Am Ende ist Wolfgang Holzhäuser von seinen eigenen schlimmen Worten eingeholt worden. Der Trainer sei eine „temporäre Erscheinung“ hatte der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen schon vor sechs Jahren gesagt und sich damals nicht nur die Kritik des Bundes Deutscher Fußballlehrer für diese „menschenverachtende Aussage“ zugezogen.

Vergleichbare Kälte hat – um einmal über den Fußball hinauszublicken – zuletzt nur noch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler demonstriert, als er den auf der Straße stehenden Schlecker-Frauen mit kaum zu überbietendem Zynismus empfahl, sich schnellstmöglich selbst um eine „Anschlussverwendung“ zu kümmern.

Keine Spur von Mitverantwortung bei Völler und Co.

Sicher, zwischen finanziell gut abgesicherten Fußballtrainern und Verkäuferinnen mit Existenzängsten liegen Welten. Aber was verletzte Gefühle in einer Situation angeht, die als bittere Niederlage empfunden wird, sind alle Menschen gleich. Holzhäuser hat dies bis heute nicht verstanden. Bezeichnend auch, dass er anlässlich der Bekanntgabe von Robin Dutts – ebenso wie Rudi Völler – keine Spur von Mitverantwortung für die unbefriedigende Situation bei Bayer erkennen ließ. Statt dessen lenkte er mit dem billigen Hinweis auf den angeblich durch Fans und Medien verursachten Druck von eigenen Fehlern ab.

Umso bemerkenswerter die Haltung des gefeuerten Trainers, der mit selten erlebter Souveränität, ja, beinahe Demut die schwierige Situation meisterte. Dutt suchte nicht nach Ausflüchten für das unbefriedigende Ergebnis seiner nur neunmonatigen Amtszeit, verzichtete auf jegliches Nachkarten und versprach Loyalität zum Verein und der Mannschaft über die Trennung hinaus versprach.

So berechtigt die Kritik an seiner Arbeit inklusive des Umgangs mit dem ihm aufgehalsten Problemfall Michael Ballack auch sein mag – Dutts Abgang mit Stil muss vor allem jenen Teil der Fußballfans und nicht zuletzt auch der Medien beschämen, die mit ihren höhnischen Sprechchören und Drohgebärden bzw. ihrer Wortwohl immer häufiger den Respekt vor dem Menschen hinter dem Job vermissen lassen.

Dutt hat ein offensichtliches Missverständnis mit Anstand beendet

Wohlgemerkt: In einer Branche, in der während einer Bundesliga-Spielzeit naturgemäß die Hälfte der Vereine um die Erfüllung ihrer Ziele bangt, ist ein Trainerwechsel nicht nur legitim. Sondern – mangels vergleichbarer Alternativen (die Mannschaft lässt sich nun mal nicht auswechseln) – für jeden verantwortungsbewussten Vorstand sogar eine zwingend zu prüfende Option.

Nicht die Zahl der Trainerentlassungen (in der Bundesliga im Saisonschnitt sieben) ist denn auch ein Maßstab für den Verfall der Sitten, sondern die Art und Weise, wie solche Maßnahmen gehandhabt werden. Dutt zumindest hat gezeigt, wie man ein offensichtliches Missverständnis auch mit Anstand beenden kann. Und sich damit alle Türen für eine künftige Beschäftigung als Coach offen gehalten.