London. Der Südkoreaner Im Dong-hyun triumphiert schon vor der Eröffnungsfeier im Bogenschießen. Der 26-Jährige hat auf dem linken Auge nur zehn, auf dem rechten nur 20 Prozent Sehkraft. Trotz der Beeinträchtigung holt er zwei Weltrekorde.

Ein fast blinder Bogenschütze hat mit seiner spektakulären Weltrekord-Show schon vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in London für einen Paukenschlag gesorgt. Der Südkoreaner Im Dong-hyun verbesserte am Freitag seinen eigenen Weltrekord vom Mai dieses Jahres in der Türkei um drei auf insgesamt 699 Ringe.

Der 26-Jährige, der auf dem linken Auge nur zehn und rechts 20 Prozent Sehkraft besitzt, sorgte im Team-Wettbewerb für eine weitere Bestmarke. Zusammen mit seinen Kollegen Kim Bub-min und Oh Jin-hyek schraubte er den Weltrekord um 18 Ringe auf 2.087. Mit den geringen Prozenten seiner Sehkraft gilt Im Dong-hyun gesetzlich als blind.

Gabelmann spricht von außergewöhnlichen Leistung

Als Zuschauer reibt man sich da etwas verwundert die Augen. Ein fast Blinder schießt scharf - wie geht das denn? "Es kommt oft vor, dass Schützen Sehhilfen benötigen oder nur mit einem Auge schießen. Wichtig ist vor allem die Visierung am Bogen, die muss stimmen, nicht die Visierung des Ziels in 70 Metern", sagte Heiner Gabelmann, Sportdirektor des Deutschen Schützenbundes, auf dapd-Anfrage: "Aber wenn Dong-hyun nur so wenig sehen kann, ist das eine sehr außergewöhnliche Leistung."

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Im Schatten der Weltrekorde verlief der Auftakt für den deutschen Teilnehmer Camilo Mayr nicht optimal. Der 21-Jährige aus Welzheim schoss bei der Qualifikation für die erste Runde nur 653 Ringe und landete auf Platz 52. In der K.o.-Runde trifft Mayr am Montag auf den Chinesen Xing Yu, der mit 673 Ringen 13. wurde.

Camillo Mayr ist unzufrieden

"Ich habe mein Ziel nicht ganz erreicht. Ich wollte über 660 Ringe schießen. Aber im Moment ist das mein Leistungsstand", sagte Mayr. Der gebürtige Kolumbianer hatte die Olympia-Qualifikation eigentlich verpasst und war nur wegen des Verzichts eines Athleten nachgerückt. "Mit dem Ergebnis der Qualifikation kann ich leben. Ich bin ja noch jung", sagte Mayr.

Besser lief es für Elena Richter, die mit 645 Ringen auf dem 30. Platz landete. "Ich habe das getroffen, was ich mir vorgenommen hatte, zumindest für die Zahl der Ringe. Die Platzierung hätte besser ausfallen können. Ich bin sehr motiviert für die nächste Runde", sagte Richter. Ganz vorne lagen die Südkoreanerinnen Ki Bo Bae und Lee Sung Jin sowie Tan Ja Ting aus Taiwan (alle jeweils 671 Ringe). (dapd)