Boca Raton/ Miami. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff denkt überraschend über einen Abschied vom Deutschen Fußball-Bund nach. Nach dem Abgang von Robin Dutt als Sportdirektor droht dem DFB damit der weitere Abgang einer Führungskraft. Bierhoff will sich in den kommenden Wochen Gedanken machen.

Die Sportdirektor-Frage ist noch längst nicht geklärt, da droht dem Deutschen Fußball-Bund schon eine neue Personaldebatte. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff denkt in aller Öffentlichkeit über einen Abschied vom DFB nach - dem Verband droht nach dem Abgang von Robin Dutt damit erneut der Verlust einer Führungskraft.

"Ich werde mir in den kommenden Wochen Gedanken machen, wo ich für mich den Reiz sehe. Ich schätze Kontinuität. Andererseits reizt mich immer auch das Neue", sagte Bierhoff in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt überraschend. "Es stellen sich die Fragen: Habe ich noch etwas zu geben? Brauche ich einen neuen Anreiz und muss mal wieder raus aus der Komfortzone des Gewohnten? Da schwanke ich derzeit, das gebe ich offen zu."

Bierhoff hatte seine Zukunft bislang eng mit der von Bundestrainer Joachim Löw verknüpft

Bierhoff, der seit 2004 Teammanager ist und noch einen Vertrag bis nach der WM 2014 besitzt, bekundete, sein Job mache ihm "sehr viel Spaß", da er sehr vielseitig sei, "aber ich mache ihn halt auch schon ein paar Jahre". Daher stehe nun "in gewisser Weise eine Lebensentscheidung" an. Er führe aber derzeit keine konkreten Gespräche mit potenziellen anderen Arbeitgebern.

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Bierhoff hatte seine Zukunft bisher immer mit der von Bundestrainer Joachim Löw verknüpft, dessen Vertrag auch nach der WM ausläuft. Noch vor zwei Wochen hatte er angekündigt, dass "wir uns mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock an einen Tisch setzen werden, sobald wir die WM-Qualifikation geschafft haben".

Auch eine Auszeit vom Fußballgeschäft sei für Bierhoff denkbar

Nun brachte Bierhoff einen möglichen Wechsel in die Bundesliga ins Gespräch. "Ich bin ein Freund davon, sich darüber klar zu werden, was man will. Bei einem Bundesligisten hast du schnellere Entscheidungen, direkteres Feedback, Tagesaktualität. Es ist schnelllebiger und hat darum natürlich seine Reize", sagte der Europameister von 1996. Er kündigte an, den DFB rechtzeitig vor der WM 2014 über seine Pläne in Kenntnis zu setzen.

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Zuletzt hatte die Bild-Zeitung bereits eine gewisse Nähe von Bierhoff zu 1899 Hoffenheim dargestellt. Demnach führt die Sportberatungs-Agentur 'Projekt b', die der 45-Jährige 2007 gegründet hat, im Auftrag von 1899-Mäzen Dietmar Hopp eine Analyse des Klubs durch.

Auch im Welt-Interview verteidigte Bierhoff unter anderem die TSG. "Dietmar Hopp hat in die Region investiert, ein Jugendzentrum errichtet, und wird trotzdem angefeindet. Dafür habe ich kein Verständnis", sagte er. Man solle sich vielmehr "über Konzerne oder Einzelpersonen freuen, die ihr Geld in den Fußball investieren".

Auch eine Auszeit vom Fußballgeschäft sei für Bierhoff jedoch denkbar. "Ich könnte auch erst mal nichts machen und die Dinge auf mich zukommen lassen. Oder in die freie Wirtschaft gehen, aber sicher mit Bezug zum Fußball", sagte der frühere Torjäger. "Was ich sagen will: Sollte ich aufhören, bedeutet das nicht automatisch, dass ich Vereinsmanager werde."

Der DFB hat gerade erst seinem bisherigen Sportdirektor Dutt zähneknirschend die Freigabe für einen Wechsel zum Bundesligisten Werder Bremen erteilt, die Nachfolge ist noch nicht geregelt. Ein Abschied Bierhoffs wäre für den größten Sport-Fachverband der Welt (6,8 Millionen Mitglieder) der nächste Schlag. (sid)