Essen. Der FC Bayern hat gegen den Tabellenletzten Eintracht Braunschweig die Pflicht erfüllt und mit 2:0 gewonnen. Acht Tore gab es in Sinsheim: 4:4 endete die Partie zwischen 1899 Hoffenheim und Werder Bremen. Berlin und Augsburg trennten sich 0:0.

Das Rennen um die deutsche Fußball-Meisterschaft bleibt vorerst ein Dreikampf. Tabellenführer FC Bayern München setzt seine Rekordjagd in der Fußball-Bundesliga fort. Mit dem 2:0 (2:0) über Schlusslicht Eintracht Braunschweig feierte der Rekordmeister am 14. Spieltag seinen 28. Ligasieg in diesem Jahr und stellte damit die eigene Bestmarke von 2005 ein.

Drei Elfmeter beim Spiel zwischen Hoffenheim und Bremen

Werder Bremen holte in einem verrückten Spiel mit drei Elfmetern bei 1899 Hoffenheim ein 0:2 und 2:4 auf, erkämpfte sich ein 4:4 (2:2) und vermied somit die dritte Niederlage in Serie. Da Braunschweig und Nürnberg (beide 8 Punkte) mal wieder leer ausgingen, besteht für Werder (16) weiter keine Gefahr.

Hertha BSC (19) ließ mit einem 0:0 gegen den FC Augsburg die Chance aus, zumindest bis zum Samstagabendspiel von Schalke 04 gegen den VfB Stuttgart (Anstoß 18.30 Uhr) einen Europa-League-Platz zu erobern. Am Freitag hatte es der VfL Wolfsburg (23) beim 1:1 (1:1) gegen den Hamburger SV versäumt, seinen Anspruch auf die Champions-League-Plätze zu dokumentieren.

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In München verschanzten sich die Braunschweiger lange vor dem eigenen Strafraum. Mit wenig Erfolg: Nach 110 Sekunden traf Arjen Robben für die Bayern, die seit 39 Bundesliga-Spielen ungeschlagen sind. Robben legte 28 Minuten später auch das 2:0 nach. Erst nach der Halbzeitpause erinnerte sich die Eintracht daran, dass es ja auch ein Bayern-Tor gibt. Ermin Bicakcic und Domi Kumbela hätten es sogar beinahe getroffen.

Torhüterwechsel bei Werder Bremen

Ein wahres Angriffsspektakel erlebten die Zuschauer in Hoffenheim. Werder-Trainer Robin Dutt hatte sich entschieden, den Torhüter zu wechseln und brachte für Sebastian Mielitz den Bundesliga-Debütanten Raphael Wolf. Der hatte nach 18 Minuten zweimal den Ball im Netz liegen und konnte doch nichts dafür: Sejad Salihovic (12./18.) hatte seine Liga-Elfmeter Nummer 22 und 23 verwandelt. Werder kam durch Aaron Hunt (45., Handelfmeter) und Eljero Elia (45.+1) zurück, doch kurz nach der Pause trafen Kevin Volland (49.) und Kai Herdling (54.) für 1899. Nils Petersen (59.) brachte Werder heran, das erste Bundesliga-Tor von Philipp Bargfrede (90.+1) stellte das Spiel erneut auf den Kopf.

Am Sonntag kann Borussia Mönchengladbach gegen den wiedererstarkten Abstiegskandidaten SC Freiburg (17.30 Uhr) den nächsten Schritt in Richtung Champions-League-Qualifikation gehen. Ihre bisherigen sechs Heimspiele hat die Borussia alle gewonnen. Schon um 15.30 Uhr (beide live bei Sky) kämpft Trainer Mirko Slomka mit Hannover 96 gegen Eintracht Frankfurt für ein Ende der Negativserie - und vielleicht auch um seinen Arbeitsplatz. (sid/ dpa)

4:4 lässt Hoffenheim verzweifeln: Das "Ende der Verträglichkeit" 

Menschen, Tore, Sensationen. Die Fußballprofis von 1899 Hoffenheim glänzten am Samstag mal wieder als die großen Unterhaltungskünstler der Bundesliga. "Ein Scheißspektakel", fluchte Angriffs-Ass Kevin Volland nach dem vogelwilden 4:4 (2:2) gegen Werder Bremen. Der Spieler mit der Rückennummer 44 hatte in der 91. Minute den Ausgleich erzielt: Philipp Bargfrede feierte sein erstes Liga-Tor. Außerdem gab es mit drei Elfmetern in der ersten Halbzeit ein Novum. TSG-Trainer Markus Gisdol ist mit den Nerven langsam am Ende. "Wenn wir sieben schießen, kriegen wir wahrscheinlich auch sieben", meinte er fast schon fatalistisch.

