München. . Der FC Bayern München hält an Trainer Louis van Gaal fest. Zumindest bis zur Sommerpause. Danach soll der Vertrag mit dem Niederländer aufgelöst werden. Van Gaal darf wohl auch bleiben, weil eine Alternative fehlte.
Am heutigen Montag war Louis van Gaal noch immer der Trainer des FC Bayern München - und er wird er es auch bleiben. Allerdings nur noch bis zum Ende der laufenden Saison, das letzte Jahr seines erst im Herbst vergangenen Herbst verlängerten Vertrags wird der Niederländer danach nicht mehr erfüllen. Fünfeinhalb Stunden hatten die Vereinsoberen am Sonntag diskutiert - ohne van Gaal. Am trainingsfreien Montag dann folgte ein Gespräch der Chefetage mit dem Trainer. Der hatte seinen Spielern noch am Sonntag mit auf den Heimweg gegeben: „Wir sehen uns am Mittwoch. Vielleicht zum letzten Mal.“ Das „vielleicht“ kann er nun streichen.
Der FC Bayern wird die laufende Saison mit van Gaal beenden - weil die Alternativen fehlen. Eine Entscheidung, die der Ehrenpräsident für sinnvoll hält. „Louis van Gaal hat sicher Fehler gemacht“, sagte Franz Beckenbauer der Bild-Zeitung, „aber: Er hat ja schon nachgewiesen, dass er ein hervorragender Trainer ist.“ Und daher, sagte der „Kaiser“, sei ihm der eigenwillige Niederländer auch „allemal lieber als eine kurzfristige Notlösung“. Diese Notlösung wurde am Sonntag wohl diskutiert, zuletzt hielt sich das Gerücht, dass der Niederländer Martin Jol auf seinen Landsmann folgen könnte. Erst am 27. September hatte van Gaal seinen Vertrag beim FC Bayern verlängert.
Zu einem Schnellschuss am Sonntag wollten sich die Vereinsoberen dann aber offensichtlich nicht hinreißen lassen. Vielmehr beraumten sie ein Treffen mit van Gaal an. Vermutliche Grundlage des Gesprächs: Der Trainer bleibt - sofern er die Einsicht erkennen lässt, dass er zuletzt mit seinen Entscheidungen zum Teil arg danebengelegen hat. Die Trennung von Mark van Bommel, der Wechsel im Tor von Jörg Butt auf Thomas Kraft, die Verschiebung von Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller auf Positionen, die diesen nicht behagen, Winter-Zugang Luiz Gustavo als Linksverteidiger statt im Mittelfeld, dazu die ständigen Wechsel in der Abwehr - alles Entscheidungen, die zumindest diskussionswürdig sind.
Van Gaal schon länger in der Kritik
Van Gaal gab seit Saisonbeginn in der Tat kein gutes Bild mehr ab. Den schwachen Saisonstart der Münchner erklärte er mit der hohen Belastung seiner zahlreichen WM-Teilnehmer, doch bereits in den zehn letzten Spielen der Saison 2009/2010 hatte der FC Bayern nur noch 18 Punkte geholt. Mehr und mehr wurde auch nach Beginn der Rückrunde deutlich: Die Abwehr der Münchner ist anfällig, ständiger Ballbesitz führt nicht zu Toren, die Offensive ist zu sehr abhängig von Franck Ribéry und Arjen Robben. Und längst wissen die Gegner, wie sie die beiden ausschalten können. Ohne die 28 Treffer des zunächst ungeliebten Mario Gomez in 35 Pflichtspielen stünden die Münchner noch schlechter da.
Weiter mit van Gaal heißt aber auch: Der Niederländer ist ein Trainer auf Abruf. Der FC Bayern braucht Zeit, um einen geeigneten Nachfolger zu finden - vielleicht Jupp Heynckes, der seinen Vertrag bei Bayer Leverkusen noch immer nicht verlängert hat, der als Freund der „Familie“ gilt, der schon zweimal in München war. Zuletzt nach der Trennung von Jürgen Klinsmann im Frühjahr 2009, als er den Bayern wenigstens noch den zweiten Tabellenplatz und so die direkte Qualifikation für die Champions League sicherte. Möglich, dass dann auch die nun verworfenen Notlösungen als Dauerlösung ab dem kommenden Sommer wieder ins Gespräch kommen. Matthias Sammer etwa.
Fakt bleibt zunächst: Zum ersten Mal seit dem Herbst 2000 unter Trainer Ottmar Hitzfeld hat der FC Bayern drei Pflichtspiele nacheinander verloren - „der ganze Verein ist in einer kritischen Situation, weil das Mindestziel in Gefahr ist“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Am Samstag empfängt der FC Bayern in der Bundesliga den Hamburger SV deshalb zum ersten von acht „Endspielen“ um den zweiten Platz, der aber schon sieben Punkte entfernt ist. Und bis zum dritten Platz, der wenigstens noch zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigen würde, sind es fünf Zähler. Am Dienstag nächster Woche steht dazu in der Champions League das Achtelfinal-Rückspiel gegen Inter Mailand an.
Der Trainer des FC Bayern hat viel zu tun: Wer immer es auch ist oder sein wird. (sid)