Peking. Russland und Belarus dürfen bei den Paralympics starten. Der Deutsche Behindertensportverband hält den Beschluss für “inakzeptabel“.
Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) unter seinem Präsidenten Andrew Parsons hat sich trotz des Angriffskrieges der Russen gegen die Ukraine gegen einen Ausschluss von Russland und Belarus bei den 13. Winter-Paralympics entschieden. Dies teilte das IPC nach einer Sitzung am Mittwoch mit. Der Beschluss löste heftige Kritik aus. Er schäme sich zutiefst, sagte der deutsche Chef de Mission, Karl Quade.
Behindertensportverband: IPC-Beschluss völlig falsches Signal
Der IPC-Beschluss sei „inakzeptabel und in der derzeitigen weltpolitischen Lage ein völlig falsches Signal", teilte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) mit. DBS-Präsident Friedhelm-Julius Beucher beklagte die Entscheidung als „enttäuschend und mutlos. Angesichts der täglichen Kriegsgräuel in der Ukraine hätten wir einen solchen Beschluss nicht für möglich gehalten. Es hätte eine konsequente Entscheidung gebraucht, jetzt und nicht im Anschluss an die Paralympics.“
Es sei „nicht nachvollziehbar“, betonte Chef de Mission und DBS-Vizepräsident Karl Quade, „dass das IPC eine völlig andere Entscheidung trifft als der absolute Großteil der Sportwelt. Seit der Gründung des IPC 1989 bin ich Mitglied der paralympischen Bewegung, doch für diese Entscheidung schäme ich mich zutiefst. Viele nationale Komitees haben totales Unverständnis für diese Entscheidung gezeigt, auch wir.“
Athletinnen und Athleten starten unter neutraler Flagge
Die Spiele für Menschen mit körperlicher Behinderung werden am Freitag in Peking eröffnet und dauern bis 13. März. Laut IPC-Beschluss dürfen die Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus nur neutral und unter paralympischer Flagge antreten. Auch die Hymnen dürfen nicht gespielt werden. Beide Verbände werden zudem nicht im Medaillenspiegel berücksichtigt. Zudem wurde Russlands Präsident Wladimir Putin der Paralympische Orden entzogen.
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Das IPC verurteile zwar „die grobe Verletzung des Olympischen Waffenstillstands durch die russische und die belarussische Regierung“, sagte Parsons. Bei der Entscheidung über Maßnahmen sei aber „von grundlegender Bedeutung, dass wir im Rahmen unserer neuen Verfassung gearbeitet haben, um politisch neutral zu bleiben“. Parsons sprach von der „härtesten Bestrafung, die wir im Rahmen unserer Verfassung und der aktuellen IPC-Regeln verhängen können“.
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Noch in diesem Jahr will das IPC eine Generalversammlung abhalten. Da soll dann darüber abgestimmt werden, ob die Einhaltung des Olympischen Friedens Voraussetzung für die Mitgliedschaft im IPC sei. Bis dahin will das IPC auch keine Veranstaltungen in Russland und Belarus durchführen.
Zahlreiche Verbände hatten Russland und Belarus ausgeschlossen
Zuvor hatten sich das Internationale Olympische Komitee (IOC), zahlreiche Fachverbände sowie die großen Fußballverbände FIFA und UEFA unter steigendem Druck zu einer harten Haltung gegen Russland und Belarus durchgerungen. Auch DBS-Präsident Beucher hatte schon im Vorfeld der IPC-Entscheidung vehement einen Ausschluss der beiden Länder vehement gefordert. Dass sich das IPC nun „auf Regeln und Paragrafen beruft, dafür haben wir keinerlei Verständnis, so Quade. In einer solchen Situation braucht es moralische und politische Entscheidungen, keine juristischen.“ (sid)