Paris. Die Weltranglisten-Zehnte Angelique Kerber besiegt die Kroatin Petra Martic in zwei Sätzen. Für andere deutsche Tennisspieler lief es weniger gut: Tommy Haas und Julia Görges sind ausgeschieden, Görges zeigte sich dabei nicht von ihrer besten Seite.
Angelique Kerber riss die beiden Arme in den dunklen Himmel von Paris. Die Weltranglisten-Zehnte steht nach dem 6:3, 7:5-Sieg am Sonntag gegen Petra Martic erstmals im Viertelfinale der French Open, in dem sie nun auf die Italienerin Sara Errani trifft. Dabei gehörte Sand lange Zeit nicht zu ihren bevorzugten Belägen. Erst durch ihre massiv verbesserte Fitness bewegt sich die 24 Jahre alte Kielerin auf dem roten Ziegelmehl so, wie der langsame Untergrund es verlangt: leichtfüßig. Die Spiele sind intensiver, die Ballwechsel länger.
Doch gegen Martic, die von ihrer Spielanlage an die siebenmalige Grand-Slam-Siegerin Justine Henin aus Belgien erinnert, war zunächst einmal etwas ganz anderes verlangt: präzise Passierbälle nämlich. Die 21 Jahre alte Kroatin mit dem wunderbaren einhändigen Rückhand-Slice nutzte auf dem zweitgrößten Platz im Stade Roland Garros jede Gelegenheit, um die Ballwechsel vorne am Netz zu beschließen. Das klappte zunächst auch ganz gut. Erst als die Weltranglisten-50. mit einem Doppelfehler ihren Aufschlag zum 3:5 abgab, nahm das Match seinen erwarteten Verlauf. Kerber gewann den ersten Satz mit 6:3.
Kerber nutzt dritten Matchball
Im zweiten Durchgang gelang ihr zwar ein frühes Break zum 1:0, doch die erfrischend anders spielende Martic zeigte weiter mutiges Angriffstennis. Beim 3:4 machte sich das bezahlt: Sie schaffte den Ausgleich zum 4:4, ehe sie mit sauberem Serve-and-Volley-Spiel sogar mit 5:4 in Führung ging. Doch mit dem neunten Doppelfehler bescherte sie Kerber einen Breakball, den diese zum 6:5 verwertete. Nach 1:42 Stunden verwandelte die Linkshänderin schließlich ihren dritten Matchball.
Im Viertelfinale muss nun gegen Errani noch lange nicht Endstation sein. Die Italienerin setzte sich gegen die Paris-Siegerin von 2009, Swetlana Kusnetsowa aus Russland, 6:0, 7:5 durch. In der Weltrangliste ist sie allerdings 13 Plätze schlechter als die Kielerin notiert. Fed-Cup-Trainerin Barbara Rittner traut Kerber das Halbfinale jedenfalls zu: "Wenn Angie so weiterspielt, sehe ich keinen Grund, warum das nicht gelingen sollte."
Haas und Görges scheiden aus
Ausgespielt hatten am Samstag dagegen Tommy Haas und Julia Görges. Während der 34 Jahre alte Haas Größe in der Niederlage gegen Richard Gasquet zeigte und nun auf Wild Cards in Wimbledon und bei den Olympischen Spielen hofft, vollführte Görges einige Mätzchen. Sie wollte unbedingt, dass ihre Partie gegen die Niederländerin Arantxa Rus wegen der einbrechenden Dunkelheit unterbrochen wird. Sie diskutierte mit dem Schiedsrichter und ließ ihren linken Knöchel neu tapen, um das Match in die Länge zu ziehen. Es half alles nichts. Am Ende verlor sie mit 2:6 im dritten Satz und bekannte mürrisch: "Es war schon zu dunkel für meine Augen, aber ich muss mich der Entscheidung des Schiedsrichters beugen."
Haas zeigte bis zu dem Zeitpunkt, als sein Knie zu schmerzen begann, eine imposante Leistung. 7:6 (7:3) gewann er den ersten Satz. Doch beim 2:2 im zweiten Satz spürte der gebürtige Hamburger dann sein Knie und betäubte die Schmerzen mit einer Tablette. Doch das kurzzeitige Zwicken führte er nicht als Grund seiner Niederlage an. "Ich hätte auch nicht gewonnen, wenn ich ein hohes Level weitergespielt hätte", sagte Haas, "Richard war einfach zu gut."
Nach den sechs Matches in elf Tagen will er bis zu seinem nächsten Start beim Rasenturnier in Halle seine "müden Knochen erholen", wie er bekannte. Es war eine lohnenswerte Reise nach Paris, Haas spielte sich über die Qualifikation ins Hauptfeld und wird in der neuen Weltrangliste wieder unter den besten 100 Spielern zu finden sein. "Die French Open", sagte Haas, "haben sich in jedem Fall bezahlt gemacht." (dapd)