Düsseldorf. Der Zentralrat der Juden in Deutschland fordert die Teams des bevorstehenden Nürburgring-Rennens auf, die Zusammenarbeit mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone wegen seiner positiven Äußerungen über Hitler zu boykottieren.
Mit einem Lob für Adolf Hitler hat Formel-1-Chef Bernie Ecclestone für Empörung gesorgt. In einem am Samstag veröffentlichten Interview der Londoner «Times» sagte der 78-jährige Brite, Hitler «konnte viele Leute befehligen und besaß die Fähigkeit, Dinge zu erledigen». Am Ende habe er aber «die Orientierung verloren, deshalb war er kein sehr guter Diktator», sagte der für kontroverse Bemerkungen bekannte Ecclestone. Der Jüdische Weltkongress forderte seinen sofortigen Rücktritt.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland fordert die Teams des bevorstehenden Nürburgring-Rennens auf, die Zusammenarbeit mit Ecclestone wegen seiner positiven Äußerungen über Hitler zu boykottieren. «Gerade eine Woche vor dem Start am Nürburgring sollten alle Teams sehr klar machen: Wer Hitler lobt, katapultiert sich selbst rasant sofort aus der Seriosität heraus», sagte der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, am Montag im Gespräch mit Handelsblatt.com.
Zentralrat: Ecclestone ist ein "politischer Geisterfahrer"
Ecclestone sei «ein übler politischer Geisterfahrer und fährt so die gesamte Formel 1 an die Wand», meinte Graumann. «Kein Team sollte mehr mit ihm zusammen arbeiten. Ein Boykott wäre nun mehr als angebracht.» Dass Ecclestone nun von einem Missverständnis spricht, kommentierte Graumann so: «Der Herr ist entweder strohdumm oder unglaublich bösartig, vermutlich aber beides.»
Auch ein geplantes Treffen zwischen Ecclestone und deutschen Politikern wie dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU) am Rande des Hockenheim-Rennens müsse abgesagt werden, forderte Graumann. Eine Begegnung mit dem Formel-1-Chef sei nun «natürlich vollkommen unmöglich geworden, das ist eine bare Selbstverständlichkeit», sagte er und fügte hinzu: «Mit Faschisten verhandelt man nicht. Man muss sie verdammen und verachten.» (ap)