Torshvan. . In Rom macht der Stürmer seine Tore für Lazio, im Nationaltrikot kann er am Dienstag mit einem Treffer in der WM-Qualifikation gegen Färöer an Tor-Legende Gerd Müller vorbeiziehen. Bundestrainer Löw lässt den Ex-Bremer von Anfang an ran.

Der Lebensmittelpunkt von Miroslav Klose befindet sich in Rom, wo er für Lazio in die Torejagd zieht. Die Färöer drängen sich für den mittlerweile 35-Jährigen aber als Alternative auf. National Geographic hat das 48 000-Menschen-Staatsgebilde mit Anschluss ans Königreich Dänemark im Jahr 2007 zum besten Insel-Reiseziel auf dem Globus gekürt.

Und der Wohlstand im Nordatlantik rührt im Gegensatz zu kontinentalen Fehleinschätzungen nicht etwa von der Schafszucht her, sondern vom Fischfang. Für Miro, den Torejäger, der auch Angelsportler ist, ideal.

Am Montagmittag, nach der Landung der deutschen Nationalmannschaft auf den Färöern, konnte Klose bei der Busfahrt Richtung Hauptstadt Torshvan ein weiteres Mal Eindrücke sammeln. Wiese, die sich an schroffe Felsen kauert. Immer wieder Wasserfälle. Schafe, die sich selbst verwalten. Und ein Wetterchen, wie es selten vorkommt, das vom euphorisierten Einheimischen als „phantastisch” kategorisiert wurde. Um die zehn Grad Celsius, wie meist im Sommer. Tief hängende Wolken. Aber kaum Wind! Kein Regen!

Organisierte Selbstverteidigung

Joachim Löw hat dann im Torsvollur-Stadion, in dem am Dienstag der WM-Qualifikationstreff des Eilandgnomes mit dem Festlandriesen stattfindet, dennoch gleich von der rauen Landschaft auf die Mentalität des Gegners geschlossen: „Ich denke, wir haben es auch mit rauen Spielern zu tun.“ Mit Spielern vor allem, meinte der Bundestrainer, denen sogar „organisierte” Selbstverteidigung nicht fremd ist.

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Das Ziel seines Multimillionentrüppchens kann aber nur ein respektabler Sieg sein. Schon wenn der nicht respektabel wäre, würde das Schlagzeilen im XXXL-Format produzieren. Österreich hat diese Schmach gespürt. 1990 verlor die rot-weiße-rote Elf, gegen deren 2013er-Ausgabe gerade in München mit einem 3:0-Sieg das Selbstbewusstsein so schön aufgefrischt werden konnte, mit 0:1 gegen die Färinger.

Und Klose weiß als einziger aktueller deutscher Nationalspieler aus eigener Erfahrung, dass die Miniaturversion einer Fußballnation nicht unterschätzt werden darf. 2003, in der EM-Qualifikation, erzielte der Mann, der gemeinsam mit Gerd Müller auf der 68er-Torhöhe verweilt, erst in der 89. Minute den Treffer zum 1:0, dem richtigerweise ein erlösender Charakter bescheinigt wurde.

Fredi Bobic erhöhte in der Nachspielzeit auf 2:0. Aber Bobic ist schon lange in Stürmerrente und verdient sich nur noch ein Zubrot als Manager des VfB Stuttgart. Klose dagegen kann zum alleinigen Rekordhalter aufsteigen. Noch ein Tor und Müller, die Legende Gerd, ist überrundet. Kollege Per Mertesacker traut es Klose zu: „Ich glaube, dass er in seiner Form auf den Färöern gleich nachlegen kann.” Und der Bundestrainer hat vorab veröffentlicht: „Miro wird auf jeden Fall anfangen.”

Marco Reus fällt aus

Wahrscheinlich geht es dem Chef darum, dem Thema diesmal mit ziemlicher Sicherheit einen Riegel vorschieben zu können. Ansonsten wird es für die Begegnung auf künstlichem Geläuf „Minimum eine Änderung” geben. Marco Reus leidet an einem Magen-Darm-Infekt. Andre Schürrle oder Julian Draxler werden ihn auf der linken Seite ersetzen.

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Spannender ist schon wieder die Defensive. „Maximum drei Positionen” will Löw im Vergleich zum Austria-Gang insgesamt personell neu ausstatten. Erster Kandidat für die Zuschauerrolle im 3500-Leute-Stadion, das die insulare Atmosphäre zwischen Plattenbau und Bullerbü gut einfängt, könnte der Klose-Gläubige Mertesacker sein.

Der Arsenal-Innenverteidiger hat die letzten neun Partien allesamt neben wechselnden Kräften absolviert (Boateng, Badstuber, Westermann, Höwedes, Hummels). Tourismus pur würde ihm also nicht schaden. Und vor allem Mats Hummels, der Dortmunder, dürfte nach dem rauen Abend auf der Ersatzbank zu München seinen Einsatz erhoffen.

Auf den Färöern soll es Dienstag übrigens noch milder werden. Dabei wollte der Bundestrainer doch mit Blick auf die WM 2014 in Brasilien mit ihren meteorologischen Schwierigkeiten einüben, „Bedingungen anzunehmen”, in diesem Fall „vielleicht viel Wind, vielleicht Regen, vielleicht Nebel”.