Koblenz/Mainz. Ob Sebastian Vettel und Co. 2013 ein Formel 1-Rennen auf dem Nürburgring fahren, steht weiter in den Sternen. Laut eines Zeitungsberichtes ist der Verkauf der von der Pleite bedrohten Rennstrecke unabwendbar. Hockenheimring könnte in die Bresche springen.
Für den Nürburgring könnte die Situation kaum verfahrener sein. Wenn am Sonntag bei dem einstigen Rivalen in Hockenheim die Startampel in der Formel 1 auf Grün steht, gehen rund um die Traditionsrennstrecke in der Eifel wohl langsam alle Lichter aus. Wie die "Rhein-Zeitung" (Dienstagausgabe) berichtet, werde die EU keine finanziellen Hilfen für den von der Pleite bedrohten Formel-1-Kurs erlauben. Damit seien eine Insolvenz und der teilweise oder komplette Verkauf der Rennstrecke in der Eifel unabwendbar.
Die Besitzgesellschaft der Rennstrecke, die Nürburgring GmbH, kann aufgrund ausbleibender Pachtzahlungen durch die mittlerweile gekündigten privaten Betreiber die Zinsen für den Kredit in Höhe von 330 Millionen Euro der landeseigenen Investitions- und Strukturbank (ISB) nicht mehr zahlen. Laut Zeitungsbericht ist die Nürburgring GmbH mit 413 Millionen Euro verschuldet. Der Versuch des Landes Rheinland-Pfalz, die Rennstrecke mit dem Projekt "Nürburgring 2009" und Ferienhäusern, Hotels, Kneipen und einem Freizeitpark aufzuwerten, war zuvor bereits gescheitert.
Nach Millionenverlusten mit der Formel 1 wechseln sich Hockenheim und der Nürburgring mit der Ausrichtung des Großen Preises von Deutschland alljährlich ab. Mit dieser Rotation könnte es wegen der wirtschaftlichen Situation des Eifelkurses nun vorbei sein. Trotzdem müssten die deutschen Motorsport-Fans vermutlich nicht zwei Jahre bis zum nächsten Gastspiel von Weltmeister Sebastian Vettel warten, wenn das Aus für den Nürburgring tatsächlich beschlossen sein sollte.
Hockenheims Vertrag läuft bis 2018
"Sollte es wirklich so weit kommen, sehe ich durchaus eine Möglichkeit, dass die Formel 1 wieder jedes Jahr nach Hockenheim kommt", sagt Georg Seiler, der Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, im Interview der Nachrichtenagentur dapd. Seiler betont, dass in diesem Fall aber alles stimmen müsse: "Die Kostenseite, der Vertrag, die Politik und vieles mehr."
Wenn die Voraussetzungen stimmen, wäre Hockenheim bereit, 2013 einzuspringen, sagt Seiler. Aber nur, wenn sich der Nürburgring wirklich nicht in der Lage sähe, die Formel 1 weiter auszurichten. Der Vertrag des Hockenheimrings mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone läuft nach Angaben Seilers noch bis 2018.
Auch wenn der Formel-1-Boom der 90er-Jahre, als Rekordweltmeister Michael Schumacher von Sieg zu Sieg eilte, längst vorbei ist, sieht die wirtschaftliche Situation für den Hockenheimring wieder etwas rosiger aus. "Wir versuchen, mit kreativen Ideen die Kosten zu drücken. Das ist uns gelungen. Vor zwei Jahren haben wir mit der Zuschauerzahl eine schwarze Null geschrieben", sagt Seiler. Vor allem dem Einsatz des Geschäftsführers ist es zu verdanken, dass die Formel 1 nach vielen mageren Jahren in Hockenheim wieder eine Zukunft hat.
Bislang 54.000 Karten verkauft
Für den deutschen Grand Prix waren bis Dienstagmittag 54.000 Karten im Vorverkauf abgesetzt worden. "Ich gehe davon aus, dass zum Rennen etwa 62.000 Zuschauer kommen. Das entspricht den Zahlen des letzten Rennens vor zwei Jahren - und da war Michael Schumacher gerade in die Formel 1 zurückgekehrt", sagt Seiler. (dapd)