Helmstad. Mit einem 1:1 gegen England hat sich die deutsche U21 erstmals seit 1982 wieder für das Halbfinale eines EM-Turniers qualifiziert. Das Tor für die DFB-Auswahl, die ihre mit Abstand schwächste Leistung beim Turnier in Schweden zeigte, erzielte Gonzalo Castro.
"Mit dem Halbfinale haben wir unser erstes Ziel in einer schweren Gruppe erreicht", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. "Die Mannschaft ist noch jung, hat noch Leistungsschwankungen. Ich hoffe, dass es dem Trainer gelingt, sie zu stablisieren." DFB-Sportdirektor Matthias Sammer war nicht ganz so auskunftsfreudig, sondern ärgerte sich über die schwache Leistung der U21: "Ich sage nichts. Aus reinem Selbstschutz", verordnete sich Sammer innere Einkehr. Dafür sprach Theo Zwanziger noch mal: "Vom Potenzial ist viel mehr drin. Und für das Halbfinale brauchen wir eine kräftige Steigerung. Da gibt es keine zwei Meinungen."
Zwanziger, oberster Chef des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), war eigens zum letzten EM-Vorrundenspiel seiner U21 nach Schweden gereist. Und auch deshalb wollten sich seine Jungnationalspieler anfangs von ihrer besten Seite präsentieren. Dieses Eindrucks konnte man sich am Montag zumindest vier Minuten nach Anpfiff im Stadion „Örjans Vall“ von Halmstad nicht erwehren. Denn kaum war das Spiel gegen England angepfiffen, zeigte die U21 einen herrlichen Spielzug und ließ ihren Präsidenten auf der Tribüne jubeln. Innenverteidiger Jerome Boateng (Hamburger SV) hatte einen feinen langen Pass auf Gonzalo Castro gespielt. Und der Leverkusener tunnelte Englands Torwart Scott Loach zum 1:0. Die DFB-Elf war nicht nur auf dem besten Weg zum ersten Sieg gegen den englischen Nachwuchs seit 27 Jahren, sondern auch zum Gruppensieg samt Einzug ins Halbfinale am Freitag um 18 Uhr in Göteborg.
Nur gab diese frühe Führung der deutschen U21 nicht mal den Ansatz von Sicherheit gegen die Verlegenheitself der Engländer. Trainer Stuart Pearce, mit seinem Team bereits fürs Halbfinale qualifiziert, hatte angekündigt, „nicht vom Gaspedal zu gehen“ und das Spiel „gewinnen zu wollen“. Allerdings holte er gleich zehn neue Spieler in seine Startelf, darunter drei U21-Debütanten. Dieses englische B-Team ließ der deutschen Mannschaft, in der Trainer Horst Hrubesch den Gladbacher Marko Marin und Hamburgs Dennis Aogo durch den Duisburger Änis Ben-Hatira und den Berliner Patrick Ebert ersetzt hatte, keinerlei Raum zum Agieren, baute seinerseits Druck auf und erspielte sich gute Chancen. Die Frage nach der Zeit, wann das 1:1 fallen würde, wurde in der 29. Minute beantwortet. Nach einer Ecke köpfte Jack Rodwell (FC Everton) den Ausgleich. Da in derselben Minute im zweiten Gruppenspiel Spanien das 1:0 gegen Finnland erzielte, begann das Zittern ums Halbfinale.
In der zweiten, bei diesem Turnier bislang immer besseren Spielhälfte der Deutschen zeigte die DFB-Elf nicht mehr ausschließlich Angsthasenfußball und konnte das Spiel ausgeglichen gestalten. Zum unverdienten Siegtor reichte es nicht mehr, aber zum ersten Halbfinal-Einzug bei einer U21-EM seit 1982. Egal wer sich heute aus der zweiten Vorrundengruppe qualifiziert für das Spiel am Freitag um 20.45 Uhr in Helsingborg qualifiziert, die deutsche Mannschaft muss sich mächtig steigern.
Ein unschöne Aktion hatte es gleich beim Anpfiff des Spiels gegeben: Einige deutsche Fans konnten sich bei der Auslandsreise nicht benehmen, zündeten Bengalos und Rauchbomben auf der Tribüne in Halmstad und warfen einen Böller in den Strafraum des englischen Torwarts Scott Loach.