Suzuka. . Weltmeister Sebastian Vettel hat aufgeholt und steuert nach seinem Sieg in Japan nun wieder in Richtung Titelverteidigung. Fünf Rennen stehen noch aus – das erste am kommenden Sonntag in Korea – und in der Punktewertung ist alles wieder offen.
Und plötzlich stehen die Zeichen in der Formel-1-WM wieder auf Anfang. Fünf Rennen noch – das erste am kommenden Sonntag in Korea – und alles ist wieder offen. Vier Punkte nur noch liegt Doppel-Weltmeister Sebastian Vettel zurück, es waren mal 42 nach der Sommerpause. „Wer heute lacht, kann morgen schon weinen“, tröstet sich Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.
Fünf WM-Läufe vor Saisonende beginnt das Titelrennen aufs Neue. Sebastian Vettel ist wieder so da, als wäre er nie weg gewesen. Mehr noch: Getrieben von einem Red-Bull-Rennwagen, der auf den Punkt topfit geworden ist, dominiert Vettel wieder. „Ein Auto, von dem Du nachts träumst“, schwärmt der Triumphator von Suzuka nach Pole-Position, schnellster Rennrunde, Start-Ziel-Sieg. Eine Demonstration der Stärke, psychisch und physisch. Plötzlich ist der RB 8, der so kompliziert abzustimmen gewesen ist, auf Strecken schnell, die ihm eigentlich gar nicht so liegen. Immer, wenn auf dem Zeichenbrett von Konstrukteur Adrian Newey solch’ kleine technischen Wunder geschehen sind, unkt die Konkurrenz sofort, ob das auch alles mit rechten Dingen zugehe.
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Mit forcierter Scheinheiligkeit behauptet man bei Red Bull, man verstehe es jetzt einfach besser, das Auto auf alle Gegebenheiten abzustimmen. Aber das allein kann es nicht sein. In jeder Runde nahm Vettel den Gegner bis zu einer Sekunde ab. Die Reifen, der sensibelste Indikator für Überlegenheit in dieser Saison, machten das anstandslos mit. Sonst hätte der Heppenheimer kaum seine Rekordrunde im vorletzten Umlauf drehen können. Ein persönliches Vergnügen, die Demoralisierung für die Gegner. „Er wollte zeigen, was geht. Ein echter Racer“, lobte Red Bull-Berater Helmut Marko später – nachdem er seinen Fahrer eigentlich hätte schelten müssen für das unnötige Risiko. Aber da sei kein Risiko gewesen, sagt Sebastian Vettel betont lässig.
Red Bull hat neue Tricks gefunden
Entschieden wird das Titelrennen auch über das Entwicklungstempo in den Fabriken. Red Bull hat zwei Tricks gefunden, die zu funktionieren scheinen: Einen Frontflügel, der sich so verwinden kann, das er aerodynamisch wirksam nach hinten kippt. Das zweite Kunststück im Spiel mit der Luft spielt sich am Heckflügel ab. Dort reißt die Strömung oben und unten ab, wenn es in die Überholzone geht, ein so genanntes Doppel-DRS.
Vettel sagte mit einem Grinsen nach dem Rennen: „Sprecht nicht so oft darüber, sonst muss ich das noch technisch erklären. Aber davon habe ich keine Ahnung...“ Nun muss ein ständig Führender auch wenig überholen. Aber die grundsätzlich steile Flügelstellung wirkt sich positiv auf den Anpressdruck, das Getriebe und die Reifen aus. Ein weiterer wichtiger Bestandteil im Puzzle der Überlegenheit.
Alonso beklagt Stillstand
„Sechs Rennen ist bei uns nichts gekommen“, klagt WM-Spitzenreiter Fernando Alonso über seinen Ferrari. „Wir müssen einen Schritt machen, um auf die Stufe unserer Gegner zu kommen.“ Denn das, was kam, hat nicht zu mehr als der Hamster-Taktik gereicht. Ausgerechnet jetzt, zum ungünstigsten Zeitpunkt dieser Achterbahnsaison, ist der Windkanal in Maranello außer Betrieb. Die Italiener haben sich deshalb in der Not bei Toyota in Köln-Marsdorf eingemietet. Gut Ding will Eile haben.