Duisburg. . Das deutsche Team will bei der Heim-WM in den olympischen Klassen sechs Medaillen gewinnen. Cheftrainer Reiner Kießler hofft in Duisburg auch auf die Sprinter. In Wedau erwarten die Organisatoren rund 1500 Sportler aus 78 Nationen.

Otto Schulte, den erfahrenen Organisationsleiter der Kanu-Weltmeisterschaften in Duisburg, kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Und so warf ihn auch die plötzliche Ankündigung, Malaysia komme nun doch zur WM, nicht aus dem Gleichgewicht. Die Kanuten aus Malaysia sind dank Schulte längst in zusätzlichen Hotelzimmern untergebracht. Von Mittwoch bis Sonntag gehen auf der Regattastrecke in Wedau rund 1500 Sportler aus 78 Nationen an den Start. Darunter sind auch 150 behinderte Kanuten, die in ihren zwölf Disziplinen um die Medaillen fahren. Bei den Parakanuten wird am Mittwoch bereits der erste Titel vergeben.

Junges deutsches Kanuten-Team - "Für die Gegenwart und Zukunft gut aufgestellt"

Thomas Konietzko, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, spricht gern in Zahlen. Und so zählt er auf, dass acht der 31 deutschen Kanuten 23 Jahre und jünger sowie weitere neun 24 oder 25 Jahre alt sind. „Unser Ziel ist es, jüngere Athleten auf ein hohes Niveau zu führen und ältere mit großen Reserven weiter einzubinden“, sagt Konietzko, „wir sind für die Gegenwart und die Zukunft gut aufgestellt. Welche Ziele der Präsident für die Gegenwart, also die Heim-WM, ausgibt, dafür hat er auch eine Zahl parat. Sechs Medaillen (drei in Gold, eine in Silber, zwei in Bronze) habe das deutsche Team bei den Olympischen Sommerspielen in London gewonnen, sagt Konietzko. Mit dieser Ausbeute auf den olympischen Strecken wäre er auch nach den fünf Wettkampftagen in Duisburg zufrieden.

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Die deutschen Kanuten ließen mit ihrer starken Bilanz auf dem Dorney Lake in Eton alle anderen olympischen Sportverbände hinter sich. Im nacholympischen Jahr legen auch die Kanuten eigentlich vermehrt ihr Augenmerk auf Beruf und Ausbildung. Schließlich ist Kanu eine Randsportart, in denen selbst Olympiasieger oder Weltmeister wie der Potsdamer Canadier-Fahrer Sebastian Brendel oder der Essener Max Hoff ihr Gold nicht wirklich versilbern können.

Manko im Sprint soll in Wedau behoben werden

„Aber eine Heim-Weltmeisterschaft hat eine gewisse Eigendynamik“, sagt Sportdirektor Jens Kahl, „die ganze Arbeit ist eigentlich auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ausgerichtet, doch unsere Sportler wollen in Duisburg zeigen, dass sie die besten in der Welt sind.“

Cheftrainer Reiner Kießler hofft, dass in Duisburg auch die Sprinter in die Medaillenränge fahren. Bei allem Lob für das herausragende Abschneiden in London fiel auf, dass die deutschen Kanuten bei der olympischen Premiere auf der 200-Meter-Strecke die Podiumsplätze verpassten. Die besten Aussichten, dieses Manko im Sprint in Wedau zu beheben, haben Ronald Rauhe und Jonas Ems im Zweier.

Vor einem Jahr waren der 32-jährige Routinier aus Potsdam und sein 26-jähriger Partner aus Essen in Eton nur auf den achten Platz gepaddelt. Man habe die Chance auf Gold oder Silber verschenkt, ärgerte sich Rauhe damals. Diesmal will es der 13-malige Weltmeister besser machen. Gleichzeitig warnt er aber: „Der Sprint ist immer eine enge Kiste. Grundsätzlich will ich jedes Rennen gewinnen, aber es wäre auch eine tolle Leistung, wenn wir eine Medaille gewinnen.“