Paris. Der 34-Jährige Haas steht erstmals seit drei Jahren wieder in der zweiten Runde der French Open: Er besiegt den Italiener Filippo Volandri auf einem “holprigem Acker“.
Tommy Haas ballte nach dem verwandelten Matchball kurz die rechte Faust. Mehr nicht. Der Tennisprofi hat bei seinem vielleicht letzten Auftritt bei den French Open noch mehr vor, als nur die erste Runde zu überstehen. Also fiel der Jubel nach dem 6:3, 0:6, 6:4, 6:4 gegen den Italiener Filippo Volandri am Dienstag recht verhalten aus. Nur vier Spiele brauchte der 34-Jährige, um die Fortsetzung der am Vorabend wegen Dunkelheit beim Stand von 4:2 im vierten Satz unterbrochenen Partie zu beenden.
Und auch das Wetter spielte mit. Angenehme Temperaturen von 25 Grad, Sonnenschein, leichter Wind. Strapazierte Körper und mehrfach reparierte Sehnen, Gelenke und Knochen, wie es bei dem Rechtshänder der Fall ist, mögen keine Feuchte, keine Kälte. Dennoch wäre Haas nicht Haas, wenn er nicht ein paar Dinge finden würde, über die er nach Herzenslust motzen könnte. "Das ist ein holpriger Acker", hatte er am Montag noch über den Spieluntergrund geflucht.
Am Ende setzte sich allerdings doch seine Klasse durch. Auch im hohen Tennisalter von 34 Jahren lässt Haas immer wieder erahnen, warum er vor zehn Jahren einmal die Nummer zwei der Welt war und in seiner Karriere 14 Turniere gewann, das letzte vor drei Jahren auf Rasen in Halle.
Die Pariser haben Haas' Auftritt gegen Federer nicht vergessen
In Paris, wo er sich als Weltranglisten-112. erst mit drei Siegen in der Qualifikation ins Hauptfeld spielen musste, bekommt er es in der zweiten Runde mit dem Ukrainer Sergej Stachowski zu tun. Erst in der dritten Runde könnte er auf einem der beiden großen Plätze spielen, gegen den Franzosen Richard Gasquet. Diese Spiele sind es, die den verletzungsanfälligen Sportler noch motivieren und "mich auch in den dunklen Tagen der Rehabilitation nicht hadern lassen", wie es Haas vor kurzem in München formuliert hatte. Dort erreichte er Anfang Mai noch einmal das Halbfinale. Ergriffen erzählte er, wie er einst auf der Anlage des MTTC Iphitos als Knirps selbst Autogramme holte und sich mit Michael Stich und Stefan Edberg fotografieren ließ.
Die Stimmung auf Court 3 in Roland Garros hatte am späten Montagabend ebenfalls etwas Spezielles, sie erinnerte an die Atmosphäre beim Davis-Cup. Deutsche wie Franzosen erhoben sich von ihren Rängen, klatschten und jubelten über Fehler von Volandri, wie man es sonst nur von den Länderspielen her kennt.
Haas ist in Paris sehr beliebt, jeder erinnert sich noch an das mitreißende Spiel im Jahre 2009, als er im Achtelfinale gegen Roger Federer nach einer Zweisatzführung im dritten Durchgang mit 4:3 führte und sogar einen Breakball hatte - Haas war nur vier Punkte vom Sieg über den Schweizer entfernt, der wenige Tage später seinen ersten Sieg in Paris auf Sand feiern sollte. Es war der letzte Grand-Slam-Titel, der Federer in seiner imposanten Karriere noch fehlte.
Auch Mayer und Görges in der nächsten Runde
"Das war das beste Match meiner Karriere", sagt Haas heute im Rückblick. Florian Mayer fehlt ein solches Match noch. Aber er könnte nach seinem 6:4, 6:2, 6:3-Sieg am Dienstag gegen Daniel Gimeno-Traver in der dritten Runde auf Rafael Nadal treffen. Zunächst muss der an Nummer 32 gesetzte Bayreuther allerdings gegen den Qualifikanten Eduardo Schwank ran. Auch Julia Görges steht in der zweiten Runde nach dem 7:6 (7:1), 6:4 gegen Lucie Hradecka. Die Weltranglisten-27. trifft nun auf die Britin Heather Watson. Ausgeschieden ist dagegen Mischa Zverev. Der Hamburger unterlag dem Franzosen Julien Benneteau 2:6, 7:6 (7:3), 4:6, 4:6. (dapd)