Dortmund. . Wenn Borussia Dortmund am Samstag zum 141. Revierderby den FC Schalke 04 empfängt, stehen sich zwei Spitzenteams gegenüber - selbstredend gespickt mit Spitzenspielern. Auf welcher Position der BVB Vorteile hat, und wo Königsblau besser aufgestellt ist, soll unser Mann-gegen-Mann-Vergleich zeigen.

Welcher Linksverteidiger bringt seinem Team den größeren Nutzen? Der zuletzt so oft gescholtene, zu allem Überfluss noch angeschlagene Marcel Schmelzer den Dortmundern? Oder Christian Fuchs, der Österreicher mit dem linken Hammer, seinen Schalkern? Und wer bietet den besseren "Knipser " im Sturmzentrum auf? Könisgblau mit dem "Hunter" Klaas-Jan Huntelaar? Oder doch der BVB mit dem kantigen Robert Lewandowski? Wir haben den Mann-gegen-Mann-Vergleich gewagt, begleitet von hitzigen Diskussionen in der Redaktion, die nicht immer zu einstimmigen Ergebnissen führten. Einigkeit herrschte zumindest in einer Sache: Das Derby wird so ausgeglichen aus wie lange nicht.

Der Mann-gegen-Mann-Vergleich zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 in Textform 

Torwart

Roman Weidenfeller

Dortmunds Schlussmann war vor der Länderspielpause in Nationalmannschafts-Form. Roman Weidenfeller verhinderte durch seine Paraden Pleiten in Manchester und zuletzt in Hannover. Der 32-Jährige kann sich auch deshalb auszeichnen, weil momentan die BVB-Abwehr wackliger steht, als gewohnt. Weidenfeller spielt am Samstag schon sein 19. Revierderby und hat fast ein komplettes Stadion im Rücken.

Lars Unnerstall oder Timo Hildebrand

Mindestens 45 Minuten lang haben entweder Lars Unnerstall oder Timo Hildebrand die „schwarzgelbe Wand“ im Rücken – keine leichte Aufgabe, konzentriert aufzuspielen, wenn über 20.000 Fans gegen einen sind. Hinzu kommt erschwerend, dass es bei Schalke keine klare Nummer eins gibt. Timo Hildebrand, vor der Saison als Stammkeeper nominiert, musste sechs Wochen verletzt aussetzen. Lars Unnerstall vertrat ihn würdig. Jetzt kehrt Hildebrand zurück – Huub Stevens muss sich entscheiden, auf wen er im Derby setzt. Dass ein Keeper ein Spiel für Schalke „gewonnen“ hat, ist schon etwas länger her.

1:0 - Punkt für den BVB und Roman Weidenfeller

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„Einer mit Handschuhen, das reicht“, sagt Trainer Huub Stevens auf der PK und brachte sogar noch Ralf Fährmann in die Auswahl seiner Torleute. Wer auch immer von den dreien spielen wird, der Punkt geht klar an Weidenfeller.

Linke Außenverteidiger

Marcel Schmelzer

Viel prasselte zuletzt auf den Nationalverteidiger ein. Eine öffentliche Schelte von Bundestrainer Joachim Löw samt verspäteter Entschuldigung; Kritik auch in den Medien, Marcel Schmelzer rufe sein Potenzial nicht mehr ab und das alles, weil er nach zwei überragenden Jahren beim BVB das erste Mal wackelt. Der Außenverteidiger wird nach seiner Fußverletzung auch im Derby unter besonderer Beobachtung stehen, erhält aber von den Borussen volle Rückendeckung. Allerdings wurde der Meister vor allem über links häufig bezwungen. Fällt „Schmelle“ aus, spielt Chris Löwe für ihn.

Christian Fuchs

Der österreichische Nationalspieler im Trikot des FC Schalke ist eine Bank bei den Königsblauen. Besonders im Vorwärtsgang punktet Fuchs gegenüber Schmelzer. Beide Spieler führen bei ihren Teams einige Standardsituationen aus – die vom Österreicher sind gefährlicher: In den vergangenen drei Spielen bereitete der Außenverteidiger immer ein Tor vor. Obwohl Schalke auswärts antritt, ist es Fuchs, der befreiter aufspielen kann.

1:1 Punkt für Christian Fuchs und Schalke

Der Österreicher spielt konstanter als Schmelzer. Zudem konnte der Dortmunder auch am Donnerstag nicht trainieren. Klare Sache für den Schalker.

