Mülheim. Ex-Weltmeister Shannon Briggs poltert eifrig weiter: Beim offiziellen Wiegen zum WM-Kampf zwischen Wladimir Klitschko und Alex Leapai bezeichnet der Mann aus New York den Champ in einem Mülheimer Einkaufszentrum als “Fettsack“. Am Samstagabend stehen Klitschko und Leapai in Oberhausen im Ring.
Shannon Briggs, der Mann steht für Ärger: Vor dem WM-Kampf am Samstagabend zwischen Weltmeister Wladimir Klitschko und Herausforderer Alex Leapai in Oberhausen hätte es auf der Waage harmonisch werden können. Denn noch bevor die versammelten Journalisten beim Champ 112,2 Kilogramm und beim Herausforderer 112,5 Kilogramm notieren können, sorgt Reggae-Musik für friedvolle Stimmung und mit den Köpfen nickendem Gefolge der beiden Schwergewichtsboxer.
Getöse in der Spielzeugabteilung
Das Ende vom Wiegelied in der Sportabteilung eines Kaufhauses im Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum: Tumulte, zwei amüsierte Hauptdarsteller und eine Nebenrolle, die scheinbar Gefallen am Eklat gefunden hat. Ex-Weltmeister Shannon Briggs stürmt mit nacktem Oberkörper noch vor den ersten ermittelten Zahlen ans Podium. „Klitschko, du bist ein Fettsack!“, formuliert der 42-Jährige wenig charmant.
Schon wieder, muss man sagen, erst am Dienstag hatte der New Yorker bei der Pressekonferenz in Düsseldorf mit Beschimpfungen für sich Reklame gemacht. Briggs fordert einen WM-Kampf gegen Weltmeister Klitschko. 2010 hatte er noch in Hamburg gegen Bruder Vitali klar nach Punkten verloren.
Zuvor versuchte sich Shannon Briggs als Schauspieler. Eine Nebenrolle führte ihn in Hollywood gar an die Seite von Schauspiel-Schwergewicht Will Smith. Der Titel: „Bad Boys 2“! In dieser Rolle gefällt sich Briggs auch in Mülheim.
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Erst schlendert er wie zufällig mit Einkaufstüten durch die Gänge, dann ist sein Oberkörper entblößt. Fortan redet sich Briggs in Fahrt. Bullige Sicherheitsleute halten ihn vom Absperrgitter fern. Schaulustige zücken ihre Handys. Rudelbildung, Geschiebe. Zwischen Badelatschen und Schwimmhosen drängen sie den munter weiter palavernden Boxer zum Parkdeck-Ausgang. In der Spielzeugabteilung gibt Briggs auf. „Hier geht der wahre Champ!“, sagt er. Wladimir Klitschko ist längst hinter den Kulissen der provisorisch aufgebauten Bühne verschwunden.
Briggs Getöse hat er mit keinem Kommentar bedacht. Ein kurzer Blick, müdes lächeln. Wirklich überrascht wirkt nur der Pulk von Fotografen. Geredet hat Klitschko zuvor reichlich. „Ich konzentriere mich immer auf meinen aktuellen Gegner“, sagt der Ukrainer, der in der ausverkauften Oberhausener Arena am Samstag (22.10 Uhr/RTL) auch auf Unterstützung seines Bruders Vitali setzen darf, der für den Kampf eigens aus der Ukraine anreist.
Abschied mit Kuchen auf dem Parkdeck
Vor seinem 25. WM-Kampf beschäftigt ihn die angespannte politische Situation in seiner Heimat. „Sport soll einen und nicht trennen“, sagt er auf die Frage, wie sich Politik und Sport bei einem Boxkampf vertragen. In Russland wird der Kampf aus Oberhausen nicht übertragen. Die Gürtel der Verbände WBA, IBF und WBO werden die dortigen Fans nicht zu sehen bekommen.
Briggs poltert vor WM-Kampf
Das Spektakel im Einkaufszentrum endet abrupt: Viele Kameras sind Shannon Briggs auf das Parkdeck gefolgt. Dort hat der Mann in Eklat-Laune noch Zeit für eine Zugabe: „Klitschko ist wie ein Stück Kuchen.“ Das passende Stück Kirschtorte verputzt er von einem Teller aus seinem Wagen.