Moskau. . Der 41-Jährige Vitali Klitschko will Manuel Charr keine Chance auf einen Rückkampf geben. Der in Köln lebenden Syrer ist sauer, weil der Ringarzt ihn in Moskau ausbremste. Klitschko wechselt zunächst in sein Politiker-Leben zurück. Dann könnte es einen Abschiedskampf gegen David Haye geben.
Es war kein Abend für einen großen Abschied. Die Kulisse: eher trist. Der Kampf: eine klare Sache für den Titelverteidiger. Das Ende: unbefriedigend. Und so sprach nach dem Abbruch-Sieg des 41-Jährigen über den in Köln lebenden Syrer Manuel Charr niemand von einem Karriere-Ende Vitali Klitschkos. Der Box-Weltmeister im Schwergewicht (WBC-Version) erklärte, dass er nie gedacht habe, in diesem Alter noch aktiv zu sein. „Aber ich boxe weiter.“ Nicht ewig, denn es gebe Grenzen. „Die Natur kann man nicht betrügen.“ Schon bald werde die Zeit kommen, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen. Aber noch ist es nicht soweit.
Ginge es nach Manuel Charr, würde der ältere der Klitschko-Brüder seinen nächsten Kampf wieder gegen ihn bestreiten. Der 27-Jährige war so wütend, als er nach 2:04 Minuten der vierten Runde wegen einer blutigen Wunde am rechten Auge aus dem Kampf genommen wurde, dass er wegstieß, wer auch immer sich ihm in den Weg stellte und versuchte, ihn zu beruhigen. Niemand aus seinem Team wagte sich an ihn heran, es musste erst Fritz Sdunek kommen, Klitschkos Trainer und vor einigen Jahren für eine Weile auch Charrs Coach. Sdunek kennt sich aus mit Boxern, deren Temperament unkontrollierte Purzelbäume schlägt. Er packte den Kölner am Hals und holte ihn aus seiner Adrenalin-geschwängerten Traumwelt.
„Diesen Kampf hat nicht Vitali gewonnen, sondern der Ringarzt“
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Charr hörte auf zu fluchen und verlegte sich aufs Betteln. „Diesen Kampf hat nicht Vitali gewonnen, sondern der Ringarzt“, sagte er. Stefan Holthusen hatte dem italienischen Ringrichter Guido Cavalleri nach einer Begutachtung der Verletzung zum Abbruch geraten. „Bei den Schlägen, die von Vitali Klitschko noch zu erwarten waren, wäre das Augenlid Manuel Charrs gefährdet gewesen“, so der Arzt.
Der Cut sei nicht so schwer gewesen, beteuerte dagegen Charr. „Das ist Boxen, das gehört dazu, ich mache doch kein Ballett.“ Und so forderte er sogleich eine Revanche.
Klitschko allerdings antwortete: „Du hast deine Chance gehabt, du hat dein großes Herz gezeigt, ich bin sicher, dass du noch Titel gewinnen wirst, aber für uns ist es beendet.“
Nun wechselt Klitschko zunächst in sein Politiker-Leben: Am 28. Oktober tritt er als Spitzenkandidat mit seiner Partei Udar bei den Parlamentswahlen in der Ukraine an. „Wir haben große Aufgaben vor uns, mein Team wartet schon auf mich“, sagte er.
Vitali Klitschko siegt
Danach dürfte es – vermutlich in einem letzten Kampf – wieder ums Boxen gehen. Der Brite David Haye wartet ebenfalls und meldete sich sogleich zu Wort: „Ich habe so viele Fehler und so viele Lücken gesehen, ich möchte gegen Vitali antreten.“ Und das könnte dann ein Abend für einen großen Abschied werden.