Essen. Topstürmer Stefan Kießling von Bayer Leverkusen hat verkündet, dass er in der Nationalmannschaft unter Joachim Löw keine Chance mehr sieht. Wieder einmal zeigt sich, dass der Bundestrainer sich mit der Moderation von Abschieden schwer tut. Ein Kommentar.
Was Stefan Kießling am Freitag macht, wenn die Fußball-Nationalmannschaft in Kasachstan spielt? Er feiert mit der Familie, sein Großvater wird 90 Jahre alt.
Man sollte glauben, dass ein Stürmer, der in der laufenden Bundesliga-Saison 16 Tore – und damit mehr als jeder andere deutsche Angreifer – erzielt hat, in Kasachstan dabei ist. Aber Kießling gehört einer Spezies an, die im modernen Fußball vom Aussterben bedroht ist: Der Leverkusener ist Stoßstürmer. Begonnen hat der Exodus des Stoßstürmers in Spanien, die ganze Geschichte ist dann nach Deutschland übergeschwappt, weil mit Joachim Löw ein Bundestrainer am Werk ist, der dem spanischen System ohne echten Mittelstürmer große Sympathien entgegenbringt.
Keine klärenden Worte
In der Konsequenz lässt der Bundestrainer den Leverkusener seit langem links liegen. Dass Kießling jetzt von sich aus das Thema Nationalelf für beendet erklärt: Was blieb ihm übrig, wo doch Löw längst Fakten geschaffen hat? Man hätte sich, auch wenn Kießling nie eine große Rolle im Nationalteam gespielt hat, schon ein klärendes Wort vom Bundestrainer wünschen können. Dass es nicht gefallen ist, verstärkt den Eindruck, dass der Umgang mit nicht mehr gefragten Spielern nicht zu Joachim Löws Stärken gehört.