Innenverteidiger

Neven Subotic

Neven Subotic spielt eine solide Saison beim amtierenden Deutschen Meister. Der Serbe ist zwar der unauffälligere der beiden Dortmunder Innenverteidiger, weil sich Nebenmann Mats Hummels wesentlich häufiger in den Spielaufbau einschaltet, dafür wirkt Subotic stabiler. Der serbische Nationalspieler kam in der Länderspielpause in Mazedonien zuletzt nicht zum Einsatz, sollte also ausgeruht sein für das 141. Revierderby.

Benedikt Höwedes

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Von aufgezeichnet von Andreas Ernst

Der deutsche Nationalspieler, der in der WM-Qualifikation in den vergangenen Tagen nicht eine Minute zum Einsatz kam, vertritt im Derby am Samstag Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos und muss somit Schalkes (noten-)besten Abwehrspieler ersetzen. Im letzten Ligaspiel gegen den VfL Wolfsburg zeigte Höwedes gegen seinen Ex-Trainer Felix Magath eine sehr ordentliche Leistung, auch in der Champions League spielte der Abwehrspieler gut.

Unentschieden 2:2 – ein Punkt für beide Innenverteidiger

Subotic spielt unauffällig, aber konstant. Höwedes ist der Defensivallrounder und steht ebenfalls seinen Mann.

Mats Hummels

Wie Marcel Schmelzer wackelte in dieser Saison auch Nationalmannschafts-Kollege Mats Hummels ungewohnt oft in der Bundesliga. Die Dortmunder Innenverteidigung mit Hummels und Subotic waren in den ersten sieben Ligaspielen bei Kopfbällen besonders anfällig. Wie Schmelzer geht auch Hummels leicht angeschlagen (Mittelfuß-Prellung) in das Derby.

Joel Matip

In der Mitte hat sich bei Schalke auch Joel Matip festgespielt und macht diesen Platz im Abwehrzentrum damit Nationalspieler Benedikt Höwedes streitig. Matip ist ein unspektakulärer Spieler, der besonnen und konzentriert zu Werke geht. Der Kameruner ist der Spieler im aktuellen Kader, der am längsten das königsblaue Trikot trägt. Stevens hält große Stücke auf „Jimmy“ – auch weil Matip ein Bestandteil einer der zweikampfstärksten Defensive der Liga ist.

2:3 - Punkt für Matip und Schalke

Joel Matip macht genau das, was Huub Stevens ihm als Arbeitsauftrag auf den Platz mitgibt. Einfach spielen und konsequent verteidigen. Mats Hummels versucht auf Dortmunder Seite im Gegensatz dazu häufig das Spiel zu machen und wackelt dabei nicht selten. Punkt für Matip.

Rechter Außenverteidiger

Lukasz Piszczek

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Von Holger Schmidt und Florian Bickmeyer

Der polnische Nationalspieler kommt mit einem guten 1:1 gegen England zurück nach Dortmund und ins Derby. Piszczek gilt in der Liga als bester Außenverteidiger und glänzt sowohl in der Defensive als auch mit seinen Ausflügen nach vorne. Sein kongenialer Partner und Landsmann Jakub Blaszczykowski fällt zwar aus, aber auch mit Ivan Perisic wird sich der Top-Vorbereiter der Liga gut verstehen.

Atsuto Uchida

Der Japaner Atsuto Uchida ist in seiner Heimat ein Frauenschwarm und beim FC Schalke ein königsblauer Musterprofi, der sich nie hängen lässt. Uchida ist ein wichtiger Teil in Trainer Stevens Defensivkonzept, das bislang insgesamt wunderbar funktioniert: Schalke kassierte noch keinen Gegentreffer in den ersten 30 Minuten und auch nicht bei Fernschüssen – außerdem sind die Knappen kaum anfällig bei Kontern.

3:3 - Punkt für Lukasz Piszczek und den BVB

Beide Spieler sind starke Verteidiger. Der Punkt geht aber nach Dortmund, weil Piszczek kompletter ist und im Vorwärtsgang zuletzt sehr stark war.

