London. Ein vermeintlicher Twitter-Eintrag der deutschen Fahnenträgerin Natascha Keller sorgte vor der Eröffnungsfeier für Wirbel. Darin sollte die Hockey-Rekord-Nationalspielerin Griechen rassistisch beleidigt haben. Nun stellt sich heraus: Ein griechischer Journalist steckte dahinter.
Ein Tweet über angebliche Aussagen der Fahnenträgerin des deutschen Olympia-Teams und Hockey-Rekord-Nationalspielerin Natascha Keller hat am Freitag für Unmut gesorgt. Das Rätsel um den Tweet wurde inzwischen offenbar geklärt: Wie die griechische Sport-Webseite Sport24.gr in einem von dem bekannten Sportjournalisten Jannis Fileris unterzeichneten Beitrag am späten Freitagnachmittag berichtete, hat sein griechischer Kollege Dimitris Zakcheos am Mittwoch auf Griechisch folgenden Tweet über dessen persönlichen Account veröffentlicht: "Die deutsche Fahnenträgerin Natascha Keller erklärte: 'Das Olympia-Dorf ist nun voller barfüßiger griechischer Sportler. Sobald wir sie sehen, stellen wir uns blöd, weil wir Angst davor haben, dass sie uns um Kredit bitten'. Kurze Zeit später erklärte Keller unter dem Eindruck des dadurch ausgelösten Lärms in den Social Media-Seiten: 'Ich habe Respekt vor allen Menschen. Ich habe nichts mit der Politik zu tun.'"
Die Inspiration für den betreffenden Tweet habe Zakcheos eigenen Angaben zufolge von einem Fileris-Tweet vom gleichen Tag gehabt. Sport24.gr veröffentlichte zur Dokumentation beide Tweets vom Mittwoch, also die Twitter-Einträge von Zakcheos sowie Fileris. Beobachtern zufolge war der Eklat um die griechische Dreispringerin Voula Papachristou der Anlass für beide Twitter-Einträge. Papachristou war nach einem als rassistisch eingestuften Tweet vom griechischen Chef de Mission, Isidiros Kouvelos, kurzerhand von den Olympischen Sommerspielen in London ausgeschlossen worden, obwohl sich Papachristou für den Tweet entschuldigt hatte. Laut Beobachtern wollten Zakcheos und Fileris mit ihren Tweets ihre Kritik an der Kouvelos-Entscheidung auf humorvolle Art und Weise zum Ausdruck bringen.
DOSB stärkt Keller den Rücken
Wenige Stunden vor ihrem großen Auftritt als Fahnenträgerin des deutschen Olympia-Teams in London stärkte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nach dem Eklat der 35 Jahre alten Keller unterdessen energisch und demonstrativ den Rücken. "Es ist eine Frechheit, dass Unbekannte das deutsch-griechische Verhältnis damit belasten wollen", sagte Chef de Mission Michael Vesper am Freitag in London: "Wer immer dahinter steckt, sollte sich schämen. Es ist eine erbärmliche Aktion, die keinen weiteren Kommentar verdient." Vesper informierte am Freitag auch den griechischen Chef de Mission über den Vorgang.
Nach dem Zakcheos-Tweet war Keller in all ihren Social-Media-Kanälen von aufgebrachten Griechen mit Kommentaren überflutet worden, in denen ihr Rassismus vorgeworfen wurde. Sie solle sich schämen und sei eine Schande für Olympia, hieß es dort. Kellers Twitter-Account, ihre Homepage und ihr Facebook-Profil wurden daraufhin zu ihrem Schutz vom Netz genommen, ebenso der Kommentarbereich in ihrem Athletenprofil der Webseite der deutschen Olympiamannschaft. (dapd).