Essen. Nach seinem Mini-Geständnis reagiert der ehemalige Radsportler Jan Ullrich äußerst naiv. Immer neue Lügen und Skandale haben dem Radsport über die Jahre massiv geschadet. Warum das Mini-Geständnis des einstigen Toursiegers nichts ändert - ein Kommentar.
Jan Ullrich ist einer der talentiertesten Radsportler seiner Zeit gewesen. Es war allerdings die Zeit, in der der Radsport endgültig im Dopingsumpf versank.
Die Details dieser EPO-che sind längst in Gerichtsurteilen nachzulesen. So, wie die Geschichte des Eigenblut-Dopings, das Ullrich nach Jahren des Leugnens als einzigen Verstoß in seiner Karriere nun verklausuliert zugibt. Ullrich sieht sich dabei als Opfer, das im Rennen um Chancengleichheit mit den anderen Profis einfach mitziehen musste.
Radsport versinkt in Lügen und Skandalen
Es ist erschütternd, wie naiv einer der Top-Stars der Radszene auch nach Jahren der Enthüllung auftritt. So wundert er sich tatsächlich darüber, dass sein Mini-Geständnis die Vorberichte zur anstehenden 100. Tour de France aus den Medien verdrängt. Doch das liegt einfach daran, dass sich der Radsport mit immer neuen Lügen und Skandalen im Bild der deutschen Öffentlichkeit selbst versenkt hat. Und es liegt daran, dass Jan Ullrich ein deutscher Sport-Held war. Der Held ist tief gefallen, und das ist erst recht der Stoff, aus dem Geschichten sind.
Jan Ullrich ist dabei jemand, der einem in seiner Naivität sogar fast leid tun kann. Er ist kein Unschuldsengel, er muss Verantwortung übernehmen. Aber es gab Sponsoren, Trainer und Funktionäre, für die es mehr als leicht war, ihn für ihre Zwecke auszunutzen.
Jan Ullrich ist tief gefallen. Nicht allen, die im Dopingsystem des Sports aufgestiegen sind, ist es so ergangen. Den Bericht im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ZDF über Jan Ullrich kündigte zum Beispiel Kristin Otto an. Kristin Otto hat als Schwimmerin im flächendeckenden Staatsdopingsystem der DDR trainiert und 1988 bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul sechs Goldmedaillen gewonnen. Doping? Damit habe sie trotz vieler Indizien wissentlich nichts zu tun gehabt, hat sie mehrfach erklärt.
Manchmal kann Fernsehen gucken sehr wütend machen.