Zürich. Fifa-Vize Jack Warner will nun über Korruption und dubiose Praktiken im Weltfußballverband auspacken – und so den Präsidenten stürzen. Stündlich werden neue Details über die Geschäftspraktiken im Milliardenkonzern und das System von Blatter publik.
Der Fußball-Weltverband Fifa ist in seinen Grundfesten erschüttert. Stündlich werden neue Details über die Geschäftspraktiken im Milliardenkonzern und das System des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter publik, weil einige der einflussreichsten Fifa-Bosse nun bitter verfeindet sind. Im Kern geht es nun darum: Fifa-Vize Jack Warner scheint seine Ankündigung wahrzumachen, er will an diesem Dienstag bei einer Pressekonferenz in einem Züricher Nobelhotel „einen Tsunami auslösen“, der die wahren Dimensionen der Korruption freilegen könnte. Warner, ein skandalumtoster Absahner, der im Ehrenamt zu märchenhaftem Reichtum gelangte, will die Kumpanen von einst mit in den Strudel reißen.
WM 2022 im Fokus
Schon steht die WM 2022 in Katar im Fokus. Seit Dezember kursieren Gerüchte und Indizien, dass allein für diese WM eine dreistellige Millionensumme an Schmiergeldern geflossen sein könnte. Heute in Zürich sollen vier Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees beschuldigt werden, für die Vergabe an Katar insgesamt 20 Millionen Dollar kassiert zu haben. Ähnliche Größenordnungen werden für die WM 2018 gehandelt, die das Komitee an Russland vergab.
Warner enthüllte nun, dass Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke ihm in einer E-Mail geschrieben habe, Katar hätte die WM gekauft. Blatter sagte am Montagabend, es gebe keinen Anlass, die Rechtmäßigkeit der WM-Vergabe 2022 noch einmal zu überprüfen.
Kurz nachdem Jack Warner und der vormalige Präsidentschaftskandidat Mohamed Bin Hammam (Katar) am Sonntag von der so genannten Ethikkommission wegen Bestechung suspendiert wurden, Blatter aber zugleich freigesprochen wurde, griff Warner frontal an. „Blatter muss gestoppt werden“, verkündet er seither. Blatter habe auf dem Kongress der von Warner geführten nord-amerikanischen Konföderation am 3. Mai eine Millionenspende offeriert, „zur freien Verwendung“.
Nun ist offener Krieg ausgebrochen – pünktlich vor der geplanten Wiederwahl Blatters beim Fifa-Kongress am Mittwoch. Dabei hatten Warner und Bin Hammam Jahrzehnte lang mit Blatter gedealt und Stimmen besorgt. Dafür gab es so genannte Entwicklungshilfegelder und Überweisungen auf Privatkonten. Zum Bruch zwischen Blatter und Bin Hammam war es 2008/09 gekommen, als der Katari feststellen musste, dass Blatter gar nicht zum angekündigten Amtsverzicht bereit war. Sein Plan, Blatter zu stürzen, ist misslungen. Bin Hammam muss taktieren, um die WM 2022 nicht zu gefährden. Warner dagegen muss keine Rücksicht mehr nehmen, er will auspacken. Und Blatter? Er bleibt optimistisch. „Wir sind nicht am Boden“, sagte er am Montag. „Wir sind nur in ein paar Schwierigkeiten.“