Gummersbach/Kiel. Die Rhein-Neckar Löwen haben den Deutscher Handballmeistertitel auf der Zielgerade verspielt. In einem hochspannenden Meisterschaftsfinale siegten die Löwen zwar mit 35:30 in Gummersbach. Doch im Fernduell spielte der THW Kiel wie entfesselt und sicherte sich mit einem 37:23-Sieg den Titel.

Es war das verrückteste Saison-Finale in der Geschichte der Handball-Bundesliga. Nach einem ständigen Hin und Her in einem superspannenden Fernduell sicherte sich der THW Kiel auf den letzten Drücker noch die Deutsche Handball-Meisterschaft, weil er am Ende eine bei Punktgleichheit um zwei Treffer bessere Tordifferenz hatte als die Rhein-Neckar Löwen. Während sich die Löwen beim VfL Gummersbach nur mit 40:35 durchsetzten, fegte Kiel die Füchse Berlin mit 37:23 von der Platte. In Kiel lagen sich die Spieler vor riesiger Freude in den Armen und wälzten sich auf dem Parkett. In Gummersbach schlichen die Rhein-Neckar Löwen mit hängenden Köpfen in die Kabine und schämten sich nicht ihrer Tränen, weil sie ihren ersten Titel verpasst hatten. Für Rekordmeister Kiel war es bereits der 19. Titel.

“Oh, wie ist das schön, so was haben wir lange nicht gesehen, so schön, so schön”, sangen die 10 200 begeisterten Zuschauer in Kiel und lagen sich in den Armen. “So was habe ich noch nie erlebt”, ergänzte Trainer Gislason. “Das ist der unglaublichste Titel, den ich je gewonnen habe”, meinte Christian Zeitz, der den THW verlässt.

Löwen zweifelten Einsatzbereitschaft der Füchse an

Gudmundur Gudmundsson, der isländische Trainer der Löwen, äußerte Kritik am Modus der Bundesliga. “Es ist Blödsinn, dass am Ende die Tordifferenz über die Meisterschaft entscheidet”, sagte der Trainer, der die Löwen verlässt und jetzt als Nationaltrainer von Dänemark arbeiten wird, “es wäre besser, wenn nur der direkte Vergleich der punktgleichen Mannschaften zählen würde. So entscheidet der Zufall, denn manche Gegner hängen sich richtig rein, die anderen nicht.”

Ohne es direkt auszusprechen, zweifelte Gudmundsson auch die Einsatzbereitschaft der Füchse Berlin an. Während der deutsche Pokalsieger in Kiel völlig unterging, hängte sich Gummersbach gegen die Löwen total rein. “Gummersbach hat Charakter gezeigt”, sagte Löwen-Manager Storm, “so gehört es sich.”

Vor dem letzten Spieltag hatten die Rhein-Neckar Löwen in der Tordifferenz einen Vorsprung von sieben Treffern gegenüber dem THW Kiel. Und als nach acht Minuten die Löwen in Gummersbach mit 7:3 führten und zeitgleich der THW nicht über ein 3:3 hinausgekommen war, schien der erste Meistertitel für den Klub aus Mannheim zum Greifen nah zu sein, aber die Gummersbacher wollten sich in ihrer neuen Schwalbe-Arena nicht überrollen lassen. Angefeuert von den Zuschauern holten sie zum Saisonschluss noch einmal alles aus den müden Körpern heraus. Um 16:37 Uhr, 60 Sekunden vor der Halbzeitpause, lagen sie nur noch 19:20 zurück. Da Kiel gegen die Füchse mit 16:7 führte, hatte der THW plötzlich die bessere Ausgangslage.

Freudentränen in Kiel, Schluchzen bei den Löwen

Nach der Pause schienen die Löwen ein weiteres Mal die Lage zu ihren Gunsten verändern zu können, denn sie führten nach sechs Treffern in Folge plötzlich mit 26:19und überholten so die Kieler wieder in der Tordifferenz. Aber Gummersbach bäumte sich auf, Kiel zog Tor um Tor gegen Berlin davon und so wurde beim THW vor Freude geweint, während die Löwen in Gummersbach vor Frustration schluchzten.