Suzuka. Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel ist nach seinem ungefährdeten Sieg in Japan wieder Top-Favorit auf den Titel - auch wenn der Dominator von Suzuka weiter tiefstapelt. Die internationale Presse sieht den Deutschen im Kampf um den Titel schon als Favorit.

Nach dem totalen Triumph von Sebastian Vettel in seinem "Wohnzimmer" Suzuka beginnt die Formel 1 praktisch wieder bei Null - und damit auch das Psycho-Duell zwischen WM-Spitzenreiter Fernando Alonso und dem neuen Favoriten aus Deutschland. Ferrari-Pilot Alonso droht mit Weisheiten japanischer Kampfkunst, Titelverteidiger Vettel pariert mit dem Verweis auf das für den Spanier fast schon traumatische Saisonfinale 2010.

"Es hilft, wenn du weißt, wie du einen Titel gewinnst"

"Wenn der Feind an die Berge denkt, attackiere über das Meer. Wenn er an das Meer denkt, attackiere über die Berge", twitterte Alonso am Abend nach seinem unverschuldeten Ausfall und zitierte damit eine japanische Kampfkunst-Schrift des 17. Jahrhunderts. Die Weisheit des Weltmeisters der vergangenen beiden Jahre klang ungleich schlichter: "Es hilft, wenn du weißt, wie du einen Titel gewinnst."

Vor zwei Jahren entriss Vettel Alonso im Saisonfinale noch die sicher geglaubte WM-Krone, und nun scheint es, als könne sich die Geschichte wiederholen. In Suzuka, wo er drei seiner vier Rennen gewann und 2011 mit Rang drei den Titel sicherte, schaffte Vettel den zweiten Hattrick seiner Karriere. Pole Position, schnellste Rennrunde und Sieg, das war ihm bislang nur 2011 in Indien gelungen. Die Botschaft lautet: Der Dominator ist zurück. Nach dieser Demonstration der Stärke ist Vettel trotz verbleibender vier Punkte Rückstand der Favorit. Das sehen auch die internationalen Medien so.

Presse glaubt an Vettel

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Von Elmar Brümmer

"Seb und Red Bull machen jetzt Angst. Vettel bleibt ein Schreckgespenst für Alonso", schrieb die Repubblica im Ferrari-Land Italien. "Für Fernando wird es mit dem schwachen Ferrari sehr schwer", meinte Mundo Deportivo in Alonsos Heimat. "Vettel nimmt Fahrt auf, Alonso verblasst", schrieb der Mirror in England. Der Kurier in Österreich ist sich sicher: "Für Vettel spricht derzeit mehr als nur der Moment: Sein Bolide ist wieder das Maß der Dinge", und die L'Equipe sah schlicht und einfach "die Rückkehr des Herrschers Vettel".

Doch dieser weist die Favoritenrolle noch kategorisch von sich. "Wir sollten nicht so viel von der WM quatschen und uns auf unsere Aufgaben fokussieren", sagte er - bloß nicht nachlassen, weiter gefräßig bleiben. Der Trend spricht allerdings eindeutig für den Deutschen. In den vergangenen vier Rennen machte Vettel insgesamt 38 Punkte auf Alonso gut, zudem ist er nach seinem 24. Karriere-Sieg der erste Fahrer in dieser Saison, der zwei aufeinanderfolgende Rennen gewinnen konnte.

"Es lief wie am Schnürchen. Das hat man selten", sagte er. Alonso erwartet für die letzten fünf Rennen der Saison einen Thriller um den Titel. "Jetzt beginnt eine neue Mini-WM", sagte der Spanier: "Wir starten von Neuem."

Alonso spürt Vettels Atem

Alonso spürt Vettels Atem mehr denn je im Nacken. Schon nächste Woche in Südkorea kann der Champion aus eigener Kraft die WM-Führung übernehmen. Alles andere wäre nach der Vorstellung von Suzuka auch eine Überraschung. Schließlich bestand Vettels größte sportliche Leistung in Japan nicht darin, an der Spitze des Feldes einsam seine Runden zu drehen - sondern von den Fans nicht erdrückt zu werden. Die gaben beim Anblick ihres Helden nämlich jede japanische Zurückhaltung auf und warfen ihn fast um. "Die Begeisterung hier ist wirklich unglaublich", sagte Vettel.

Damit es mit dem Titel-Hattrick auch wirklich klappt, wird Vettel in den kommenden Wochen nicht nachlassen. "Wir werden weiter pushen und sehr hart arbeiten, damit wir auch am Sonntag in Südkorea ein gutes Auto haben", sagte er. Die Konkurrenz kann das durchaus als Warnung verstehen. (sid)