Wladimir Klitschkos brisanter Kampf zwischen Sport und Politik
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Oberhausen. . Am Samstag blickt die Welt auf das Boxduell von Weltmeister Wladimir Klitschko und Gegner Alex Leapai in der Oberhausener Arena. Zuvor trafen die beiden Kontrahenten beim Showtraining im Centro aufeinander. Bruder Vitali Klitschko reist zu „99 Prozent“ aus der Ukraine an.
Mit einer Rolltreppe zu fahren ist normalerweise so spannend, wie ein Kaugummi unter seiner Schuhsohle abzukratzen. Immer und immer wieder fletscht die Klebemasse an den Fuß zurück. Immer und immer wieder fahren die selben Personen am Mittwoch im Mitteldom des Centros die beweglichen Treppen hinunter. Ein Schwergewichtsweltmeister macht es möglich.
Mädchen kichern, Kameras klicken
Das ist kein Treppenwitz, sondern Realität. Wladimir Klitschko hat sich die hochgeschnürten Sportschuhe angezogen und lässt sich in der Mitte eines Boxrings die Hände mit Tape-Band verpacken. „Das dauert so an die 15 Minuten“, verrät ein Helfer aus seinem Team unterdessen, während auf der Rolltreppe die Smartphones ein stringentes Dauerschnappschussfeuer eröffnen. Ausgerechnet der fahrbare Etagenwechsler bietet beste Sicht auf den ukrainischen Champion.
Warum macht Klitschko das? Nun, das wiederum erklärt ein Mann in weißen Trainingsklamotten und einer Kapuze auf dem Kopf. Alex Leapai kaut gerne Kaugummis. Doch diesmal verzichtet der Australier darauf. Er dreht ein paar müde Runden mit einem Trainingspartner. Leapai boxt. Am Samstag gegen Klitschko.
Die Klänge aus den Musikboxen suggerieren aber eher große Sanftmut. Das ist alles Show. Im Centro trainieren die beiden Profis öffentlich, in der Arena möchte der Mann aus Down Under Klitschko in zwei Tagen den WM-Titel abluchsen. In die Karten gucken lässt sich da natürlich keiner. „Man hat noch nicht viel erkennen können“, meint der Ukrainer nach einer knappen Stunden mit leichten Schlägen auf Pratzen und Tänzeln durch den Ring.
Vitali Klitschko kommt „zu 99 Prozent“
Junge Mädchen mit Einkaufstaschen tuscheln und kichern von der ersten Etage, blicken genüsslich in den Ring. Fotokameras geben noch einmal alles, wenn der 38-jährige Champ nach dem Training sein durchgeschwitztes Muskel-Shirt wechselt und Blicke auf seinen Astralkörper gewährt, der wiederum Otto-Normal-Einkäufer am Ärmel der Gattin zupfen lässt. „Jetzt komm’, lass mal weitergehen...“
Klitschko im Centro
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Um den Ring drängeln sich Kamerateams für die besten Bilder. Das ukrainische Fernsehen ist da, die Australier haben Journalisten geschickt. Nur aus Russland ist keiner in Oberhausen. Der Kampf wird dort nicht übertragen. Politik und Sport, diesmal sind sie besonders eng verschmolzen.
Bruder Vitali wird zu „99 Prozent“ am Samstag in der Arena in der Ringecke von Wladimir stehen, heißt es aus dem Umfeld des Klitschko-Teams gegenüber unserer Redaktion. 100-prozentig kann das keiner sagen. Vitali Klitschko reist direkt aus der krisengeschüttelten Ukraine an.
Und so ist klar, dass die Welt am Samstag aus Oberhausen nicht nur sportliche Impulse empfangen wird. Klitschko wünscht sich ein Signal: „Sport ist ein Teil der Gesellschaft und dafür da, um zu verbinden und nicht, um zu teilen.“
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