Paris. Dinah Pfizenmaier vom THC im VfL Bochum war die große Außenseiterin gegen die Weltranglistenerste Asarenka. Und so ärgerte sie sich nicht lange über die Niederlage, sondern genoss die Atmosphäre auf dem Center Court.
Der Unterschied hätte schon auf dem Papier kaum größer sein können: Mehr als eine Tennis-Welt liegt zwischen der Nummer 198 und der Nummer eins des Rankings. Qualifikantin Dinah Pfizenmaier erlebte auf dem Center Court der French Open in nur 55 Minuten, wie sich dieser Unterschied in der Realität anfühlt. 1:6, 1:6 unterlag die deutsche Meisterin in Diensten des Regionalligisten THC im VfL Bochum der Australian-Open-Siegerin Wiktoria Asarenka (Weißrussland). „Für sie bin ich nur eine kleine Fliege“, sagte Pfizenmaier, die in Paris ihr Grand-Slam-Debüt feierte.
Ebenfalls ausgeschieden ist Michael Berrer aus Stuttgart. Im Duell der Linkshänder, die sich beide durch die Qualifikation gekämpft hatten, verlor der 31-Jährige gegen den Franzosen Nicolas Devilder 6:7 (5:7), 4:6, 2:6. In der ersten Runde hatte Berrer gegen den Österreicher Jürgen Melzer das erste Fünfsatzmatch seiner Karriere gewonnen.
Vor dem Match gegen Asarenka war Pfizenmaier dermaßen nervös gewesen, dass sie kaum einen Bissen runterbekam: „Ich wollte etwas essen, hab es mir dann aber anders überlegt, weil ich schon Magenschmerzen hatte. Außerdem war ich sechsmal auf dem Klo, obwohl ich gar nicht musste.“ Vor den French Open hatte die 20-Jährige erst einmal gegen eine Spielerin aus den Top 100 gespielt.
Nun geht es in die kleine Wallachei
Pfizenmaier staunte über jedes Detail auf dem Court Philippe Chatrier: „Beim Einspielen war ich überwältigt. Man spiegelt sich überall und sieht sich selbst auf den Leinwänden.“ Mit dem einmaligen Erlebnis, 100 Weltranglistenpunkten und 28.000 Euro Preisgeld kehrt Pfizenmaier nun zurück zu den kleinen Turnieren, die sie vor Paris gespielt hatte. In der rumänischen Region Kleine Wallachei spielt sie Mitte Juni ein ITF-Turnier mit insgesamt 50.000 Euro Preisgeld. Zum Vergleich: Asarenka hat in diesem Jahr bereits mehr als 3,5 Millionen Euro verdient.
Zu Hause darf sich Pfizenmaier damit rühmen, immerhin eine Runde weitergekommen zu sein als Serena Williams. Die Amerikanerin war zum Abschluss der ersten Runde sensationell an Virginie Razzano gescheitert. Die Paris-Siegerin von 2002 kassierte ihre erste Auftaktpleite beim 47. Grand-Slam-Turnier. Mit 13 Majortiteln war die Weltranglistenfünfte immerhin als erfolgreichste Spielerin im Tableau in das Turnier gegangen.
Federer und Djokovic ungefährdet weiter
Keine Blöße gaben sich dagegen die Top-Favoriten am vierten Turniertag. Roger Federer (Schweiz) und Novak Djokovic (Serbien) zogen in die dritte Runde ein. Federer, Sieger von 2009 und in diesem Jahr an Position drei gesetzt, verlor gegen den Rumänen Adrian Ungur beim 6:3, 6:2, 6:7 (6:8), 6:3 nur im dritten Satz seine Konzentration. Der 30-Jährige feierte damit einen weiteren Rekord: Mit seinem 234. Erfolg bei Grand-Slam-Turnieren ließ der 16-malige Major-Sieger den US-Amerikaner Jimmy Connors hinter sich.
Der topgesetzte Djokovic setzte unterdessen seinen Weg zum vierten Grand-Slam-Titel in Serie gegen Blaz Kavcic (Slowenien) unbeirrt fort und gewann 6:0, 6:4, 6:4 - sein 23. Majorsieg in Serie. Der Spanier Rafael Nadal, der im Stade Roland Garros zum siebten Mal triumphieren und sich somit zum Alleinherrscher vor dem Schweden Björn Borg krönen will, spielt erst am Donnerstag gegen Denis Istomin (Usbekistan). (sid)