Düsseldorf. Trotz aller Feierlaune nach der geschafften Relegation schlägt Bochums Sportchef Fabian kritische Töne an. Er lässt seine Zukunft offen.
Sie lagen sich in den Armen, schrien ihre Freude in Richtung Stadiondach. Den Fußballern des VfL Bochum ist das gelungen, woran im Vorfeld kaum jemand geglaubt hatte. Der Bundesligist hat seine 0:3-Hypothek aus dem Relegationshinspiel geschultert und sich erst in die Verlängerung gekämpft, um schließlich im Elfmeterschießen den Klassenerhalt in der Bundesliga perfekt zu machen.
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Auch Patrick Fabian, der Sport-Geschäftsführer, war erleichtert - aber auch „leer“, wie er hinterher in der Interview-Zone sagte. Ähnlich drückte sich später auch Trainer Heiko Butscher aus, der kommende Saison die U23 trainieren soll - ein neuer Coach soll die Profis zum vierten Klassenerhalt in Folge führen.
Bochums Fabian: „Ekstase pur“ nach letztem Elfmeter
„Als der letzte Schuss übers Tor geht, bricht es aus Dir heraus, das ist Ekstase pur“, sagte Fabian sichtlich bewegt. „Aber trotzdem bist Du ja auch platt, die ganzen letzten Wochen waren Wahnsinn“, sagte Fabian.
Der Sport-Geschäftsführer ließ die schwierige Phase kritisch Revue passieren. „Was man da alles wegmoderieren musste, womit man konfrontiert wurde: Eye Leute, es geht auch immer noch um Menschen da draußen“, sagte der 36-Jährige. „Wir müssen aufpassen bei solchen Gerüchten, die da entstehen, teilweise konnte ich das gar nicht mehr glauben.“
Fabian spricht von „Bullshit“: „Geht auf keine Kuhhaut“
Fabian deutlich: „Für mich war das nicht Bochum-like, wir mussten damit umgehen. Ich freue mich einfach für die Stadt, den Klub, für jeden einzelnen Fan, dass wir ein weiteres Jahr Bundesliga spielen dürfen. Wir waren totgeschrieben. Ich bin stolz auf die Jungs, wie sie hier heute die Antwort gegeben hat.“
Bereits zuvor im TV-Interview mit Sat. 1 hatte Fabian Klartext gesprochen über seine Gefühle und Einschätzungen: „Es hat in den ganzen letzten Wochen extrem viel Kraft gekostet. Es wurde so viel erzählt, so viel Bullshit über uns verbreitet. Das geht auf keine Kuhhaut. Da tue ich mich auch ganz, ganz schwer mit.“
Es laufe mal besser auf dem Platz, mal schlechter, letztlich spielten da elf junge Männer Fußball gegen andere elf Männer, so Fabian sinngemäß. Und wörtlich: „Da darf sich jeder auch mal selbst fragen, ob das der Weg ist. Ich dachte, beim VfL gehen wir diesen Weg so nicht und es ist anders. Aber das war genauso. Und deswegen haben wir hier die Antwort gegeben.“
VfL Bochum: Weichen für Zukunft gestellt
Nach Informationen dieser Redaktion waren nach dem Hinspiel gegen Düsseldorf, dem 0:3-Debakel, in Krisensitzungen des Präsidiums und weiterer Verantwortlicher (Geschäftsführung, Direktoren) die Weichen für die Zukunft gestellt worden. Tendenz: Trennung von Fabian und Sportdirektor Marc Lettau nach einer „komplizierten Saison“, so Fabian selbst am späten Montag nach dem historischen Comeback in Düsseldorf, dem Klassenerhalt.
Fabian zu seiner Zukunft: „Nicht von Emotionen leiten lassen“
Er klang trotz des Triumphes nach Abschied. Wie berichtet, ist es vorstellbar, dass er selbst vom Amt des Sportchefs zurücktritt. Auf Nachfrage dieser Redaktion, wie es mit ihm nun weiterginge beim VfL, ließ Fabian um kurz vor Mitternacht seine Zukunft zunächst offen.
„Das werden wir sehen. Ich bin ehrlich“, wiederholte Fabian gefasst: „Mir haben viele Dinge auch nicht gefallen in den letzten Wochen und Monaten. Das hat sich nicht geändert nach dem Sieg heute in Düsseldorf. Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns jedes Mal von Emotionen leiten zu lassen. Das hätte ich mir auch schon vorher gewünscht, das ist leider nicht passiert. Von daher genießen wir heute erstmal alle diesen Triumph hier. Das ist unglaublich, was wir hier geschafft haben, das zählt zu den größten Comebacks der Fußball-Geschichte. Das sollten wir heute genießen, morgen vielleicht auch noch – dann wird man sehen, wie es weitergeht.“
Lettau geht davon aus, beim VfL Bochum weiterzuarbeiten
Ebenfalls extern, aber auch vereinsintern in der Kritik steht Sportdirektor Marc Lettau, der die meisten Transfers abgewickelt hatte. Auch der 38-Jährige freute sich wahnsinnig über den Triumph und zeigte Größe, als er auch den Ex-Trainern Thomas Letsch und Jan Fießer noch einmal für ihre Arbeit dankte. Auf die Frage, ob er auch kommende Saison für den VfL arbeiten werde, sagte Lettau: „Ich würde mich wundern, wenn es nicht so wäre.“
Noch in dieser Woche, so hört man, werden Fakten geschaffen. Sollte es zur Trennung von Fabian kommen, muss schließlich schnell ein neuer Sport-Geschäftsführer präsentiert werden. Zudem benötigt der VfL einen neuen Trainer und etliche neue Spieler mit Stammplatz-Potenzial. Unter anderem im Mittelfeldzentrum, denn Patrick Osterhage (SC Freiburg) und wahrscheinlich auch der in Düsseldorf erneut überragende Kevin Stöger, der seine Zukunft am Montag offen ließ, werden den Klub verlassen.
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