In den 14 Begegnungen der TSG sind jetzt 66 Treffer gefallen. Die Kraichgauer haben so viele Tore geschossen wie der FC Bayern München, nämlich 32, aber mit 34 fast fünfmal so viele kassiert. Wenigstens war es diesmal kein Phantomtor, das die Hoffenheimer zur Verzweiflung brachte. Aber nach zuletzt drei Niederlagen in ihrer grauen Novemberbilanz verspielten die Kraichgauer zweimal einen Zwei-Tore-Vorsprung. Und zum wiederholten Mal in dieser Saison verschenkte die Mannschaft in der Schlussphase einen Sieg.

25.608 Zuschauer in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena

"Irgendwie geht einem das total auf den Sack, ganz ehrlich", sagte der völlig fertige Gisdol und benutzte Ausdrücke, die eigentlich nicht zu seinem Vokabular bei Pressekonferenzen gehören: "Du hast die Scheiße an den Beinen."

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Die TSG-Fans unter den 25.608 Zuschauer in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena haben auch genug von ihren Spielern, die wieder einmal dastanden wie kleine Jungs, denen man den Ball weggenommen hat. Zum ersten Mal in dieser Spielzeit pfiffen sie die Profis aus. "Wenn man eine normale Saison spielt, dann würde man jetzt sagen: Boah, geil, so ein Spiel mal abzuliefern. Aber bei uns ist es jede Woche so", erklärte Gisdol.

TSG-Coach sieht Serie schwerer Spiele kommen

So schnell, räumte der Chefcoach ein, wird sich die Misere wohl nicht beheben lassen. Vor der Achtelfinal-Partie im DFB-Pokal am Dienstag bei Schalke 04 und den restlichen Hinrunden-Partien in Frankfurt, gegen Borussia Dortmund und in Braunschweig rechnet der 44-Jährige anscheinend nicht mehr damit, dass sein Team mal ein schmutziges 1:0 herausspielt. "Ich hoffe, dass wir bis zur Winterpause noch stabil werden. Aber ich glaube, wir schaffen das nicht mehr in diesem Kalenderjahr 2013, ein normales Spiel abzuliefern."

Sein Bremer Kollege Robin Dutt durfte sich über eine "ganz, ganz tolle Moral" seiner Mannschaft freuen, konnte sein Glück aber nicht so richtig fassen: Das ungläubige Grinsen war auch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff noch nicht aus seinem Gesicht verschwunden. Mit zwei verwandelten Foulelfmetern hatte Routinier Sejad Salihovic zunächst eine 2:0-Führung für die TSG herausgeholt (12./18. Minute). Noch vor der Pause glich Werder durch Aaron Hunt (45./Handelfmeter) und Eljero Elia (45.+1) mit einem Doppelschlag aus. Da war Gisdol zum ersten Mal an diesem Tag einem Herzkasper nahe.

Werder-Keeper Raphael Wolf sah bei Treffer nicht gut aus

Bei Vollands sechstem Saisontor (49.) sah Werder-Keeper Raphael Wolf nicht gut aus, als er auf der Linie klebte. Der 25-Jährige hatte überraschend den Vorzug vor Stammtorwart Sebastian Mielitz erhalten, der die Woche zuvor beim 2:3 gegen Mainz zweimal böse gepatzt hatte. "Wir hatten aber alle den Eindruck, dass Sebastian einfach mal Zeit und Ruhe braucht. Die werden wir ihm in den nächsten vier Spielen bis Weihnachten auch geben", erklärte Dutt.

Aber auch Hoffenheim hat eine Torwartdebatte. Koen Casteels verbockte den Gegentreffer von Elia, als ihm ein Hunt-Pass durch die Beine rutschte. Nach dem 4:2 durch Kai Herdling (53.) rannte Gisdol wie von Sinnen auf den Platz und den Torschützen fast um. Doch das war nicht die Vorentscheidung. Dem eingewechselten Nils Petersen gelang bei seinem Comeback fünf Wochen nach einem Bänderriss im Knie das 3:4 (59.) und Bargfrede ließ mit seinem Ausgleichstor die Hoffenheimer zu Boden sinken. "Wir sind schon am Ende der Fahnenstange angekommen, was die Verarbeitung und die Verträglichkeit dieser Sache angeht", sagte Gisdol.