Die Sechser: Jones prallt an Kehl ab 

Defensive Mittelfeldspieler

Sven Bender

Der defensive Mittelfeldspieler verpasste die WM-Qualifikation der deutschen Nationalmannschaft wegen eines geprellten Augapfels – eine weitere kuriose Verletzung im Repertoire von „Iron Manni“. Bender kommt in dieser Saison erst auf 89 Minuten in der Bundesliga und kann deshalb auf der wichtigen Position in der Schaltzentrale nicht auf sonderlich viel Spielpraxis setzen: war deshalb in Hannover zuletzt auch nach vorne nicht so mutig und effektiv. Sollte Ilkay Gündogan noch für das Derby fit werden, spielt wahrscheinlich eher dieser.

Roman Neustädter

Schalkes Mittelfeldakteur sicherte sich nach seinem Wechsel von Borussia Mönchengladbach nach Gelsenkirchen auf Anhieb einen Stammplatz und feierte gegen den VfL Wolfsburg sein erstes Tor im blauweißen Trikot. Kann seine herausragende Spielintelligenz zwar noch nicht konstant auf dem Platz einbringen, Neustädter wird aber von Spiel zu Spiel besser.

3:4 - Punkt für Neustädter und Schalke

Der Punkt geht nach Gelsenkirchen, weil Roman Neustädter fast unantastbar bei Schalke ist. Sven Bender war zuletzt meistens nur zweite Wahl oder verletzt. Außerdem setzt Klopp auf den zuletzt offensivstärkeren Ilkay Gündogan.

Sebastian Kehl

Mit der plakativen Aussage „Die Nummer 1 sind wir!“ heizte Borussia Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl die Stimmung vor dem Revierderby an. Der Siegtorschütze vom 2:1-Sieg des BVB auf Schalke beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Revierrivalen ist im Dortmunder Mittelfeld Routinier, Antreiber und fast nicht mehr wegzudenken – und das großer Konkurrenz.

Jermaine Jones

Nicht wegen seiner momentanen starken Form steht Jermaine Jones im Blickpunkt des 141. Revierderbys, sondern weil es das erste Aufeinandertreffen zwischen ihm und Marco Reus ist, seit er in der vergangenen Saison mit einem unsportlichen Foul niederstreckte. Bewertet man die Form des US-Nationalspielers, kann man nur sagen: Konstant gut und wichtig für Schalke.

4:4 - Punkt für Dortmund und Kapitän Kehl

Ein enges Duell zwischen Jones und Kehl, was nur um Nuancen an den Dortmunder geht. Beide Spieler haben ihre Aufgaben im Team und erfüllen die auch – Kehl geht allerdings noch den einen Schritt mehr als Jones und kommt dazu mit wesentlich weniger Fouls im Mittelfeld aus.

Die Offensivreihe: Reus schlägt Holtby, Farfan siegt gegen Perisic 

Offensive Mittelfeldspieler

Ivan Perisic

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Der Kopfballstarke Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund muss momentan damit leben, dass der BVB eine unglaublich starke Offensivreihe im Kader hat. Der Kroate kommt immer nur dann zum Einsatz, wenn Trainer Klopp rotieren lässt oder ein Spieler ausfällt – so wie Mario Götze am Samstag. Wenn Perisic spielt, zeigt er wechselhafte Leistungen. Nach einer schwachen Halbzeit in Hamburg, kam er fulminant und mit zwei Toren aus der Kabine. Gegen Frankfurt wurde er nach mäßigen 68 Minuten ausgewechselt.

Jefferson Farfan

Der Flügelspieler kam am Donnerstag nach seinem Länderspiel mit der peruanischen Nationalmannschaft erst um 15 Uhr in Amsterdam an – zwar unverletzt, aber mit enormen Reisestrapazen im Gepäck. Farfan bildet zusammen mit Afellay eine gefährliche Schalker Flügelzange. Zuletzt in der Liga mit zwei starken Partien und zwei Treffern in zwei Spielen.

4:5 - Punkt für Farfan und Schalke

Jefferson Farfan braucht keinen Felix Magath an der gegnerischen Seitenlinie, um stark aufzutrumpfen. Der Peruaner hat seine Form wiedergefunden, ist im Offensivverbund der Schalker kaum noch wegzudenken.

Marco Reus

Der Neuzugang und Nationalspieler hat sich beim BVB schon nach wenigen Auftritten als Dreh- und Angelpunkt etabliert. Sowohl in der Liga und in der Champions League, als auch im DFB-Dress überzeugte Reus mit Spielfreude und unglaublichen Antritten. Reus ist nicht nur Fußballer des Jahre 2012 sondern auch Mann der Stunde in der Bundesliga.

