Essen. Nach dem Chaos-Spiel zwischen Hertha BSC Berlin und Fortuna Düsseldorf hat Frank Plasberg bei „hart aber fair“ Problem-Fans in deutschen Fußballstadien thematisiert. Doch hart ging es in der Diskusssion eigentlich nicht zur Sache – eher soft und streckenweise ziemlich platt.

Zwei Erkenntnisse hat der gestrige Montag gebracht: Hertha BSC Berlin wird wohl in die zweite Fußball-Bundesliga absteigen, und obendrein scheint die Sicherheitslage in deutschen Fußballstadien sowohl Clubs als auch einzelnen Fans weit weniger wichtig zu sein als die Stimmung auf den Rängen. Dies sind zumindest zwei Interpretationsansätze, die sich in Anbetracht der Urteilsverkündung des Frankfurter Sportgerichts am Nachmittag sowie der größtenteils inhaltsleeren Ergüsse der Gäste beim ARD-Talk „hart aber fair“ aufdrängten.

Die sich in der jüngsten Vergangenheit häufenden als auch intensivierenden Ausschreitungen von Problem-Fans inner- und außerhalb von Fußballstadien hätten dem vermeintlich knallharten Polit-Talker Plasberg eigenlich ein gutes Forum bieten können, um seine journalistischen Qualitäten unter Beweis zu stellen. Stattdessen musste man erleben, wie Plasberg sich von Kuschel-Moderator Johannes B. Kerner ein ums andere Mal die Gesprächsführung aus der Hand nehmen ließ und Gästen wie DFL-Chef Reinhard Rauball oder dem Leiter des Düsseldorfer Fanprojekts, Dirk Biermann, nicht mehr als Plattitüden zum Sicherheitsproblem in deutschen Stadien zu entlocken vermochte.

Privilegien für Ultras

So erfuhr man, dass Rauball über den „Fast-Abbruch“ des Relegationsspiels aufgrund des Platzsturms der Fortuna-Fans „bestürzt“ gewesen sei, sowie dass Bierholz zur Lösung aller Probleme sich mehr Dialog zwischen Vereinen, Polizei und Fans wünsche. Zum Verhältnis zwischen den Vereinen und den jeweiligen Ultra-Fangruppen räumte Rauball ein, dass es durchaus Privilegien für diese gebe.

Ultras seien wichtig für die Stimmung im Stadion, weil sie mit Choreografien und Gesängen für Begeisterung sorgen würden. Darin waren sich Rauball und Bierholz einig – ebenso wie die BVB-Anhängerin Katja Winkelmann. Alle betonten, dass es sich bei den problematischen Ultras lediglich um eine kleine Minderheit handele. Kritischere Worte fanden der Polizei-Gewerkschafter Frank Richter als auch der anscheinend arg empörte Johannes B. Kerner, der phasenweise Plasbergs Moderatorenrolle einnahm und seine Mitdiskutanten mit mehr oder weniger investigativen Fragen löcherte.

„Was ist daran geil?“

Kerners Job war es aber vor allem, Kritik an den jüngsten Bengalo-Zündeleien zu üben. Dies tat er mit den Worten: „ Da sind zehn Bumsdumme, die meinen, so ein Spiel zu ihrer Veranstaltung machen zu müssen.“ Außerdem stellte Kerner die Frage, was daran „geil“ sei, wenn Leute Böller und Rauchfackeln zünden. Anschließend demonstrierte er mehr gewollt als gekonnt an einer Puppe, dass die bengalischen Feuer auch schnell zur Brandgefahr für Menschen werden können, wenn sie in Kontakt mit der Kleidung kommen.

Polizei-Gewerkschafter Richter schlug mit seiner Fan-Kritik in die gleiche Kerbe, bezog sich aber eher auf die aus seiner Sicht ungenügende Zusammenarbeit der Fußball-Clubs. Die bestehenden Regeln müssten konsequent umgesetzt werden, forderte Richter, schließlich handele es sich ja höchsten um bundesweit 4.000 gewaltbereite „Fans“, denen man beikommen müsse. Oliver Pocher – ebenfalls anwesend – fiel übrigens nicht weiter unangenehm auf und hatte seine einzige nennenswerte Szene, als er einen zuvor gezeigten Einspieler bemängelte, in dem aus Internet-Anleitungen zitiert wurde, wie man Bengalos bestmöglich ins Stadion schmuggeln könne.

Trotz seiner thematischen Brisanz geriet der Plasberg-Talk dann doch eher zu einer mauen Runde ohne nennenswerten Erkenntnisgewinn – weder für die Fans noch die Vereine. Eine etwas kritischere Betrachtung der jüngsten Vorgänge hätte sicherlich nicht schaden können.