Hertha wieder ohne Durchschlagskraft - Ronny im Schmollwinkel 

Als Trainer Jos Luhukay in der 67. Minute den 18 Jahre alten Hany Mukhtar einwechselte, zog Ronny auf der Bank den Kragen seiner Regenjacke noch höher. Jetzt war klar: Der Aufstiegsheld des letzten Jahres durfte erneut nicht mitwirken. Genutzt hat es Herthas Spiel nichts. Auch beim 0:0 gegen den FC Augsburg mangelte es an der nötigen Durchschlagskraft. Bereits im dritten Heimspiel in Folge blieb der Aufsteiger ohne Torerfolg.

"Natürlich habe ich Ideen gehabt", sagt Luhukay hinterher, als er auf die mögliche Einwechslung von Ronny angesprochen wurde. "Ich habe über alles nachgedacht. Aber ich möchte hier nicht über Spieler sprechen, die nicht zum Einsatz kamen", meinte der Niederländer. Für Ronny, der die "Alte Dame" im vergangenen Jahr mit 18 Toren ins Oberhaus geschossen hatte, war es ein Tag zum Vergessen. Während er in den Heimspielen gegen Schalke 04 (0:2) und Bayer Leverkusen (0:1) noch Kurzeinsätze erhalten hatte, blieb er nun ganz draußen und musste sogar einem 18 Jahre alten Nobody den Vortritt lassen.

Nur selten ging von Herthas Aktionen Gefahr aus

Während Ronny für das schnelle Umschaltspiel der Berliner im Mittelfeld offenbar zu langsam ist, hätte er seinem Klub mit seiner Power und Finesse bei Freistößen und Fernschüssen womöglich helfen können. Denn nur selten ging gegen Augsburg von Herthas Aktionen Gefahr aus. "In der Offensive fehlten uns in der zweiten Halbzeit die Lösungen", sagte Luhukay und meinte etwas kleinlaut: "Da muss man nach so einem Spiel auch mal ein Unentschieden mitnehmen."

Größere Freude hatte Luhukay indes an seinem kleinen "Samurai" Hajime Hosogai. Den nur 1,77 m großen Japaner beorderte der Coach nach dem Ausfall von Sebastian Langkamp mit Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel ab der 20. Minute in die Innenverteidigung. "Er hat heute überragend gespielt", lobte Luhukay hinterher seinen Tausendsassa, der normalerweise als Sechser vor der Abwehr abräumt. "In der Defensive haben wir ein starkes Spiel gemacht und ohne Fehler agiert", meinte der Coach.

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"Das war ein zähes Spiel", sagte Michael Preetz. "Der Gegner hat tief gestanden. Es war kein Leckerbissen für die Fans. Aber den Punkt nehmen wir mit", meinte Herthas Manager. Mit 19 Zählern hält sich der Aufsteiger weiter achtbar im oberen Mittelfeld der Liga und liegt voll im Soll. "Alles war gut, nur der letzte Pass, der letzte Schuss, da klappte es nicht", sagte der Norweger Per Ciljan Skjelbred, der als Ronny-Ersatz hinter den Spitzen dieses Mal nicht so recht überzeugen konnte.

Augsburg nimmt den Punkt "gerne mit"

Der FC Augsburg freute sich diebisch über den Zähler, obwohl die Schwaben in 91 Minuten nicht eine echte Torchance besaßen. "Wir nehmen diesen Punkt gerne mit", sagte Trainer Markus Weinzierl, dessen Team in der laufenden Saison zuvor nur einmal auswärts gewinnen konnte. In der Vergangenheit habe seine Mannschaft oft gut gespielt, aber stets verloren. Dieses Mal sei es genau andersherum gewesen. "Und der Blick auf die Tabelle tut uns auch gut", sagte der Coach. Sein FCA hat sich mit 17 Zählern im gesicherten Mittelfeld festgesetzt.

Mit frischem Selbstvertrauen geht es nun am Mittwoch ins Pokalspiel gegen den FC Bayern München (20.30 Uhr). "Vielleicht können wir ja für eine Überraschung sorgen", meinte Manager Stefan Reuter. Und auch Weinzierl, dessen Mannschaft in der Liga bei den Bayern mit 0:3 verlor, wollte nach dem 0:0 nicht nur schwarz sehen. "Natürlich ist Bayern die absolute Über-Mannschaft. Doch wir haben ein volles Haus und werden alles geben." (sid/dpa)