London/Berlin. Zum ersten Mal seit 36 Jahren verliert England zwei Spiele nacheinander im heiligen Wembley. Die Euphorie bei den Three Lions vor der WM-Auslosung ist nicht gerade groß. An den Titel denkt selbst der Verbandspräsident nicht “realistisch“.
England übt sich in Fatalismus. Schon vor dem Abflug nach Brasilien fehlt dem einst so stolzen Weltmeister fast jede Hoffnung auf den ersten Titel seit knapp einem halben Jahrhundert. Das 0:1 gegen Deutschland und damit der erste Niederlagen-Doppelpack im heiligen Wembley seit 36 Jahren sorgte nicht gerade für die ersehnte Stimmungsaufhellung bei den Three Lions. "Es gibt viel Arbeit für uns, das wissen wir", meinte Teammanager Roy Hodgson kurz vor der WM-Auslosung.
Seit dem ernüchternden Halbfinal-Aus gegen den späteren Europameister Deutschland bei der Heim-EM vor 17 Jahren ist der Weltmeister von 1966 nicht mehr unter die besten vier Teams bei einem großen Turnier gekommen. Vor vier Jahren in Südafrika setzte es nach dem nicht gegebenen Wembleytor von Frank Lampard ein bitteres 1:4 gegen das Team von Bundestrainer Joachim Löw. An die große Überraschung in Brasilien glaubt nun selbst der eigene Verbandspräsident nicht. "Ich denke, niemand denkt realistisch, dass wir den WM-Titel in Brasilien gewinnen werden", sagt Greg Dyke.
Die Qualifikation für das Turnier am Zuckerhut gelang nach holprigem Beginn erst im letzten Spiel gegen Polen (2:0), hinter Superstar Wayne Rooney (28) und den alternden Steven Gerrard (33) sowie Frank Lampard (35) fehlt es an Führungsfiguren. Aufstrebende Jungstars wie Tottenhams Andros Townsend (22) lassen noch die internationale Erfahrung vermissen.
Kaum englische Profis in der Premier League
Vor allem den Mangel an heimischen Profis in der eigenen Topliga machen Experten als größtes Problem aus, weniger als ein Drittel der Spieler in der Premier League kommt aus England. "Es sind momentan schwere Zeiten für den englischen Fußball", analysierte auch der frühere Kapitän Alan Shearer. "Jeder ist sich bewusst, dass der englische Fußball nicht so gesund ist, wie er sein sollte. Aber ich fürchte, dass das alles dauern wird." (dpa)