Dortmund. BVB-Trainer Jürgen Klopp muss bis Samstag ein schwieriges Personalpuzzle vollenden. Mario Götze und Jakub Blaszczykowski fehlen sicher im Revierderby gegen den FC Schalke 04. Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan sind angeschlagen.

Die Sonne hat das Comeback des Jahres gefeiert und soll sich auch in den kommenden Tagen in ihrer ganzen Pracht zeigen. Da bietet es sich für Fußballabstinenzler an, den Samstagnachmittag in Herdecke bei Kännchenkaffee zu verbringen. Zwischen Harkort- und Hengsteysee scheint nämlich das Revierrefugium angesiedelt zu sein, in dem nicht einmal vor dem bedeutendsten deutschen Derby Ballgeflüster zu vernehmen ist. Jürgen Klopp bezeugt zumindest, in seinem Umfeld noch nicht auf den Dortmund-Schalke-Komplex angesprochen worden zu sein. Dass der Einwohner Herdeckes und Trainer des BVB dabei nicht unzufrieden wirkt, dürfte damit zu tun haben, dass er gerade intensiv darum bemüht ist, ein „Überdrehen“ zu verhindern.

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Überdrehen? Was überdrehen bedeuten könnte, ist allen bekannt, die Samstag nicht nach Herdecke flüchten werden. Geht es zum Beispiel am Samstag bei der 141. Auflage des Spektakels Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04 (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) um die Vorherrschaft im Ruhrgebiet? Nein, widersetzt sich Klopp der Mehrheitsmeinung, man habe sich in schwarzgelben Trikots trotz der zwei Meisterschaften in Reihe und des Pokalsieges 2012 nicht „Lichtjahre von dem entfernt, was die in Gelsenkirchen machen“. Deshalb erwartet der Trainer schlicht „ein besonderes Spiel in einer besonderen Atmosphäre mit zwei Mannschaften von besonderer Qualität“. Mit einem Vorteil für sein eigenes Ensemble. Es hat die Fans in der eigenen Arena im Kreuz.

Götze schickte BVB-Trainer Klopp eine SMS 

Auf der Personalebene jedoch haben sich Sorgen angesammelt. Diverse BVB-Aktivisten sind von Comebacks weit entfernt. Mario Götze hat Klopp per SMS aus dem Nationalteamlager mitgeteilt, dass sein Oberschenkel malade sei. Mitwirken schließt er aus. Jakub Blaszykowski fehlt ohnehin noch auf Wochen hinaus. Marcel Schmelzer konnte schon am wundersamen 4:4 der deutschen Auswahl gegen Schweden nicht teilhaben. Sein Einsatz gegen Königsblau ist unwahrscheinlich. Ilkay Gündogan ist am Mittwoch ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Schmerzfrei lief das Üben nicht ab.

Spätestens am Samstagmorgen muss Klopp also die Stille seiner Wahlheimat nutzen, um ein Puzzle zusammenzufügen. Problematisch ist vor allem, dass sich die beiden rechten Offensiven Götze und Blaszczykowski gemeinsam mit Linksverteidiger Schmelzer im Krankenstand befinden. Kevin Großkreutz wird damit wohl auf der linken Offensivflanke benötigt, Ivan Perisic sollte über die rechte Seite attackieren, Chris Löwe den Schmelzer-Posten übernehmen –, und ob der Trainer ins Risiko gehen und einen nicht extrem fitten Gündogan in der Mittelfeldzentrale neben Kapitän Sebastian Kehl aufbieten wird? Klopp müsste aktuell wohl noch selbst einen Blick in den Kaffeesatz werfen, um zu erfahren, wie er sich entscheiden wird.

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Lektüre seriöserer Natur hat er verpasst. „Schalke hat gesagt: Wir sind Vorbild? Hab’ ich nicht gelesen, scheiße“, beantwortet der Trainer die Frage nach einer Vorbildfunktion seines Klubs für den Kontrahenten, die bereits seit zwei Jahren auf Medienpfaden unterwegs ist (frischeste Ware: Donnerstags-Kicker). Anstrengungen zur Vereinsberuhigung sind natürlich bei Schalke ebenso zu erkennen wie verstärkte Jugend- und Teamgeistförderung im schwarzgelben Stil. Wurden die Vernunftskonzepte deshalb gestohlen und auf den Kopierer gelegt?

Schalke könnte sich fünf Punkte entfernen

Das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass es funktioniert und der Nachbar sich mit einem Sieg fünf Punkte entfernen könnte. Entscheidend ist, dass die Bayern in der Bundesliga dann sogar zwölf Punkte enteilt sein und beim BVB vor dem Auftritt in der Champions League gegen Real Madrid am Mittwoch die Stimmungsbarometer auf Sturm stehen könnten.