Berlin. .
Wirrwarr beim Thema „Anti-Doping-Gesetz“ in den schwarz-roten Koalitionsgesprächen. Der bereits verkündete „Durchbruch“ war offenbar Wunschdenken. Nachdem die SPD hoffnungsvoll einen entscheidenden Schritt verkündet hatte, dämpfte der CDU-Sportpolitiker Reinhard Grindel die Hoffnungen: In den entscheidenden Punkten sei man sich nicht wirklich näher gekommen. Zuvor hatte die amtierende Vorsitzende des Sportausschusses, die SPD-Abgeordnete Dagmar Freitag, die angeblichen Vereinbarungen von Union und SPD im Gespräch mit der Funke Mediengruppe noch gelobt:
„Wir müssen den Ermittlungsbehörden eine Grundlage schaffen, damit diese beim geringsten Anfangsverdacht tätig werden können“, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Dagmar Freitag der Funke Mediengruppe. Doping zerstöre die ethisch-moralischen Werte des Sports, sagte Freitag, die bisher dem Sportausschussvorstand: „Derzeit werden insbesondere die Hintermänner von den strafrechtlichen Regeln erfasst, die wir haben. Der Handel, die Weitergabe und die Anwendung von Dopingmethoden an Dritten sind beispielsweise verboten“. Aber der „Hauptprofiteur“, der dopende – und damit betrügende - Sportler, gerate in der Regel ausschließlich in den Fokus der Sportgerichtsbarkeit. „Das ist zu wenig“.
Lautere Sportler vor Betrügern schützen
Es sei nicht das Ziel, Menschen zu kriminalisieren, sagte Freitag, „Ziel ist, den lauteren Sportler vor Betrügern zu schützen. Hierfür bekommen wir erfreulicherweise auch immer mehr öffentliche Unterstützung von Athletinnen und Athleten.“Ausdrücklich betonte die SPD-Abgeordnete, die angepeilte Regelung werde auf keinen Fall die Kompetenzen der Sportgerichte in Frage stellen. Darauf würden Union wie auch SPD größten Wert legen.
Viele rechtliche Detailfragen sind noch ungeklärt. Bei der Union gibt es einige verfassungsrechtliche Bedenken gegen eine Neuregelung. Im Bundesinnenministerium wird darauf hingewiesen, dass es keine unterschiedlichen Bewertungen im Strafrecht geben dürfe, wenn der Besitz geringfügiger Mengen von Drogen straffrei sei, der bei Dopingmitteln aber bestraft werde. Auch will Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vermeiden, dass der Breitensport in den strafrechtlichen Bereich hineingezogen wird.
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Das alles soll bei der Gesetzgebung geprüft werden. Dennoch sieht beispielsweise Dagmar Freitag eine Kehrtwende bei der Einstellung der Union dazu, die noch vor wenigen Monaten entsprechende Pläne der SPD abgelehnt hätte.
Die Abgeordnete kritisierte den Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, (DOSB), Michael Vesper, für seinen Widerstand gegen weiterreichende Neuregelungen beim Doping: „Die von Herrn Vesper vorgetragenen Bedenken sind nicht neu. Aber der organisierte Sport sollte sich intensiv um die Sanktions- und Ermittlungsmöglichkeiten innerhalb der Sportgerichtsbarkeit kümmern. Der Gesetzgeber hingegen muss seinen Part leisten. Hier sehe ich uns nach den Gesprächen in dieser Woche auf einem guten Weg“. Die wohl künftigen Koalitionäre wollen auch die Finanzausstattung der Nationalen Doping Agentur (NADA) in Bonn verbessern.
Wie weit Doping in Deutschland verbreitet ist, gilt als völlig offen. „Viel zu wenig“ Proben würden sich als positiv erweisen, sagte Freitag. Tatsächlich soll es Umfragen nicht nur im generalverdächtigen Radsport geben, die das belegen: Danach haben in einer Studie der Deutschen Sporthilfe aus diesem Jahr schon 5,9 Prozent der befragten Sportler die regelmäßige Einnahme von Dopingmitteln eingeräumt. Bei der Leichtathletik-WM 2011 haben nach anonymisierten Umfragen 29 Prozent den Gebrauch von Aufputschmittel gestanden.