London. Im Rahmen des Projekts „Excellence“ trainieren behinderte und nicht behinderte Leistungssportler zusammen. Die diesjährigen Paralympics sind der Startschuss für das Projekt. Das 36-köpfige Team ist bei den Spielen in London dabei - eine ganz besondere Erfahrung.

Am Anfang wussten sie nicht so recht, ob sie lachen durften oder nicht. Sie durften. Denn Behinderte, sagt Sonja Scholten, machten ständig Witze über Behinderte. Sportler sind da keine Ausnahme. Gewöhnungsbedürftig für andere Sportler, nämlich die ohne Behinderung. Doch sie haben sich zusammengerauft und gefunden, die Gruppe von jungen Nachwuchssportlern und -sportlerinnen aus dem Behindertensportverband Nordrhein-Westfalen (BSNW) und verschiedenen Fachverbänden.

„Excellence“ hat der BSNW sein Programm genannt, in dessen Rahmen in den Jahren 2013 bis 2016 behinderte und nicht behinderte Leistungssportler miteinander trainieren sollen. Und welches Event könnte sich besser für den Startschuss eignen als die Paralympics in London? Keins. Seit mehr als einer Woche ist das 36-köpfige Excellence-Team bei den Spielen in London dabei.

Gemeinsamer Alltag in London und Canterbury

„Es geht darum, Barrieren abzubauen“, sagt Sonja Scholten, die Koordinatorin des Projektes auf Seiten des BSNW. Dazu muss sich die Gruppe zunächst einmal kennenlernen. Was geklappt habe, es sei ein Super-Team geworden, das gemeinsam über alles lache – auch über Behindertenwitze. Und natürlich auch gemeinsam Sport treibe.

Manche Sportarten hätten angepasst werden müssen, „es hat eben nicht jeder das gleiche Potenzial“. Aber was gerade die nicht behinderten Excellence-Mitglieder hier sehen würden, sei, „dass Behinderte zu Höchstleistungen fähig sind. Da hat anfangs so mancher in der Gruppe große Augen gemacht.“

Zudem würden den nicht Behinderten bei Excellence durch den gemeinsamen Alltag in London und in Canterbury, wo die Gruppe in einem Studentenwohnheim untergebracht ist, deutlich gemacht, „dass auch ein Leben mit Handicap genau so schön sein kann wie eins ohne. Und tatsächlich auch genauso viel Spaß machen kann.“

Von der Einstellung der behinderten Leistungssportler, von ihrem Ehrgeiz, Bestleistungen zu erzielen, könnten indes alle lernen. „Von ihrer Einstellung her sind sie absolute Profis“, sagt Sonja Scholten.

Für die die Paralympics in der englischen Hauptstadt übrigens eine ganz besondere Erfahrung sind, wie die Koordinatorin festgestellt hat. „Die sind total geflasht, hier gibt’s volle Ränge, das kennen sie sonst von internationalen Wettkämpfen überhaupt nicht.“

Gruppe hat Multiplikatorenfunktion - Probephase über drei Jahre

Ist das, was der BSNW hier plant, erfolgreich, ist der Verband bereit, sich aus der Betreuung der Leistungssportler mit Behinderung zurückzuziehen. Die Probephase über drei Jahre ist bewusst gewählt. Zum einen muss sicher gestellt werden, dass die Betreuung und organisatorische Umsetzung für die behinderten Nachwuchssportler die gleiche Qualität wie die Betreuung durch den BSNW hat und zum anderen die Fremdmechanismen auf Landesebene quantitativ auf gleichem oder höherem Niveau greifen.

Praktisch soll das Training in inklusiven Gruppen stattfinden, erläutert die BSNW-Koordinatorin, zunächst einmal wöchentlich. Die Sportler-Gruppe selbst soll von den Möglichkeiten der Inklusion im Leistungssport durch gelebte Praxis überzeugt werden und damit dann eine Art Multiplikatorenfunktion übernehmen. Damit soll unter anderem eine Basis für die weiteren Projekt-Planungen bis 2016 geschaffen werden.