Valencia. Michael Schumacher hat beim Großen Preis von Europa den ersten Podestplatz nach seinem Formel-1-Comeback eingefahren. In einem spannenden Rennen sicherte er sich Rang 3. Erster wurde der Spanier Fernando Alonso im Ferrari vor Kimi Räikkönen auf Rang 2.

Als Michael Schumacher den ersten Podestplatz seit seinem Comeback feierte und Fernando Alonso das Sieger-Roulette stoppte, war ein trauriger Sebastian Vettel in Valencia längst nur noch Zuschauer. Der Formel-1-Weltmeister stieg aus seinem kaputten Auto aus und feuerte erstmal seine Handschuhe wütend gegen die Betonmauer. Vettel sah bereits wie der Sieger aus. Doch dann büßte er wegen einer Safety-Car-Phase erst seinen zuvor herausgefahrenen Vorsprung ein, und nur kurz darauf rollte Vettel seinen Red Bull neben die Strecke.

Zu Fuß machte sich der 24-Jährige mit seinem Helm in der Hand auf den Weg zurück in die Box. Den Rest des Rennens verfolgte Vettel am Red-Bull-Kommandostand, wo er erstmal von Teamchef Christian Horner tröstend in die Arme genommen wurde. Dort sah Vettel, wie der Spanier Fernando Alonso unter dem Jubel seiner Landsleute den Großen Preis von Europa gewann. Der Ferrari-Pilot brachte mit seiner rasanten Hafenrundfahrt auch das Sieger-Roulette der Formel 1 nach acht Rennen zum Stillstand. Alonso feierte als erster Fahrer seinen zweiten Saisonerfolg und setzte sich damit auch an die Spitze der WM-Wertung.

Schumacher wusste im Ziel zunächst noch gar nichts von seinem Glück

Auf dem Podest zeigte sich der sonst so kühle Alonso ungewohnt emotional und ließ seinen Tränen freien Lauf. "Das ist nicht in Worte zu fassen, wie ich mich im Moment fühle. Das ist bei Ferrari ein ganz besonderes Team. Das ist, was die Emotionen angeht, der schönste Sieg in meiner Karriere", sagte Alonso, der den Finnen Kimi Räikkönen im Lotus auf den zweiten Platz verwies.

Dritter vor rund 50.000 Zuschauern wurde Schumacher, der erstmals seit rund sechs Jahren wieder auf dem Siegerpodest stand. Der Rekordweltmeister, der in dieser Saison fünfmal ausgefallen war, profitierte von einem Defekt des Lotus-Piloten Romain Grosjean und einem Unfalls des Briten Lewis Hamilton in der Schlussphase. "Das sind die Momente, die man wirklich genießen kann im Sport. Wir waren oft nah dran, heute ist es endlich passiert", sagte Schumacher, der sein Husarenstück erst gar nicht mitbekommen hatte. "Ich war sehr abgelenkt. Ich habe nicht an das Podium geglaubt. Nicht einmal am Ende des Rennens. Ich habe erstmal gefragt, auf welchem Platz ich bin", sagte er.

Nico Hülkenberg belegte im Force India den fünften Platz, Schumachers Teamkollege Nico Rosberg wurde Sechster. Marussia-Pilot Timo Glock war wegen eines Magen-Darm-Infekts erst gar nicht am Start.

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel kritisiert Einsatz von Safety-Car

"Wir wissen nicht genau, was das Problem war. Es ist ein bisschen scheiße gelaufen", sagte Vettel dem Fernsehsender RTL. Es war Vettels erster Ausfall seit dem 13. November 2011 in Abu Dhabi. Der Weltmeister vermutete zunächst eine Kombination aus Safety Car und technischem Defekt. "Wir haben im Moment die Lichtmaschine im Verdacht", sagte Horner nach dem Rennen. Vettel kritisierte vor allem die Entscheidung der Rennleitung, das Safety Car überhaupt rauszuschicken: "Man hat gesehen, dass wir bis dahin ungestört davonziehen konnten und richtig schnell waren. Ich glaube, dass wäre bis zum Ende mit Sicherheit nicht anders gewesen."

Das Safety Car musste zur Hälfte des Rennens auf die Strecke, um die Trümmerteile zu beseitigen, die der Franzose Jean-Eric Vergne nach einem Reifenplatzer hinterlassen hatte. Das ganze Feld rückte dadurch wieder zusammen, Vettel führte vor Grosjean, neuer Dritter war Alonso. Doch Vettels schöner Vorsprung von fast 20 Sekunden war auf einen Schlag weg.

Schumacher profitierte kurz vor dem Rennende von einem Unfall

Als das Rennen wieder freigegeben wurde, drückte sich Alonso mit einem riskanten Manöver an Grosjean vorbei. Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse: Erst rollte Vettel aus, kurz darauf musste auch Grosjean seinen Renault neben der Strecke abstellen. Alonso führte nun vor Hamilton und Räikkönen. Drei Runden vor Schluss überholte Räikkönen dann Hamilton und setzte sich an die zweite Stelle. Kurz darauf schleuderte Hamilton dann in die Mauer und machte damit für Schumacher den Weg aufs Podest frei. (dapd)