Zürich. Sepp Blatter geht in seine vierte Amtszeit. Darüber kann wohl nur der staunen, der noch an Moral und Anstand glaubt, wenn es um Millionen-Geschäfte geht. Ein Kommentar.
Es war nichts anderes zu erwarten: Sepp Blatter geht in seine vierte Amtszeit, der 75-jährige Schweizer bleibt für vier weitere Jahre Chef des Weltfußballverbandes.
Darüber kann wohl nur der staunen, der noch an Moral und Anstand glaubt, wenn es um Millionen-Geschäfte geht. Oder daran, dass ein Verband wie die Fifa, der in weiten Teilen der Öffentlichkeit inzwischen als Synonym für Korruption gilt, die Kraft aufbringt, sich von dem Mann zu trennen, der für den moralisch erbärmlichen Zutand seines Verbandes die politische Verantwortung trägt.
So aber hat sich der raffinierte Strippenzieher und Netzwerker Blatter wieder einmal durchgesetzt. Am ende gab es keinen Gegenkandidaten, aber eine satte Mehrheit. Und man stand staunend vor immer neuen Wendungen: Ein unter Korruptionsverdacht geratenes Mitglied des 24-köpfigen mächtigen Exekutiv-Komitees kündigte an einem Tag einen "Tsunami" an, der Blatter mit sich reißen werde, und machte am nächsten Tag Wahlwerbung für den Feind von gestern.
Dabei sind die Alarmzeichen gewaltig.Die Bestechungsgerüchte um die WM-Vergaben 2018 (Russland) und 2022 (Katar) reißen nicht ab. Aber nirgendwo in der Fifa ist eine Reformbewegung zu sehen, die Blatter hätte gefährlich werden können. Man vermutet: weil viel zu viele sich in wechselseitige Abhängigkeiten und Verpflichtungen begeben haben.
Blatter aber hat das getan, was er immer getan hat, seit er 1998 das Kommando des Weltkonzerns Fifa übernommen hat. Er hat eine Reform angekündigt, diesmal die Entmachtung des völlig verrufenen Exekutiv-Komitees. Und, wie so oft, Aufklärung aller Vorwürfe. Man weiß, was daraus geworden ist. Und: Er hat wieder einmal eine Wahl gewonnen. Übrigens ganz offensichtlich mit Stimme und Unterstützung des DFB. Nun hat die Fifa, die es nicht geschafft hat, einen wähl- und vorzeigbaren Gegenkandidaten aufzubauen, den Präsidenten, den sie offenbar verdient. Es ist ein Jammer.