Recklinghausen. Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket will die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) den Kampf gegen Doping aufnehmen. Trainingskontrollen, die Unterwerfung von Tierärzten unter das Regelwerk und verschärfte Kadervereinbarungen gehören dazu.

So sollen die Spitzenreiter mit Sperren bis zu fünf Jahren und Geldstrafen bis zu 25 000 Euro belegt werden können und sich ausschließlich der Sport-Schiedsgerichtsbarkeit unterwerfen. Damit würden sie auf die „Einschaltung ordentlicher Gerichte” verzichten”.

Noch hat sich das Paket in der Reiterszene nicht wirklich herumgesprochen. Aber die beiden profiliertesten heimischen Springreiter zeigten sich bereits erstaunt über die Maßnahmen. „Das ist natürlich genau das richtige. Erst einmal für härtere Bestrafungen sorgen”, bemerkt Christian Ahlmann (34) mit unverhohlenem Spott. „Härtere Kontrolle müssen natürlich sein und schwarze Schafe rausgefiltert.” Aber er hätte sich zuerst einmal vor allem klarere Regeln und Hilfen für die Athleten gewünscht. „Von genauen Abbauzeiten lese ich da nichts. Auch nichts davon, was Medikation oder Doping ist”, sagt der sichtlich enttäuschte Marler. „Aber ich habe im Grunde genommen gar nichts anderes erwartet.”

Genauso sieht es auch sein Kollege Markus Renzel (Oer-Erkenschwick, 37), während FN-Präsident Beido Graf zu Rantzau sagt: „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit den Maßnahmen den entscheidenden Schritt tun.” Aus Verbandssicht wohl, aus Sicht der Athleten womöglich nicht. Markus Renzel sagt: „Das hört sich alles ziemlich hart an. Und uns fehlen immer noch konkrete Informationen zum Beispiel über Abbauzeiten, die uns als Reiter schützen. Wir bewegen uns ja ständig auf einem dünnen Eis und werden ziemlich allein gelassen.”

Kampf gegen Doping

Die Maßnahmen.

Während die Ethik-Kommission des Weltreiterverbandes FEI für eine verschärfte Doping-Bekämpfung verschiedene Regeländerungen vorschlägt (hauptamtliche Kräfte, Einführung von Stallbüchern, Liste mit Substanzen für Trainingskontrollen) hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN bereits einen Maßnahmenkatalog beschlossen.

Dazu gehört:

- zusätzliche Bereitstellung von 170 000 für Trainingskontrollen durch die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA)

- Tierärzte unterwerfen sich dem Regelwerk und können bei Verstößen durch den Verband und die Bundestierärztekammer sanktioniert werden

- verschärfte Kaderregelungen (Sperren bis zu 5 Jahre und Strafen bis zu 25 000 Euro; Verzicht auf die Einschaltung ordentlicher Gerichte)

- automatische, zweimonatige Sperre eines Pferdes im Falle eines Dopingvergehens

Letztlich müssten die Reiter dafür gerade stehen, wenn ein behandeltes Pferd, von dem angenommen werden durfte, dass kein Restmengen der benutzten Medikamente im Körpere sind, doch noch nachgewiesen werden. Renzel: „Wir müssen jetzt alle noch genauer hinschauen und uns ganz genau überlegen, ob wir auch nichts vergessen haben.” Die mögliche fünfjährige Sperre eines Kaderreiters quittiert er mit der Bemerkung: „Das wäre doch Berufsverbot.”

Er erwartet ebenso wie Ahlmann eine lebhafte Debatte unter den Athleten. „Und bestimmt werden sich Aushängeschilder wie Ludger Beerbaum dazu äußern” (Renzel). Nicht absehbar ist derweil, dass die Akteure gemeinsam ihre Interessen stärker gegenüber dem Verband bündeln. Es gibt zwar einen Club deutscher Springreiter. Der jedoch versteht sich offenbar nicht als ernsthafter Interessenverteter. Renzel: „Vielleicht wäre so etwas wirklich mal nötig.”

Christian Ahlmann vermutet derweil, dass sich „vielleicht auch gar keiner richtig Gedanken darüber macht, was die Umsetzung dieser Maßnahmen bedeutet, wenn man nicht selbst betroffen ist.” Er, der mit der zunächst als unerlaubte Medikation und dann als Doping eingstuften Behandlung seines Pferdes Cöster bei den Olympischen Spielen in Hongkong den Fall vom gefeierten Helden zum gemiedenen Prügelknaben durchlebte, weiß wovon er spricht. „Ich hatte damals schon keine Chance mich zu wehren, als ich für zwei Jahre aus dem Kader verbannt wurde. Und jetzt soll man gegen Verbandsentscheidungen nicht mal angehen können. Unglaublich.”