Lewis Holtby

Für Lewis Holtby ist es eigentlich nicht fair, in dieser Phase der Saison mit Marco Reus verglichen zu werden, überzeugte der Schalker Zehner doch zuletzt sowohl in der Bundesliga, als auch bei der U21-Nationalmannschaft, die er unter der Woche als Kapitän zur Europameisterschaft nach Israel führte. Holtby kommt in dieser Spielzeit auf starke drei Tore und zwei Assists in nur sieben Ligaspielen und gab zuletzt gegen die Wölfe einen bärenstarken Regisseur.

5:5 - Punkt für Reus und den BVB

Ein unfaires Duell, weil Holtby wirklich gut drauf ist. Aber: Reus ist besser. Punkt.

Kevin Großkreutz

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Von Manfred Hendriock und Thorsten Schabelon

Wer, wenn nicht Kevin Großkreutz könnte am ehesten zum Dortmunder Derby-Helden werden? Der gebürtige Evinger brennt auf das Spiel gegen „die Blauen“ und hat die Derbysiege im vergangenen Jahr sogar als wichtiger bewertet als die Meisterschaft. Auch wenn Großkreutz in dieser Saison noch nicht einmal über 90 Minuten spielen durfte, dass wird im Revierduell kein Faktor für den Fanliebling sein.

Ibrahim Afellay

Gegen den VfL Wolfsburg erzielte die Schalker Leihgabe des FC Barcelona sein erstes Bundesliga-Tor. Der Offensivmann findet sich in Gelsenkirchen immer besser zurecht. Bei der Nationalmannschaft durfte der Holländer am Dienstag 13 Minuten in Rumänien spielen und dort ein bisschen Abwechslung genießen. Afellay galt immer als großes Talent, der auf Schalke zeigen will, dass er bei Oranje mehr als nur 13 Minuten verdient hat. Obwohl Afellay von Barca kommt, wird ihn das Revierderby beeindrucken.

6:5 – Punkt für Großkreutz und Dortmund

Eigentlich müsste dieses Duell Unentschieden enden, aber der Revierderby-Charakter sorgt für den minimalen Ausschlag zu Gunsten von Großkreutz.

Der Sturm: Huntelaar punktet gegen Lewandowski 

Angreifer

Robert Lewandowski

Der Angreifer des BVB hat in dieser Spielzeit noch nicht wirklich zu seiner Torgefahr gefunden. Drei Treffer in zehn Pflichtspielen stehen für den polnischen Nationalspieler zu Buche, der Stürmer ließ zuletzt regelmäßig hochkarätige Chancen liegen. Lewandowski ärgerte sich in den vergangenen Spielen zudem oft über kleinliche Pfiffe der deutschen Unparteiischen. Für ein Tor gegen Schalke ist der Stürmer aber immer gut: Seinen ersten Ligatreffer im Trikot des BVB erzielte Lewandowski im Revierderby.

Klass-Jan Huntelaar

Die Bilanz des niederländischen Nationalstürmers Klaas-Jan Huntelaar fällt im Vergleich zu Lewandowski deutlich besser aus: In neun Pflichtspielen traf der Angreifer schon fünf Mal. In der Nationalmannschaft allerdings staute der Holländer in den vergangenen Tagen Frust an, den er vielleicht im Derby ablassen kann – denn Huub Stevens wird seinen Star nicht wie Bondscoach Louis van Gaal auf der Bank schmoren lassen. Allerdings sah Huntelaar im vergangenen Jahr kein Land gegen Dortmunds Defensive. Daran will der 29-Jährige am Samstag feilen.

6:6 – Punkt für Huntelaar

Der Holländer hat momentan etwas mehr Zielwasser im Blut und gewinnt dieses Stürmerduell hauchdünn vor Lewandowski.

Endstand: 6:6

Im Spielervergleich endet das 141. Revierderby unentschieden. Beide Mannschaften haben überragende Akteure auf dem Platz, hier und da aber noch einige Schwächen. Was definitiv festzuhalten ist: Schalke hat in dieser Saison qualitativ aufgeholt und den spielerischen Abstand zum Nachbarn aus Dortmund verringert.