häufiger Pausen. So geriet der Spielfluss ins Stocken und der Vorsprung blieb bis zum 16:14 zur Pause bei zwei Toren.

Die Flensburger erkannten und ergriffen ihre Chance. Vor allem Torhüter Mattias Andersson wuchs über sich hinaus und parierte einen Ball nach dem anderen. Holger Glandorf gelang nach dem Wiederanpfiff der Anschluss, Thomas Mogensen erzielte den 19:19-Ausgleich und Anders Eggert sorgte mit dem 20:19 (39.) für die erste Führung. Und als Lasse Svan die Flensburger mit 23:20 (44.) in Führung warf, nahm Kiels Trainer Alfred Gislason seine zweite Auszeit binnen weniger Minuten. Doch es nutzte nichts: Flensburg spielte wie im Rausch, zog auf 25:21 (47.) davon und gewann erstmals die Trophäe mit dem Goldball. (dpa)