Göteborg. Eigentlich wollte sich die deutsche U21-Nationalmannschaft am Wochenende in Ruhe auf ihr letztes EM-Vorrundenspiel am Montag gegen England vorbereiten. Jetzt sorgt ein Kompetenzgerangel zwischen den leitenden DFB-Angestellten Matthias Sammer, Joachim Löw und Oliver Bierhoff für Unruhe.

Sportdirektor Matthias Sammer, der beim Deutschen-Fußball Bund (DFB) für alle Nachwuchsmannschaften exklusive der U21 zuständig ist, hatte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) eine Erweiterung seines Einflussbereichs auf auch noch dieses Team gefordert. „Meine Motivation ist es, den Zusammenhang zwischen Nachwuchs- und Männerbereich fließend und effektiver zu gestalten. Man darf da einiges beim DFB künftig nicht mehr trennen - weder gedanklich noch personell“, fabulierte Sammer aus seiner gestärkten Position. Die U19 und die U17 hatten zuletzt EM-Titel geholt. „Das war kein Zufall, sondern das Ergebnis veränderter Strukturen“, erklärte der DFB-Sportdirektor, der in diesem seit 2006 genau diese Strukturen verändert hat. Bei der EM in Schweden ist Sammer im Traininganzug ständiger Beobachter der U21-Trainingseinheiten und macht sich Notizen. Für weitere Strukturänderungen?

Die U21 ist als Talent-Pool und Bindeglied zur A-Nationalmannschaft aber Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff zugeordnet. Und die, ebenfalls zu Gast in Schweden, ärgerten sich über den Vorstoß. Als Vermittler wurde DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger aktiv. Der beorderte seine leitenden und streitenden Mitarbeiter am Donnerstag zur Telefonkonferenz. Zwanziger sagte danach zur Bild-Zeitung: „Ich war verärgert, dass in der Nähe eines so wichtigen Turniers ein Konflikt aufbricht.“ Der könnte Folgen haben. „Ich bin nicht so blauäugig zu sagen, dass meine Mannschaft nichts davon mitkriegt“, sagte U21-Trainer Horst Hrubesch gestern.

Zwanziger stärkt Löw

Zwanziger stärkte derweil die Position von Joachim Löw. „Ich will einen starken Bundestrainer. Er muss entscheiden, wen er braucht, um die Nationalmannschaft zu entwickeln.“ Sammer habe Löw gegenüber eine „dienende Funktion“, wenn es um die U21 geht. Löw und Sammer führten anschließend noch ein persönliches Gespräch. „Wir arbeiten professionell zusammen“, sagte Sammer.

Das Kompetenzgerangel dürfte indes weitergehen, auch, weil Sammer und Bierhoff, beide 1996 gemeinsam Europameister in England, angeblich persönlich nicht miteinander können. Bierhoff hatte 2006 mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann versucht, einen eigenen Kandidaten auf den neu geschaffenen wie einflussreichen Posten des DFB-Sportdirektors zu setzen. Den übernahm aber Sammer. Auch im letzten Winter gerieten beide aneinander. Sammer wollte seinen ehemaligen BVB-Mitspieler Heiko Herrlich, der die DFB-U19 trainiert, zum U21-Trainer machen. Bierhoff und Löw drückten Rainer Adrion durch. Der ehemalige Co-Trainer von Löw beim VfB Stuttgart übernimmt nach der EM das Team. „Er hat eine sehr enge Bindung zu Joachim Löw“, stellt Punktsieger Bierhoff klar.