Frankfurt. Torwart Ron-Robert Zieler von Hannover 96 vertritt im Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Argentinien am Mittwoch den verletzten Manuel Neuer. Auch die Bayern-Profis Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Mario Gomez fehlen im Aufgebot von Bundestrainer Löw.
Die Spieler noch nicht voll im Saft, der Trainer schon mächtig unter Strom: Wenn sich die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch (20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker) in Frankfurt am Main gegen Argentinien erstmals nach dem bitteren EM-Aus präsentiert, ist es mehr als nur ein Test. Im Falle einer erneuten Enttäuschung dürfte der Gegenwind für Joachim Löw weiter auffrischen - zumal sich der Bundestrainer zuletzt in aller Deutlichkeit gegen die Kritiker seines Teams zur Wehr setzte, dabei gar nicht mehr cool reagierte und sich somit weiter in den Fokus rückte. Dass die Partie knapp zwei Wochen vor Bundesliga-Start eher unglücklich terminiert ist, macht die Aufgabe nicht einfacher.
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Doch so wie der Coach am Montag seine Spieler schützte, stellten sich die Profis 24 Stunden später vor ihren Trainer. "Wir vertrauen ihm weiter zu 100 Prozent. Da gibt es keine Zweifel", sagte Sami Khedira: "Joachim Löw ist ein absoluter Fachmann und auf seinem Gebiet top." In der öffentlichen Wahrnehmung wurde dies zuletzt nicht von allen Seiten geteilt. Mit taktischen Fehlern, der Wahl des falschen Personals und einer zu defensiven Ausrichtung beim 1:2 im EM-Halbfinale gegen Italien habe Löw das Ausscheiden fast allein zu verantworten - die Kritik am Bundestrainer, der noch im vorherigen Verlauf des Turniers irgendwo zwischen "Jogi cool" und "Jogi unbesiegbar" verortet worden war, trat in aller Härte zutage.
Khedira: "Waren gegen Italien zu lieb"
"Es zeigt doch die Stärke eines Trainers, dass er auch mal riskante Entscheidungen trifft", konterte Khedira: "Wir als Spieler mussten die Vorgaben umsetzen. Also sind wir dafür verantwortlich. Gegen Italien waren wir einfach zu lieb." Zumindest im Kreis des Teams wird derzeit aber weiter gekuschelt. Man steht zusammen - in guten wie in schlechten Zeiten. Das ist für sich genommen ein gutes Zeichen, ob es bei der WM 2014 in Brasilien für den ersten großen Titelgewinn seit dann 18 Jahren reicht, bleibt abzuwarten.
Ab Mittwoch heißt es: Neues Spiel, neues Glück - wieder einmal. "Die Vorfreude ist wieder groß", sagte Löw. "Wir wollen die Fans begeistern und sofort wieder auf unsere Seite ziehen", versprach Khedira. "Wir müssen wieder dahin kommen, dass wir geil auf Tore und Siege werden", forderte Marco Reus. Deutschlands Fußballer des Jahres ist einer der großen Hoffnungsträger für die kommenden Aufgaben. Auch schon für das Spiel gegen Argentinien, gegen Lionel Messi.
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"Messi spielt mit einer Dynamik, die nur schwierig zu stoppen ist. Aber wir sind gut vorbereitet", sagte Khedira nach der Videoanalyse am Dienstagmorgen und unterstrich sein ungebrochenes Vertrauen in Löws Vorgaben. Für leichte Zweifel sorgt eher anderes: Die eigene Fitness. Alle Spieler befinden sich noch in der Vorbereitung, viele haben seit der EM kein Pflichtspiel mehr bestritten. Bei den Argentinier gestaltet sich die Situation allerdings kaum anders. "Wenn sich beide Mannschaften mit voller Kraft messen könnten, hätte alle sicher mehr davon. So ist es immer auch ein bisschen eine Lotterie", sagte Khedira.
Torhüter Zieler vor zweitem Länderspiel
Das erste große Los hat in jedem Fall Ron-Robert Zieler gezogen. Nach der verletzungsbedingten Absage von Manuel Neuer wird der Hannoveraner wohl das deutsche Tor hüten und sein zweites Länderspiel bestreiten. Überhaupt kündigte Löw an, jungen Spielern zu ein wenig internationaler Erfahrung verhelfen zu wollen. Aufgrund des Fehlens einiger Stammspieler und vermutlich schwindender Kräfte in der Endphase des Spiels könnte der Bundestrainer sogar dazu gezwungen werden.
Unter anderem stehen dem Coach am Mittwoch gegen den Weltmeister von 1978 und 1986 die verletzten Bastian Schweinsteiger und Mario Gomez nicht zur Verfügung. Philipp Lahm blieb daheim - aus guten Gründen: Seine Frau Claudia brachte am Mittwoch einen Sohn zur Welt, das erste Kind des Paares.
Schwer zu sagen, ob der Kapitän sich das familiäre Großereignis hätte entgehen lassen, wenn es auf dem Fußballplatz an diesem Abend um Alles oder Nichts gehen würde. Aber auch gegen Argentinien steht so manches auf dem Spiel - und seien es nur ruhige Arbeitsbedingungen für Löw und sein Team. (dapd/sid)
So wollen sie spielen
Deutschland: Zieler (Hannover 96/23 Jahre/1 Länderspiel) - Boateng (Bayern München/23/25), Hummels (Borussia Dortmund/23/19), Badstuber (Bayern München/23/25), Schmelzer (Borussia Dortmund/24/6) - Khedira (Real Madrid/25/32), Kroos (Bayern München/22/30) - Reus (Borussia Dortmund/23/8), Özil (Real Madrid/23/28), Schürrle (Bayer Leverkusen/21/16) - Klose (34/121)
Argentinien: Romero (25/28) - Zabaleta (27/24), Fernandez (23/8), Garay (25/6), Rojo (22/9) - Mascherano (28/81), Gago (26/38) - Sosa (27/16), di Mario (24/29) - Messi (25/70) - Aguero (24/37)